HG-Bild PDF
Nouvelle-Aquitaine

sonniger Herbst an der französischen Atlantikküste

Freitag, 22. Sept. 2023 - la première étape

Gestern Nachmittag hat Otto bei der letzten Kontrolluntersuchung nach der Katarakt-OP vom Augenarzt grünes Licht für unsere Womo-Tour bekommen. Wir haben sofort gepackt und die Fahrräder am Träger montiert. Trotzdem brauchen wir heute noch eine Rüstzeit von weiteren zwei Stunden. Keiner will früh aufstehen. Lieber gemütlich frühstücken und duschen. Und der Kühlschrank ist leider auch noch ziemlich voll. Ein letzter Halt bei Aldi soll das zu ganzen Mahlzeiten komplettieren. So ist es schon nach 10 Uhr, als wir auf die Autobahn rollen. Wir kommen gut voran. Aber dann stoppt uns der Rasthof Seligweiler, eine alte Erinnerung an Ottos Außendiensttätigkeit. Die Baustellen bei Pforzheim kosten uns wieder einmal viel Zeit. Aber das kennen wir ja schon zur Genüge. Noch scheint die Sonne, als wir am Stellplatz in Rheinmünster ankommen. Wir trinken Kaffee vor dem Womo. Ein kurzer Abendspaziergang wird von einem kurzen Regenschauer beendet. Trotzdem in prima Urlaubsbeginn.

Stellplatz

Abends auf dem Womo-Stellplatz in Rheinmünster


Samstag, 23. Sept. 2023 - fête du Potimarron

Die erste Nacht im Womo ist immer nicht so erholsam, weil halt ungewohnt. Wir frühstücken und sind bereits um 9 Uhr unterwegs. Otto hat ein neues Camper-Navigationssystem installiert, das auch Fahrzeugmaße und -gewicht berücksichtigt. Die Handhabung hakt noch. Frankreichs Straßen haben uns schon immer gefordert und so manche Diskussion hervorgerufen. Nicht jede Routenwahl erscheint Rosi sinnvoll. Sie lässt sich halt ungern das Ruder aus der Hand nehmen. Aber schon mittags sind wir in Lunéville, zum ersten Mal auf einem Camping-Car Park. Die freundliche Hilfe bei der Anmeldung am sehr gepflegten Platz nehmen wir gerne an. Er ist laut und relativ schattig. Im Schlosspark nebenan genießen wir etwas Sonne. Vor dem Château feiert man gerade das Fête du Potimarron, das Kürbisfest. Sonst bietet uns die Stadt nichts Nettes und der Kaffeegenuss wird von Regentropfen beeinträchtigt. Am Abend wird es kalt.

Schloss

Schlosspark und Schloss Lunéville

Skulptur

Harlekin im Park von Lunéville

Fest

Fête du Potimarron, das herbstliche Kürbisfest


Sonntag, 24. Sept. 2023 - château fermé

Die Kälte setzte uns in der Nacht zu. Eine Wolldecke musste her. Aber einheizen? Das geht gar nicht! Ein tapferer Mann geht nach dem Frühstück auch noch duschen. Das Thermometer zeigt 9 Grad als wir den Ort verlassen. Otto hat gestern für Rosi noch eine Straßenkarte besorgt. Jetzt mit drei Informationsquellen wird das Navigieren nicht einfacher. Das hätte uns vorher klar sein können. Bei herrlich sonnigem Wetter fahren wir mehr als 400 Kilometer über Land. Nicht immer perfekt zielgerichtet. Aber immer mit herrlichen Ausblicken. Gegen 17 Uhr erreichen wir den Stellplatz in Sully-sur-Loire. Nach dem Abendessen gehen wir noch an der Loire entlang zum Château, wo wir feststellen müssen, dass es morgen leider nicht zu besichtigen sein wird.

Stellplatz

die noble 1. Reihe des Stellplatzes in Sully-sur-Loire

Schloss

das Schloss Sully-sur-Loire von der Flussseite

ein Klick auf ein Bild öffnet eine größere Darstellung


Montag, 25. Sept. 2023 - une idylle sur l'Indre

Der Baguette-Jäger ist schon sehr zeitig unterwegs. Belebt von der Morgenfrische nimmt er, entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten, die von der Loire aufsteigenden Nebel vor die Linse. Wir gehen noch einmal in den Ort, können auf dem Markt Käse und Trauben kaufen und dem Kaffeegenuss frönen. Mittags gibt's Salat im Womo. Wir entscheiden uns, nicht nach Poitiers weiterzufahren. Die dortige Stell- und Parkplatzsituation schreckt uns ab. Und eigentlich wollten wir ja ein Loire-Schloss besichtigen. Unsere Wahl fällt auf Azay-le-Rideau, wo direkt neben dem Château ein Stellplatz auf uns wartet. Dort kommen wir nach dreistündiger Fahrt auf den unterschiedlichsten Straßen durch die Pampas unter. Eine Idylle am Fluss Indre, lauschig unter Bäumen und total ruhig. Der Ort ist ausgesprochen reizend, stellen wir beim Abendspaziergang fest.

Boulangerie

heißgeliebte Nahrungsquelle am Morgen

Herzog

Maximilien de Béthune, Herzog von Sully

Stellplatz

auf dem idyllischen Stellplatz von Azay-le-Rideau ...

Stellplatz

... direkt am Ufer der Indre

Stellplatz

Womo-Stellplatz an der Indre - mit uns in der 1. Reihe


Dienstag, 26. Sept. 2023 - escalier d'honneur

Was für ein Morgen! Die Nacht ruhig, warm und lang! Unser Frühstück übertrifft ob seiner Fülle die französische Lebensart bei Weitem. Gutgelaunt beginnen wir die Besichtigung des Renaissance-Schlosses. Sie startet unter dem massiven Gebälk des Dachgeschosses. Dorthin führt die "Ehrentreppe", eine Treppe mit Umkehrpodesten, der „neueste Schrei“ nach der Wendeltreppe. Danach die üblichen Prunkräume, reichlich mit Mobiliar, Gobelins und Gemälden ausgestattet. Den Schluss machen die lebenswichtigen Räume: Vorratskammer, Küche und Brunnen. Der Garten wird von hohen exotischen Bäumen eingerahmt. Einige wenige Blumenbeete finden sich entlang des Wassergrabens. Der Cappuccino im angrenzenden Café kostet 4,50 Euro, Schlossniveau halt. Den Nachmittag verbringen wir vor dem Womo in der Sonne. Es ist wahrhaft lauschig da.

Schloss

Château Azay-le-Rideau

ein Klick auf ein Bild öffnet eine größere Darstellung


Mittwoch, 27. Sept. 2023 - camping tzigane

Heute wollen wir Strecke machen. Eine "kurze" Etappe von 270 Kilometer bis auf die Ile de Re. Erst füllen wir aber die Lücken unseres Kühlschranks bei Lidl. Danach lotst uns die freundliche Dame im Cockpit durch das romantische Tal der Indre, vorbei an etlichen Chateaus und Weingütern. Aber halt auch mit Ortsdurchfahrten und Tempolimits. Etwas genervt bemerken wir, dass wir die ganze Route auch etwas unbeschwerlicher hätten zurücklegen können. Die Île de Ré erreichen wir über eine fast drei Kilometer lange, mautpflichtige Brücke. Solange die Kosten für 50.000 Kubikmeter Beton, 6.000 Tonnen Stahl und 20 Monatslöhne für 550 Arbeiter noch nicht erwirtschaftet sind, wird zur Kasse gebeten. Nach einer Fahrzeit von vier Stunden plus Pause stehen wir an der Rezeption des Huttopia-Campingplatzes in Sainte-Marie-de-Ré. Rosi gefällt unser Stellplatz gar nicht, einem Zigeunerlager gleich, viel Sand und Piniennadeln. Nach dem Abendessen radeln wir die zwei Kilometer ans Meer an die Plage de Montamer. Jetzt ist alles wieder gut.

Nebel

zarter Morgennebel über der grünen Idylle in Azey

Camping

harzige Kiefern über sandigem Boden in Sainte-Marie-de-Ré

Brücke

die Brücke zur Île de Ré

Strand

Plage de Montamer auf der Île de Ré

Strand

Abend am Strand

Strand

Abend am Strand


Donnerstag, 28. Sept. 2023 - piscine plus chaude

Frühstück vor dem Wohnmobil, erstmals in diesem Urlaub. Die Temperaturen sind wie für uns geschaffen. Unglaublich, dass wir vor einigen Tagen noch gefroren haben. Wir starten mit den Rädern, aber Ottos Rad startet nicht! Nach telefonischer Rücksprache mit unserem Fahrradhändler in Freising dann doch. In La Flotte am Hafen genießen wir das maritime Flair und einen Cappuccino für 5,50 Euro. Es scheint preislich nach oben noch Luft zu sein. Auch der Markt ist unglaublich vielfältig und lebhaft, Lebensmittel, Haushaltswaren und Bekleidung. Dann radeln wir nach Osten zur Abbaye de Châtelliers, einer Zisterzienser-Klosterruine aus dem 12. Jahrhundert. Ganze fünfmal wurde sie von den Engländern zerstört und danach wieder aufgebaut. Seit 1623 ist sie nur mehr Fotomotiv. Leider muss Otto jetzt seine Muskeln spielen lassen, das Rad verweigert motorische Unterstützung. Wir kürzen die Tour, um mittags im Womo zu pausieren. Die unterwegs angebotenen "Kleinigkeiten" empfinden wir als überteuert. Wieder einmal führt uns Google auf sandigen Forstwegen, die ihren Namen nicht verdienen, ins Nirgendwo. Die Nachmittagsrunde geht nach Saint-Martin mit der alten Stadtbefestigung des Baumeisters Vauban. Im Hafen tobt das Leben, jede Menge schicker Restaurants, Cafés und Eisdielen. Ein Hauch von Saint-Tropez. Der Rückweg ist auf wunderbaren Radwegen schnell geschafft. Wir wollen ja auch von dem 27° warmen Pool was haben. Vollmond erhellt diese Nacht.

La Flotte

La Flotte

La Flotte

La Flotte

La Flotte

La Flotte

Kloster

L'Abbaye des Châteliers

Kloster

L'Abbaye des Châteliers

Kloster

L'Abbaye des Châteliers

St. Martin

Saint-Martin-de-Ré

St. Martin

Saint-Martin-de-Ré

St. Martin

Saint-Martin-de-Ré


Freitag, 29. Sept. 2023 - atlantique tempétueux

Otto traut sich mit seinem inaktiven Rad eine längere Strecke zu. Er hat aber nicht mit so viel Gegenwind gerechnet. In La Cuarde-sur-Mer soll der größte Markt der Insel sein. Wir finden moderne Markthallen, nicht sehr groß, und ehe wir uns versehen sind wir schon wieder raus aus dem Ort. Ganz ohne Kaffeepause!! Unser Ziel ist das Écomusée du marais salant inmitten der Salzwiesen auf dem Weg nach Loix. Schlammige oder leere Tümpel, dazwischen dürr überwucherte Landstreifen, begleiten uns. Das Museum hat geschlossen. Wir sind enttäuscht. Der Ort Loix ist klein aber nett. Wir finden einen Salon de Thé, wo wir Pause machen. Einige Regentropfen fallen an der Plage de Grouin, wo einzelne Muschelsucher im Schlamm ihr Abendessen sammeln. Bei einer Abend-Abschluss-Radtour an den Strand zeigt sich der Atlantik heute von seiner stürmischen Seite.

Loix

südlich von Loix

Otto

Dreharbeiten ...

Loix

... bei Loix

an der Bastion de la Mer bei Saint-Martin-de-Ré — wo ist das Wasser?

Plage de Montamer auf der Île de Ré


Samstag, 30. Sept. 2023 - café américain

Wir kommen laaangsam in die Puschen, ist ja auch nicht weit bis La Rochelle. Im Supermarkt von La Flotte besorgen wir noch Wein der Insel. Über die Pont-de-Ré erreichen wir das Festland diesmal mautfrei. Rosi will die Brücke ablichten, bei der Herfahrt war das Licht sehr ungünstig. Kamera einschalten, Batterie leer - wieder nichts. Unser Stellplatz in Port Neuf, den wir dank Navi total umständlich erreichen, ist groß, parkähnlich und bis zum Abend rappelvoll. In die Stadt wählen wir die Route auf sicheren Radwegen am Wasser entlang. Und Otto hat sonderbarerweise wieder Motorunterstützung. Im Zentrum ist die Hölle los. Am Wochenende wollen alle raus aufs Land - denkste! Straßen voller parkender Autos, Radfahrer wie Ameisen wuselnd, die Gassen voll wie beim Schlussverkauf. La Rochelle war einst eine blühende Handelsstadt und letzte Hochburg der protestantischen Hugenotten. Ein Hemmschuh für den französischen Absolutismus. Die Stadt wurde belagert, ausgehungert und 1628 eingenommen. Der König ließ die Festungen schleifen, übrig blieben die drei Türme, die heute den alten Hafen so malerisch einrahmen. Zwischen der runden Tour de la Chaîne und der viereckigen Tour Saint-Nicolas – Wohn- und Wehrturm mit Kapelle - konnte der Feind mit einer Eisenkette ausgesperrt werden. Die hohe, jüngste Tour de la Lanterne diente als Leuchtturm und grausames Gefängnis. Durch das angrenzende Stadttor, Tour de la Grosse Horloge, gehen wir durch das Zentrum bis zum Rathaus. Der prachtvolle Renaissance-Bau war 1913 abgebrannt, mittlerweile wieder aufgebaut aber noch nicht zu besichtigen. Am Platz davor trinken wir einen Café américain, stilvoll in je drei Kännchen, Kaffee, heißes Wasser und heiße Milch, serviert. Weshalb er bei so viel Geschirraufwand viel billiger als ein Cappuccino ist, bleibt uns ein Rätsel. Am Abend sitzen wir bei einem Glas Wein vor dem Womo.

Türme

Tour de la Chaîne und Saint-Nicolas am Hafen von La Rochelle

Straße

Rue du Palais am Grosse Horologe in La Rochelle

Turm

Tour de la Lanterne am Hafen von La Rochelle

Rathaus

imposantes Rathaus von La Rochelle

ein Klick auf ein Bild öffnet eine größere Darstellung


Sonntag, 1. Okt. 2023 - restaurants complets

Mittag in der Stadt. Den Weg dorthin kennen wir ja schon. Die Straßen sind leerer, die Restaurants bis auf den letzten Platz gefüllt. Wir suchen uns andere Wege als gestern und vor allem Schatten. Ganz bis zum Meer schaffen wir es nicht. Es ist heiß geworden. Otto möchte ein Eis. Er kapituliert vor der laaaangen Warteschlange. Heute finden wir zu guter Letzt die Maison de Henri II. Plantagenêt, eine der wenigen Sehenswürdigkeiten aus unserem Führer. Am Abend kriegen wir neue Stellplatznachbarn, ein Ehepaar aus Walldorf. Und schon ergibt sich ein sehr angenehmes Gespräch bis es Zeit fürs Bett ist.

ein Klick auf ein Bild öffnet eine größere Darstellung


Montag, 2. Okt. 2023 - invasion de moustiques

Otto radelt wieder zur Boulangerie. Schön, dass es immer frisches Baguette zum Frühstück gibt. Ade La Rochelle. Wir fahren auf den Campingplatz "Le Cadoret" in Fouras. Von dort werden Überfahrten auf die Insel Aix angeboten. Rosi wählt einen Stellplatz mit Blick aufs Meer. Schon beim Mittagessen spüren wir: hier mückt's gewaltig! Wir flüchten per Rad an die Landspitze "La Fumée". Es ist Niedrigwasser und wir können zwischen den Austernbänken und den Muschelsuchern trockenen Fußes fast bis zum Fort Énet wandern. Die Mücken am Campingplatz sind arg. In der Hoffnung auf Verbesserung wechseln wir die Parzelle - Pustekuchen! Wir bleiben den Rest des Tages Indoor und schauen neidisch auf die draußen. Rosi ist geschafft von den Mückenattacken und geht zeitig schlafen, Otto arbeitet noch ein wenig an den Urlaubsfotos. Er wird ihr morgen ein Antihistaminikum besorgen!

La Fumée

Austernbänke vor La Fumée

Muschelsucherinnen

Muschelsucherinnen

Fort

Fort Énet

Hütten

Carrelets de pêche

Hütte

Carrelet de pêche


Dienstag, 3. Okt. 2023 - vélos rouillés

In der Nacht ist es kühler geworden und wir konnten gut schlafen. Auch ein Frühstück im Freien ist möglich. Aufkommender Wind hält die fliegenden Plagegeister fern. Wir radeln zum Fähranleger, denn wir wollen zur Île-d'Aix übersetzen. Dieses kleine Eiland hat den großen Napoleon in seinen letzten Tagen in Europa beherbergt, bevor er ins Exil nach Sankt Helena abgeschoben wurde. Die Insel ist ein militärischer Festungsklotz im Meer. Eine Batterie neben der anderen, von wilder Natur überwuchert. Und die Menschen scheinen diese Natur zu genießen. Idyllische Feriendomizile neben ungepflegten, vermutlich unbewohnten, Häusern. Und an jeder Ecke ein rostiges Fahrrad zur Deko. Für unsere Pause finden wir den schönsten Picknickplatz. Die vier Stunden Aufenthalt reichen uns gut für die Besichtigung per Rad und einen Cafébesuch.

Fort

Fort Enet vom Schiff aus bei der Überfahrt zur Ilé d'Aix

Strand

Bucht im Süden der Ilé d'Aix

Bucht

Plage des Sables Jaunes im Norden

Ausblick

Ausblick

ein Klick auf ein Bild öffnet eine größere Darstellung


Mittwoch, 4. Okt. 2023 - prison de Theodor Fontane

Von Insel zu Insel, hier an der Atlantikküste leicht zu bewerkstelligen. Wir wechseln auf die große Île d'Oleron. Das Wetter ist noch immer sehr gut. Morgens und abends ist es kühler, aber dazwischen T-Shirt-Wetter. Das Navi lockt wieder mit einer Exkursion. Aber heute machen wir nicht mit. Vorbei an der Stadt Rochefort, deren Name nach Käse klingt, erreichen wir die Insel über einen Damm. Wir haben einen schönen Blick auf Fort Louvois. Hier, im Marennes-Oleron-Becken, befindet sich die Austern-Anzucht für die umliegende Region. Aus dieser kommen 20 % der französischen Austern, bei den verfeinerten Fines de claires sind es sogar 80%. Am Nachmittag radeln wir vom Stellplatz in den Ort Château-d'Oleron mit seiner weitläufigen, von Vauban umgestalteten, Festung. Theodor Fontane war als preußischer Offizier 1870 der uns bekannteste Gefangene. Im Hafen finden wir viele bunte Fischerhäuser, sogenannte Cabanes, in denen heute Schmuckhersteller und Künstler arbeiten. Otto lässt die Filmkamera liegen. Als wir es bemerken, jagen wir wie verrückt orientierungslos zurück durch den Ort. Gottseidank, sie ist noch da! Gegen die weichen Knie kann jetzt nur ein Eisbecher helfen. Am Abend beschließen wir, die weiteren Tage im Norden der Insel zu verbringen.

Brücke

Brücke zur Insel Oleron

Fort

Fort Louvois

Zitadelle

Citadelle du Château-d'Oléron

Cabanes

touristische Cabanes in Château-d'Oléron

Cabanes

genutzte Cabanes in Château-d'Oléron


Donnerstag, 5. Okt. 2023 - pizza de fin de soirée

Unsere Wahl fällt auf den Camping Municipal in Saint-Denis-d’Oléron. Er hat direkten Strandzugang, Ortsanbindung und ist gut für zwei Nächte. Zwei Parzellen zur Auswahl, sapperlot! Bei dem leeren Gelände. Keine von beiden passt uns. Wir suchen selber und können unsere Wahl auch problemlos bekommen. Seltsames Spiel! Im Ort dominieren zweistöckige, weiße Häuser mit Fensterläden in Blau in vielen Nuancen. Erinnerungen an Griechenland werden wach. Selten wagt man ein Grün oder Braun. Am Nachmittag radeln wir am Meer entlang zum schwarz-weiß gestreiften Phare de Chassiron. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel. Wir können am Horizont die Insel Ré und die Stadt La Rochelle erkennen. Ein langer Spaziergang endet bei einem obligatorischen Kaffee, diesmal ein Café Crème, von einer sehr unwilligen Bedienung serviert. Auf dem Campingplatz wirbt man mit Pizza, aber erst ab 19 Uhr. Im Ort öffnet eine Alternative schon um 17:30 Uhr. Das wäre uns lieber. Ja offen schon, aber Essen erst ab 19 Uhr! Die Superette am Campingplatz nimmt unsere Bestellung schon vor 19 Uhr entgegen, fertig um 20:15 Uhr! Um diese Zeit haben wir dann unsere selbst zubereiteten Nudeln mit frischem Salat bereits verzehrt.

Camping

Camping municipal in Saint-Denis-d’Oléron

Küste

Küste bei Saint-Denis-d’Oléron

Leuchtturm

Phare de Chassiron

Écluse

Modell einer Écluse - Gezeiten-Fischfang, wie er noch heute betrieben wird

Écluse

echte Écluse vor Chassiron im Meer


Freitag, 6. Okt. 2023 - pigeons maléfiques

Alles nach Plan. Ein gemütliches Frühstück mit Baguette von Campingladen. Nach der Hausarbeit machen wir einen langen Spaziergang an unserem Strand, er soll der schönste von Saint-Denis sein. Zu Mittag gibt's Moules marinières in der Creperie Sucré Sablé am Hafen. Für danach hat Otto eine Komoot-Radrunde ausgesucht. Wir stapfen zweimal durch die sandigen Dünen hoch zu herrlichen Badestränden. Wie in Dänemark, nur die Temperaturen erheblich höher. Rosi ist furchtbar neidisch auf die Badenden. Auf einem Dorfplatz schauen wir für einige Zeit den Boule-Spielern zu. Es sind wahre Profis darunter. Dank einer falschen Kamera-Einstellung sind die Fotos des heutigen Tages "schön" gefärbt. Meer und Himmel tiefblau, blauer geht's nicht, die Menschen braun gebrannt - Postkartenfarben pur! Nach dem Abendessen müssen wir die Hinterlassenschaften der Tauben von unserer Markise entfernen. Während wir die eine Seite mühsam reinigen, kleckern die Mistviecher schon wieder die andere voll. Und sie lassen sich nicht vertreiben aus ihrem Schlafbaum.

ein Klick auf ein Bild öffnet eine größere Darstellung


Samstag, 7. Okt. 2023 - route du lait

Otto wacht heute früher auf. Wir müssen uns tatsächlich sputen, der Tag ist getaktet: bis 10 Uhr den Platz verlassen, im Leclerc einkaufen, zum Stellplatz in Meschers-sur-Gironde fahren und um 14:15 Uhr die Troglodyten-Höhlen besichtigen. Im riesigen Leclerc konnten wir zudem billig tanken und teuer einkaufen. Wären wir doch bei Aldi geblieben. da hätte der Einkauf viel weniger Zeit gekostet. Auch der Verkehr ist nicht ohne. Autoschlangen, die sich auf die Insel quälen. Und dann sind auch noch die beiden anvisierten Stelllätze restlos belegt. Damit haben wir wahrlich nicht gerechnet. Notgedrungen streichen wir die Höhlenwohnungen und ziehen weiter nach Talmont, dem hübschen Städtchen auf einem Felsensporn direkt an der Gironde. Hier können wir auf einer großen Wiese parken und sogar übernachten. Wenn man das mit dem Ticket hinkriegt! Otto löst versehentlich ein Sechs-Stunden-Ticket für sechs Euro und muss danach noch ein weiteres 24-Stunden-Ticket für 12 Euro nachlösen. Somit ist es einer der teuersten Plätze unserer Reise. Wir laufen durch die Gässchen. Den parkenden Autos nach müsste es eigentlich voller sein. Es ist ein wenig touristisch und ein wenig kitschig. Eindrucksvoll die Lage der Église Sainte-Radegonde und schlicht und ergreifend ihr Inneres. Radegonde war eine thüringische Prinzessin, die in Frankreich zwangsverheiratet wurde, deren Wohltätigkeit und Klostergründung zur Heiligsprechung führte. Wir laufen in der prallen Sonne noch weit bis zum Port Marant, um einige Carrelets zu fotografieren. Den Sonnenuntergang verpassen wir knapp, aber später entschädigt uns ein gigantischer Sternenhimmel. Wir können sogar die Milchstraße ausmachen.

Womo

Stellplatz in Talmont-sur-Gironde

Kirche

Église Sainte-Radegonde in Talmont-sur-Gironde

Haus

La Maison de l'Armateur in Talmont

Boot

Stillleben

Carrelets

Carrelets in Port Marant


Sonntag, 8. Okt. 2023 - tombeau de roche

Wenn wir halt beim Aufstehen schon wüssten, was wir wollen. Zum gemütlichen Sonntagsfrühstück gehört ein Spiegelei. Dann ein überstürzter Aufbruch, damit wir die Höhlenkirche in Aubeterre-sur-Dronne noch vor der Mittagsause besichtigen können. Die engen holprigen Nebenstrecken, viele Ortsdurchfahrten und letztendlich eine unklare Routenführung lassen uns unser Ziel nicht rechtzeitig erreichen. Wir machen eine gemütliche Mittagsause und besichtigen danach den Ort. Er liegt malerisch auf einer Anhöhe und gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Die Gassen sind leer und der Marktlatz mit seinen Restaurants übervoll. Die Église-Saint-Jaques hat eine monumentale, reich verzierte vorgesetzte Front. Die vielen Rundbögen sind mit pflanzlichen Motiven, Zyklen aus Tierkreiszeichen, sowie Szenen aus dem Leben geschmückt. Die berühmte Höhlenkirche Saint Jean lässt uns staunen und schauern. Sie wurde im 12. Jahrhundert von Benediktinermönchen in den Kalkstein eingetieft und ist die größte Höhlenkirche Europas. Der Auftraggeber war zuvor vom ersten Kreuzzug zurückgekehrt und wünschte den Nachbau des Jerusalemer Felsengrabes, der als Reliquienschrein diente. Die Kirche wurde auch als Begräbnisstätte genutzt, an die 200 Grabmulden fand man unter dem Fußboden. Otto möchte heute noch ein Stück weiterfahren, unsere Heimfahrt hat begonnen. Auf guten Straßen kommen wir noch bis Bellac, wo wir den letzten örtlichen Stellplatz ergattern.

Marktplatz

Marché d'Aubeterre-sur-Dronne

Orgelspieler

Leierkastenspieler am Marktplatz

Kirche

Église-Saint-Jaques d'Aubeterre-sur-Dronne

Kirche

Église-Saint-Jaques d'Aubeterre-sur-Dronne

Höhlenkirche

Höhlenkirche Saint Jean

Gräber

Gräber in der Höhlenkirche

Krypta

in der Krypta


Montag bis Donnerstag, 9. bis 12. Okt. 2023 - voyage de retour

Von jetzt an ist Fahren unser Tagessinn. Und abends einen guten Nachtplatz finden. Im Landesinnern sieht man deutlicher die Spuren des Herbstes. Die Auvergne ist staubtrocken, die weißen Charolais Rinder auf der Weide tun einem leid. Die Rebflächen der großen Weingüter in der Champagne sind abgeerntet, romantische Châteaus lugen aus den Steineichenwäldern. Die Herbststimmung zeigen am besten die abgeernteten Felder im Périgord, nur Mais und letzte Sonnenblumen fristen ein ziemlich totes Dasein. In den vergangenen Tagen hatten wir unglaubliche Temperaturen bis zu 30 Grad. Wir übernachten auf den Stellplätzen in Seurre und Rheinmünster, um danach Zita und Hans zu besuchen. Am nächsten Tag gönnen wir unserem rollenden Zuhause eine gründliche Außenreinigung und rollen dann nach Hause. Es war ein regelrechter Sommerurlaub, darauf hatten wir uns nicht eingestellt. Es hat uns gefallen! Unser Programm haben wir nicht komplett abgearbeitet, aber es müssen ja auch Träume übrigbleiben.

Tacho

nach gut 3.000 Kilometern - willkommen daheim!