Das inzwischen Kanada-erprobte Reiseteam Margit & Richard, Toni & Günther sowie Rosmarie & ich hatte bereits im 4. Quartal 2009 damit begonnen, den dritten Trip ins Goldgräber- und Bärenland konkret zu planen. Zu Beginn hielt ich die Anderen in Spannung, da nicht klar war, ob ich den 3-wöchigen Urlaub beruflich würde vereinbaren können. Wenige Wochen vor Reisebeginn sorgte Richard mit einer ernsthaften Erkrankung für hängende Köpfe. Als seine und Margits Teilnahme feststand, heizte die DHL zu guter Letzt Rosmarie und mir ein, als sie für den Transport der Reiseunterlagen volle 6 Tage benötigte und sie erst 3 Tage vor Abflug endlich zustellte.
Wir stehen um 5:30 Uhr auf und fahren nach Freising, von wo uns Mattias zum Flughafen München bringt. Unser Auto bleibt während des Urlaubs bei den Kindern. Erst auf gewisses Drängen erhalten wir für den Weiterflug ab Frankfurt gute Plätze in der Zweierreihe rechts relativ weit vorne. Wir kommen pünktlich dort an. Trotzdem wird‘s hier noch hektisch. Vor dem Security Check haben sich lange Schlangen gebildet, wir mittendrin. Wie an der Kasse im Supermarkt oder im Stau auf der Autobahn: warum bewegen sich die anderen Reihen weniger langsam als die eigene? Plötzlich wird unser Flug zum Boarding aufgerufen! Es ist sehr schwül in dem Gedränge und die Panik, nicht mehr rechtzeitig ans Abfluggate zu kommen, heizt uns zusätzlich ein. Letztlich geht doch alles klar und wir treffen Margit, Toni, Richard und Günther. Die waren gestern schon per Bahn angereist und hatten einen stressfreien Morgen. Gegen 11:30 Uhr heben wir in den wolkenverhangenen hessischen Himmel ab. Die etwas mehr als neun Stunden Flugzeit werden teilweise verkürzt durch einen herrlichen Blick auf Grönland mit seinen kahlen Bergen und schneeweißen Gletschern. Riesige Eismassen treiben im Atlantik, teilweise wie Glassplitter in winzige Teile zerbrochen. Anschließend liegen die noch größeren Eisflächen des nordkanadischen Festlandsockels unter uns. Die wahre Größe Kanadas bestätigt die lange verbleibende Reisedauer, bis wir gegen 11:45 Ortszeit in Whitehorse landen. Unsere Uhren zeigen 20:45 an. Am Gepäckband gibt es technische Probleme, die anderen Vier müssen lange warten. Ich bringe unser Gepäck schon mal mit einem alten Shuttlebus und sehr freundlichem Fahrer ins Hotel ‚Riverview‘, der Rest der Gruppe kommt wenig später nach. Wir bummeln zu Fuß durch die kleine Downtown, am Ufer des legendären Yukon entlang bis zum alten Sternwheeler ‚SS Klondike‘, der auf dem Trockenen als Museum dient. Für eine Besichtigung fehlt uns die rechte Begeisterung. Auf dem Rückweg wird kanadisches Bargeld am Automaten geholt. Ein frühes (oder sehr spätes) Minidinner bietet uns der ‚Subway‘, bevor wir um 17 Uhr Ortszeit todmüde in die Betten fallen. Nur Margit und Richard fühlen sich frisch genug, um noch länger durchzuhalten. Ein Anruf bei Fraserway bestätigt, dass wir morgen um 8:30 Uhr zur Übernahme der dort gemieteten Pickup-Camper abgeholt werden.
Natürlich wachen wir auf Grund der Zeitverschiebung mitten in der Nacht auf. Zwischen 2 und 4 Uhr dösen wir so dahin. Ich koche Kaffee, wir lesen. Um 6 Uhr geht Rosmarie mit der Kamera bewaffnet an den Yukon. Wir beide frühstücken anschließend im Hotel, der Rest der Truppe geht dazu in den Ort. Betsy von Fraserway holt uns wie vereinbart ab. Die Formalitäten werden von drei jungen deutschen Damen erledigt, die Fahrzeuge sind dieselbetrieben und für europäische Maßstäbe riesig. Rosmarie ist sichtlich geschockt. Dann kommt die erste bittere Ernüchterung: der Top of the World Highway ist gesperrt! Heftige Regengüsse haben ganze Teile der Fahrbahn weggeschwemmt. Damit ist unsere komplette Routenplanung hinfällig. Wir wollten Richtung Norden nach Dawson City und von dort über den TotW-Hwy weiter. Was nun? Zunächst besorgen wir im ‚Superstore‘ die Grundausstattung Lebensmittel und im Liquor Store neben- an die flüssige Überlebensration. Nach kurzer Beratung steht der neue Tour-Verlauf fest: wir fahren über den Alaska Hwy Richtung Nordwesten zum Kluane Lake und damit entgegengesetzt zur ursprünglichen Planung. Vielleicht ist die Verbindung zwischen Chicken und Dawson City in 2 Wochen wieder passierbar? Falls nicht, werden wir die 467 km des Alaska Highway zwischen Tok und Haines Junction zweimal fahren müssen und das Eldorado Dawson City nicht erreichen. Der erste Teil der Strecke ist wenig beeindruckend, aber gut ausgebaut, so dass wir rasch vorwärts kommen. Die Rest Area an der Canyon Creek Bridge für unsere Kaffeepause hätten wir beinahe nicht gefunden. Vorgelagert ist das unattraktive Gelände einer sehr einfachen Imbiss-Station. Richtung Fluss erst erschließt sich der Rastplatz, der leider keine Tische und Bänke offeriert. Wir platzieren unsere Campingstühle direkt an der rekonstruierten Holzbrücke. Im Uferschlamm versuchen wir uns im Spurenlesen und wünschen uns das Auftauchen eines Elchs oder Bären. Rosmarie und Richard klettern neugierig auf den Hügel an der gegenüber liegenden Seite. Eine Hütte und eine Bank dort oben versprechen einen schönen Rundblick. Die vermeintliche Hütte ist ein Geisterhäuschen - in luftiger Höhe befindet sich ein indianischer Friedhof. Je näher wir im Lauf der Weiterfahrt den 2.500 m hohen Kluane Ranges kommen, umso mehr fasziniert uns die Natur. Die Gletscher auf den steilen, hohen Bergen glänzen im Sonnenlicht und heben sich malerisch vom azurblauen Himmel ab. Oberhalb des Kluane Lake machen wir einen letzten Fotostopp. Wir umrunden das südliche Ufer und beziehen im Congdon Creek Campground um 17 Uhr keine Campsite am Wasser. Die sind nämlich alle bereits belegt. Nach kurzer Suche stellen wir uns zu dritt auf einen Platz unter lichten Bäumen. Die drei Camper werden von den Frauen besetzt. Socken, Zahnbürste, Regenschirm, Müsli, Bier, alles muss einen Platz kriegen. Toni und Günthers Aufbau bietet die attraktivste Optik, aber den geringsten Stauraum. Da muss System rein findet Toni, deshalb wird Günther während der Aktion vor die Tür verbannt. Feuer machen ist aus Brandschutzgründen verboten. Also bleiben die Steaks im Kühlschrank - schade! Nach einem kurzen Strandspaziergang sitzen wir noch bis 21:30 Uhr draußen, zuhause ist es bereits 6:30 Uhr morgens - Jetlag sollte jetzt kein Thema mehr sein!
Alle schlafen bis mindestens 6 Uhr, dann das erste gemeinsame Frühstück im Freien. So fühlt sich Kanadaurlaub an. Wir wollen das schöne Wetter am Kluane Lake genießen. Zu Beginn steht eine Wanderung auf dem Sheep Creek Trail an. Informationen dazu erhalten wir im Visitor Center an der Slims River Brücke. Dort kann man auch Wissenswertes über die scheuen Dallschafe erfahren. Der Hinweg ist fünf Kilometer lang und überwindet dabei 600 Höhenmeter. Wir können mit unseren Fahrzeugen noch zwei Kilometer bis zum Start des Trails fahren. Diese Piste ist recht abenteuerlich und eher nur für kleine Geländefahrzeuge geeignet, wir kommen trotzdem unbeschadet durch. Nach wenigen Metern ist der Wanderweg den Berg hinauf sehr staubig, die Farbe der Trekkingschuhe, Socken und Hosen nur noch zu ahnen. Die Sonne begleitet und heizt uns. Bereits nach kurzer Zeit sind wir nass geschwitzt. Immer wieder bleiben wir stehen und genießen den Blick ins Tal und auf die gegenüberliegende massive St. Elias Range, von der schwere Gletscher träge talwärts gleiten. Ich würde niemals zugeben, dass ich diese Verschnaufpausen dringend benötige. Flotten Schrittes überholt uns ein amerikanisches Rentnerpaar. Im Verlauf des lustigen Gesprächs fragen wir, ob die einsatzbereite Spraydose in der rechten Hand der Frau Pfeffer gegen Bären enthalte. Sie verneint und erklärt: „no it‘s for my husband“. Nach gut einer Stunde, wir gehen inzwischen die ganze Zeit in praller Sonne zum Teil steil bergan, lässt unser Elan nach. Wir kehren um. Völlig verstaubt kommen wir zum Parkplatz zurück. Ohne Schramme oder Reifenpanne schaffen wir die ‚Abenteuerpiste‘ zum Visitor Center zurück. Von dort fahren wir weiter zum Silver Creek und zu den verfallenen Hütten von Silver City. Laut Führer ist der Weg beschildert, tatsächlich entdecken wir keinen einzigen Hinweis. Die ganze Anlage ist wenig beeindruckend: verfallene Blockhütten (hat man uns was anderes versprochen?), keinerlei Erklärungen (und niemand, der Eintrittskarten verkauft!). Ein paar interessante Fotos sind drin, nach kurzer Zeit ist’s genug. Wir kehren zum See zurück. Alle mit Ausnahme von Margit und mir gehen ins eiskalte Wasser. Danach gibt es Kaffee und Gebäck mit einem herrlichen Blick über den Kluane Lake. Es ist bereits nach 16 Uhr, als wir Richtung Nordwesten aufbrechen. Wir fahren an unserem letzten Nachtplatz am Congdon Creek vorbei und tanken kurz danach in Destruction Bay. Interessanterweise gibt es Treibstoff nur gegen vorherige Abgabe der Kreditkarten! Auf den ersten 333 km haben die Einspritzdüsen 56 Liter Diesel in die Brennräume gejagt. Danach beginnt eine verzweifelte Suche nach einem passenden Nachtlager. Die wenigen Rastplätze entlang der Strecke sind nicht einladend, die offene Schranke an einem Kieswerk mit See weist darauf hin, dass das Gelände Privatbesitz ist. Kurz darauf finden wir doch eine schöne abseits gelegene Stelle direkt an der Donjek River Bridge. Wir parken unsere Fahrzeuge kunstvoll als Trutzburg nebeneinander. Die Abendsonne brennt erbarmungslos. Ausgerechnet heute sind Steaks angesagt, die mangels Feuerstelle auf dem Herd im Wohnmobil gebraten werden müssen. Unglücklicherweise sind die Wohnkabinen auch noch der Sonne zugewandt und werden so von außen zusätzlich aufgeheizt. Die Batterien des Rauchmelders haben wir entfernt, das spritzende Fett in der Pfanne versaut die Küche. Für eine Essgelegenheit draußen baue ich die Tischplatte des Campers aus und befestige sie im Schatten am vorderen Stoßfänger. Besonders attraktiv ist diese Lösung nicht wirklich, andererseits haben wir so eine Möglichkeit, der unerträglich heißen RV-Kombüse zu entfliehen. Als die Sonne gegen 21:30 Uhr untergeht, sinkt die Temperatur endlich.
Die Nacht war erfrischend kühl, wir haben gut geschlafen. Mangels echter Tischalternative im Freien gibt es das Frühstück im Camper. Toni und Günther gesellen sich zu uns. Ohne Hektik brechen wir auf. Heute führen uns die beiden. Kurz vor der Bear Flats Lodge warnt ein Schild: „watch for grizzly bears foraging along the highway“. Prompt quert tatsächlich ein junger Braunbär die Straße. Wir stoppen, Rosmarie hält ihn digital fest. Danach wagen wir uns aus den Fahrzeugen, aber er ist bereits im Gebüsch verschwunden. In Beaver Creek halten wir am Visitor Center kurz an. Toni erkundigt sich nach den US-Einfuhrbestimmungen für den bevorstehenden Grenzübertritt. Den kursierenden Gerüchten nach müssen wir den Totalverlust von Obst, Gemüse, Fleisch und Alkohol fürchten. Die Antwort lässt alle Möglichkeiten offen. Wir setzen die Fahrt ohne große weitere Unterbrechungen fort, bis wir an die Kanadische Zollstation und 30 km weiter an die Grenze nach Alaska kommen. Die Straße ist teilweise in üblem Zustand. Die beiden US-Grenzer sind sehr freundlich und redselig. Sie zeigen keinerlei Interesse an unseren ‚illegal‘ eingeführten Produkten. Unsere Uhren stellen wir um 1 weitere Stunde zurück (zuhause ist es jetzt 10 Stunden später). Nach wenigen Kilometern, die ja jetzt Meilen sind, halten wir am Tetlin National Refuge Visitor Center und versorgen uns mit Informationen. Es ist eine gefällige Einrichtung und Günther entdeckt, dass sie neben der Toilettenbenutzung auch kostenlosen Kaffee anbietet. Das wird er zukünftig bei sich bietenden Gelegenheiten nutzen. Kurz danach bei Meile 1240 machen wir eine kleine Wanderung zum Hidden Lake. Die Sonne sticht gnadenlos, die Mücken tun es ihr gleich. Richard und Günther gehen in dem moorigen Wasser schwimmen. Auf dem Rückweg finden wir eine ganze Menge Rotkappen zur Bereicherung unseres Abendessens. Knapp eine halbe Stunde weiter lädt ein großer Rastplatz zur Kaffeepause ein. Zum Schutz vor der Sonne schleppen wir mit vereinten Kräften einen massiven Tisch unter Schatten spendende Bäume. Bis Tok sind es noch etwa 70 Meilen. Hier besorgen wir ein paar Lebensmittel und erfahren von anderen Wohnmobilisten, dass kurz vor dem Ortsende rechts eine Tankstelle ist, die auch Fahrzeugentsorgung anbietet. Das Infopanel zeigt nämlich an, dass unsere beiden Abwassertanks voll sind. Zudem riecht seit gestern die Toilette sehr unangenehm. Alle 3 RVs werden also be- und enttankt. Danach signalisiert die Anzeige der Abwassertanks immer noch ‚voll‘, auch das Geruchsproblem ist nicht wirklich gelöst! Und zu guter Letzt poppt ein Service- Hinweis des Pickup auf, dass ein Ölwechsel fällig ist. Heute am Sonntag ist bei Fraserway niemand zu erreichen, wir gehen davon aus, dass wir in Fairbanks morgen wieder Mobilfunkverbindung haben werden. Bis zum Ende unserer heutigen Tagesetappe sind es noch etwa 25 Kilometer. Am Moon Lake, wo wir am Abend ankommen, herrscht reges Treiben. Die Grills rauchen, kreischende Kinder plantschen im seichten Wasser - Wochenende! Der See ist voller Motorboote und zu guter Letzt untermalt ein ‚Airboat‘ wie man es aus den Sümpfen Floridas kennt, mit unbeschreiblichem Radau das Abendvergnügen. Der Fahrer trägt übrigens gesundheitsbewusst einen Hörschutz! Wir essen die Pilze vom Hidden Lake und machen es uns draußen gemütlich, als die lärmenden Tagesbesucher endlich verschwunden sind. An deren Stelle tritt das leise aber unangenehme Sirren der Mücken, die über uns herfallen. Zitate des Outdoor-Magazin zum Thema Mückenschutz: „Erfahrungen mit einer Gruppe von 15 Personen ...in Grönland zeigten jedoch, dass Autan Family nicht den gewünschten Schutz bot und die Anwender zum Teil massivste Stichmengen ertragen mussten. Die Vorteile von DEET sind bestechend. In den USA ... wird es mittlerweile wieder als Standard eingesetzt .…“. Hier am Moon Lake versagt selbst unser DEET. Wir erleben den Autan Family Effekt! Rosmarie und ich flüchten früh ins Bett.
Das Frühstück draußen breche ich nach kurzer Zeit entnervt ab. Ich verweigere den Mücken weitere Nahrung! Alle Anderen halten tapfer fuchtelnd durch. Richard fährt heute vorneweg und erzeugt ein Déjà-vu. Er wählt, wie vor einigen Jahren schon einmal, gleich bei der Ausfahrt auf den Highway die falsche Richtung. An der Brücke über den breiten Johnson River machen wir einen kurzen Fotostopp. Wir wagen uns zu Fuß auf die enge Konstruktion und hoffen, dass sich keine 2 Autos hier begegnen, wir hätten keinen Platz zum Ausweichen. Rosmarie entdeckt den ersten Weißkopfseeadler. An der Gerstle River Bridge verlässt Richard die Straße erneut. Er hat einen wunderschönen Platz am Fluss gesichtet. Wir laufen ans Ufer und sind beeindruckt von dem Bergpanorama, dem wolkenlosen Himmel und den sommerlichen Temperaturen. Das wäre ein lauschiger Übernachtungsplatz, leider ist unser Tagesziel noch weit. Der Alaska- Highway ist gut ausgebaut, meist sind sogar 65 m/h erlaubt, was wir nicht voll ausschöpfen. In Delta Junction halten wir an der Information und besorgen uns unter Anderem einen Stadtplan von Fairbanks. Wir erhalten auch die Auskunft, dass ein Vorreservieren der Shuttlebusse im Denali Park von hier nicht erforderlich ist. Ich versuche Fraserway telefonisch zu erreichen, da wieder Mobilfunkverbindung besteht. Der Anruf um 11:30 Uhr (Whitehorse 12:30 Uhr) erfolgt „außerhalb der Geschäftszeiten“. Jetzt geht es auf dem Richardson Hwy weiter. An Rika‘s Roadhouse machen wir den nächsten Stopp. Es liegt an der Stelle, wo der Trail von Valdez nach Fairbanks auf die Tanana Fähre traf. Von einem jugoslawischen Einwanderer vor mehr als 100 Jahren errichtet, wurde es lange Zeit von der Schwedin Rika Wallen betrieben. Wir schlendern über das attraktive Gelände und durch die musealen Gebäude. Am Ende gibt es in dem kleinen Restaurant Eis bzw. Kaffee und Kuchen. Der nächste Parkplatz gibt einen Blick auf die Trans-Alaska-Pipeline frei. Sie überquert neben der Brücke den Tanana River. Die Ölleitung, 1977 fertiggestellt, führt von den Ölfeldern der Prudhoe Bay in den 1280 km entfernten eisfreien Hafen von Valdez. Die kugelsicheren Rohre, ihr Durchmesser beträgt 122 cm, sind mehr als die Hälfte der Strecke überirdisch geführt, die Temperatur des Erdöls - 80 Grad beim Verlassen des Erdmantels - würde den gefrorenen Boden auftauen. Muss sie aus verkehrstechnischen Gründen unter die Erde, wird sie in einem isolierten gekühlten Kanal geführt. Noch interessiert uns dieses einmalige Bauwerk nicht sonderlich, wir sollten auf unserer Tour des Öfteren Kontakt haben (letztendlich ein Irrtum). Es ist wieder sonnig und warm. Trotzdem möchte Richard am Quartz Lake eine kurze Wanderung machen. Wir sind erstaunt, als er gleich darauf an der Abzweigung vorbeifährt. Beim nächsten Halt, ein schöner Blick auf den Tanana River und die imposante Alaska Range, sprechen wir ihn darauf an. Er hat umdisponiert und will nahe Fairbanks an die Chena River State Recreation Area zum Schwimmen. Wir machen mit. Am Gelände angekommen, beschließen wir keine 5 $ für Day Use zu investieren, sondern für 12 $ gleich bis morgen hier zu bleiben. Ich rufe wieder bei Fraserway an - es gibt Netz - aber 16 Uhr Ortszeit ist erneut „außerhalb der Geschäftszeiten“! Wie schnell könnte man wohl Hilfe erwarten, wenn das Fahrzeug infolge einer ernsthaften Panne liegen bleibt? Wir beziehen im großräumigen und gepflegten Gelände 3 Campsites. Rosmarie und ich erkunden die Umgebung, die Anderen, wie könnte es sonst sein, gehen schwimmen. Mangels Facilities in der Anlage weihen Rosmarie und ich die Außendusche unseres Campers ein - das klappt ausgezeichnet! Wir verbringen die Zeit mit Lesen, Schreiben und lassen den Abend gemütlich am Lagerfeuer ausklingen.
Wir sind wieder relativ früh wach und genießen das Frühstück im Freien. Um 9 Uhr besuchen wir Santa Claus in North Pole. Nach kurzem Aufenthalt fahren wir nach Fairbanks weiter. Wir stellen die Autos in der Nähe des historischen Zentrums ab. Endlich erreiche ich Fraserway und werde zum Öl-Check an die Ford-Werkstätte in Anchorage verwiesen. Toll, wir waren ja davon ausgegangen, ein gewartetes Fahrzeug zu mieten und nicht wertvolle Urlaubszeit in Werkstätten verbringen zu müssen! Im Griffin Park am Chena River steht das 2006 errichtete Lend- Lease Monument. Es ehrt russische und amerikanische Piloten, die hier während des 2. Weltkriegs Flugzeuge von Montana nach Fairbanks und weiter nach Krasnoyarsk bzw. von dort an die russische Front überführt hatten. Dieses Beispiel russisch-amerikanischer Kooperation war uns gänzlich unbekannt. Am Golden Hearts Platz umrunden wir die Unknown First Family Statue, die „allen Familien Alaskas gestern, heute und morgen und deren unbezwingbarem Geist“ gewidmet ist. Gleich nebenan ist ein Informationszentrum des Yukon Quest, des 1.000 Meilen-Schlittenhunde-Rennen. Günther sucht einen Briefkasten, Richard erfolglos einen Bankautomaten. In der 2. Avenue entdecken wir eine alte Mall. Ziellos schlendern wir weiter und vergeuden die Zeit recht planlos. Als nächstes steht der Pioneer Park auf dem Programm, ein gebührenfreier Freizeitpark und Museum. Manchmal eher für Kinder gemacht, kommen wir trotzdem auf unsere Kosten. Im Anschluss besorgen wir bei Fred Meyer Lebensmittelnachschub. Das Tanken nebenan gestaltet sich schwierig, als der Automat die PIN der Kreditkarte wissen will, die wir nicht dabei haben. An der nächsten Tankstelle offenbart sich das gleiche Spiel. Hier erhalte ich aber die Anleitung, wie es auch ohne PIN funktioniert. Also können alle Diesel nachfüllen. Wir verlassen Alaskas zweitgrößte Stadt mit ihren 30.000 (!) Einwohnern. Von einem Aussichtsplatz kurz hinter der City mit Blick über den Tanana River sehen wir entlang des Flusses eine breite Front von Rauchsäulen aufsteigen - Waldbrand! Es ist bald 16 Uhr und wir müssen dringend weiter, um noch zur Öffnungszeit des Wilderness Access Center im Denali anzukommen. Es beginnt zu regnen. Ein Grund mehr, Nenana links liegen zu lassen. Eine Baustelle hält uns für fast eine halbe Stunde auf. Der Niederschlag wird stärker. Kurz vor 19 Uhr erreichen wir gerade noch rechtzeitig das WAC und buchen die Shuttlebus-Tour für übermorgen, wo die Wetterprognose besser ist. Wir werden die Zeit bis dahin schon rumkriegen. Im Park sind heute keine Campsites mehr frei, also fahren wir etwa 10 Meilen zurück und übernachten am privaten Denali RV Park & Motel für 25 $. Hier gibt es sogar WiFi, wir können Emails versenden und empfangen. Erst nach langem Bemühen gelingt es uns, den Backofen für die vorher gekaufte Tiefkühlpizza in Gang zu setzen.
Es regnet leicht. Trotzdem wollen wir uns bewegen. Wir fahren zurück Richtung Norden, wo die Stampede Road nach Westen abgeht. Ihr folgen wir mit allen 3 Fahrzeugen solange sie geteert ist. Als die Schotterpiste beginnt, steigen die Übrigen bei Rosmarie und mir ein, die Mädels vorne im Auto, die Jungs hinten im Camper. Einige Kilometer stampft und schlingert unser hochbeiniges Gefährt über die schlaglochübersäte Piste. Günther berichtet mir beim Aussteigen vertraulich, er hätte geglaubt, dass kein einziger Teller, keine Tasse heil geblieben sei. Toni dürfe das nie erleben, sonst würde sie keinen Meter abseits befestigter Straße mehr zulassen. Dann gehen wir zu Fuß weiter auf den Spuren von Christopher McCandless alias Alex Supertramp, der unweit von hier in der Wildnis vermutlich am 18. August 1992, also exakt heute vor 18 Jahren, an körperlicher Auszehrung starb. Als der Pfad infolge Schlamm und Wasser unpassierbar wird, kehren wir um und laufen zu einem kleinen See in der Nähe. Es nieselt nur noch leicht. Rosmarie und ich holen uns in unseren alten Trekkingschuhen erstmals nasse Füße. Die neuen haben wir für die morgige Busfahrt aufgespart, sehr clever! Wir nehmen den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind. Richard, Günther und das Geschirr werden wieder durchgeschaukelt. Es ist bereits 12 Uhr Mittag und wir wollen jetzt unsere reservierten Campsites am Riley Creek im Denali beziehen. Zwei kurze Fotostopps am Nenana River halten uns nicht wirklich auf. Auf dem Fluss sind kleine Raftingboote zu sehen. Es ist gar nicht so leicht, drei beieinander liegende Plätze zu finden. Nach kurzer Kaffeepause nehmen wir einen kostenlosen Shuttlebus zum Visitor Center und von dort gleich weiter zur Schlittenhunde- Vorführung. Friedlich wenn nicht gar lethargisch dösen die Tiere auf oder vor ihren Hütten. Sie lassen sich streicheln, aber letztlich nicht von uns beeindrucken. Eine junge Rangerin führt uns in die Welt der Huskies ein und spannt fünf von ihnen für eine kurze Demonstrationsrunde auf dem Trockenen vor einen Schlitten. Dabei kommt richtig Leben in die Vierbeiner. Jeder möchte mitmachen und kündigt das mit lautem Gebell an. Der Shuttlebus bringt uns anschließend zurück ins Visitor Center, wo wir noch eine Stunde Zeit für die Ausstellung haben. Jetzt ist es wieder sonnig. Das wünschen wir uns auch für die morgige 11-stündige Tour bis zum Wonder Lake.
Autofreier Donnerstag. Wir stehen gegen 5 Uhr auf. Nach einer Katzenwäsche und einem der Uhrzeit angepassten Frühstück brechen wir um 6 Uhr auf, bepackt mit ausreichend Proviant für den vollen Tag und natürlich kompletter Fotoausrüstung. Per Bus fahren wir zum Wilderness Access Center, wo knapp einer Stunde später unsere Tour in den Park beginnt. Zum Glück sind nicht alle Plätze besetzt, so dass Rosmarie und ich jeweils eine 2er-Bank für uns haben. Am Savage Campground steigen weitere Gäste ein, trotzdem bleiben die Sitze neben uns frei. Unsere Busfahrerin erklärt uns die wichtigsten Regeln: Sie wird uns über Flora und Fauna erzählen und gerne Fragen beantworten. Aber nach Tieren müssen wir selber Ausschau halten, während sie sich auf die Strecke konzentriert. Sie sei seit 14 Jahren auf das Wort ‚Stopp‘ trainiert. Bereits nach kurzer Fahrt ist es so weit. Direkt neben der Schotterpiste äsen drei Elchkühe und lassen sich durch unsere Anwesenheit überhaupt nicht stören. Die linke Busseite, auf der wir sitzen, füllt sich schlagartig und sie wird auch für den Weg in den Park die ideale bleiben. Bald sehen wir ein Caribou auf dem Kamm eines Höhenzuges sich malerisch vom hellen Himmel abheben. Der erste Blick auf eine weit entfernte Grizzlygruppe ist die Sensation. Die etwa 400.000 Menschen, die den Nationalpark jährlich besuchen, wollen hier wandern oder Tiere sehen. Als Tierrefugium wurde der Park 1957 als Mt. McKinley Park - benannt nach dem späteren Präsidenten William McKinley - gegründet. Bis Kantishna, einem alten Goldgräbercamp, fahren die Busse auf der ca. 100 Kilometer langen Schotterstraße. Im Herbst, wenn der kurze heiße Sommer zu Ende geht, färbt sich die Tundralandschaft in verschiedene Rottöne, bevor ein langer extremer Winter der Natur die nötige Ruhezeit aufzwingt. Etliche große Flüsse durchziehen in breiten versandeten Betten dieses letzte große Wildnisgebiet der Erde. Die Zeit vergeht wie im Flug. Die farbige Landschaft und immer wieder Tiere ziehen uns in ihren Bann. Als wir uns dem Eilison Center nähern, strahlt uns der 6.193 m hohe Mt. McKinley, die Athabascans nennen ihn Denali - der Hohe - im vollen Sonnenlicht an. An zehn Tagen des ganzen Sommer soll er sich so zeigen, den Rest der Zeit sich scheu hinter Wolken verstecken. Eine mitfahrende Amerikanerin gerät in Verzückung. Jetzt auf ihrer fünften Tour in den Park bekommt sie ihn erstmals zu Gesicht. Was sind wir für Glückspilze! Die Strecke bis zum Wonder Lake, unserem Wendepunkt, ist weniger abwechslungsreich, auch Tiere lassen sich keine mehr blicken. Die Sonne verzieht sich hinter einer geschlossenen Wolkendecke. Irgendwie ist jetzt bei allen die Luft raus. Nach 20 Minuten Pause geht es den gleichen Weg, den wir gekommen sind, zurück. Vom Denali ist nichts mehr zu sehen, auch die Anzahl der Tiere (oder unser Interesse) lässt nach. Es gibt noch einmal große Aufregung, als zwei Grizzlies vor uns die Straße entlang trotten und dann zum Fluss laufen, wo sie ein ausgiebiges Bad nehmen. Nach elf Stunden kommen wir wieder im WAC an. Wir sind müde, essen, ent- und versorgen unsere Camper und planen die nächsten Tage.
Es ist nicht warm, trotzdem frühstücken alle draußen. Bei bedecktem Himmel machen wir uns auf den Weg südwärts Richtung Anchorage. Nach wenigen Kilometern kämpft sich die Sonne immer mehr durch. Wir halten an diversen Aussichtspunkten und genießen die bezaubernde Bergwelt des Denali Nationalparks westlich des Nenana River. In Cantwell wird wieder getankt. Im Tankstellenshop erwerben wir 1 Brot und 1 Butter für 12,36 $, nicht gerade ein Schnäppchen! Darüber hinaus gelingt es Richard hier endlich am Geldautomaten Bargeld zu ziehen, um den Dollar-Vorschuss an Toni zurück zu zahlen. Die Strecke wird zunächst eintöniger, doch plötzlich entdecke ich vor uns erneut den Denali. Auf der weiteren Strecke nach Talkeetna kriegen wir ihn immer wieder zu Gesicht. In Trapper Creek stoppe ich vor einem Privathaus. Wir wissen nicht, ob wir Talkeetna jenseits des Susitna River direkt anfahren können, oder wie unsere Karte zeigt, 15 km weiter den Fluss überqueren und die gleiche Distanz auf der anderen Seite zurück nehmen müssen. Der Inhaber kommt vor die Tür und gibt uns die gewünschte Information: der Umweg bleibt uns mangels Brückenverbindung hier nicht erspart. Im Anschluss beginnt ein angeregtes Gespräch, in dessen Verlauf er uns in Alaska herzlich willkommen heißt und am Ende jeden einzeln per Handschlag verabschiedet. Wir haben während der Reise wiederholt den Eindruck, dass die Bewohner dieses weiten, unwirtlichen Landes sehr kontaktfreudig und gastfreundlich sind. Bald ist Talkeetna erreicht. Der kleine Ort, Ausgangspunkt für Expeditionen zum Denali, ist voller Touristen, trotzdem begeistert der Blick auf den höchsten Berg Nordamerikas erneut. Im historischen Roadhouse aus dem Jahr 1917 nehmen wir eine kleine Stärkung zu uns, Rosmarie und ich ein leckeres Cinnamon Roll, eine Spezialität hier. Am Ende laufen wir noch über die alte Eisenbahnbrücke und fahren dann weiter Richtung Süden. Eigentlich sollten wir in knapp einer Stunde an der Abzweigung zum Hatcher Pass sein. Eine lange Baustelle kostet uns eine halbe Stunde. Was soll‘s, wir haben Urlaub und Zeit. Unser Ziel ist der Campground am Willow Creek, der laut Karte der Milepost auf der Hatcher Pass Route liegt. Nach einigen Kilometern halten wir und stellen fest, dass die Milepost das falsch widergibt. Er ist draußen am Parks Highway, von dem wir vorhin abgebogen sind. Wir entscheiden uns, die Straße weiter zu fahren und irgendwo auf der Strecke einen passenden Nachtplatz zu suchen. Bald beginnt wie angekündigt die Schotterpiste, die aber gut zu bewältigen, wenngleich sehr staubig ist. Ich bemerke das nur beim Blick in den Rückspiegel! Die schönsten Flecken am Willow Creek sind leider schon belegt. Drei RVs benötigen zudem reichlich Platz. Aber wir haben Glück. In einer Kurve tut sich eine befestigte ebene Fläche direkt am Bach auf. Diverse Feuerstellen belegen, dass wir nicht die ersten Übernachtungsgäste sind. Es liegt sogar noch geschnittenes Feuerholz herum, was wir nur noch hacken müssen. Nach dem Essen sitzen wir draußen in der Abendsonne und genießen das Leben in der Wildnis am Lagerfeuer.
Nachts muss es geregnet haben. Als wir bei bedecktem Himmel die Gravel Road zum Hatcher Pass Summit hoch fahren, staubt nichts mehr. Für die hinten Nachfolgenden ein deutlicher Komfortgewinn. Die Piste ist mit Schlaglöchern übersät. Die grüne Bergwelt um uns herum begeistert uns. Auf dem Gipfel am kleinen See halten wir kurz und genießen die Aussicht. Ein Erdhörnchen hatte offensichtlich schon reichlich Kontakt mit Menschen. Es ist zutraulich wie ein Haustier und bettelt regelrecht um Futter. Entgegen der offiziellen Hinweise spendieren wir ihm zwei (!) ungesalzene Erdnüsse, die es aus der Hand frisst. Die östlich gelegene Independent Gold Mine erlebte kurz vor dem 2. Weltkrieg ihre Blütezeit. Wir spazieren durch das Gelände und informieren uns an den reichlich vorhandenen Schautafeln. Ein kurzer Trail umrundet das Gelände. Toni, Margit und Richard erklimmen sogar den Gipfel samt Gipfelkreuz oberhalb. Mittags führt uns die geteerte Passstraße auf der Ostseite talwärts. An den grünsamtenen Berghängen sehen wir ganze Pulks von Menschen beim Blaubeerpflücken. Kurz danach erreichen wir Palmer. Wir tanken, Fred Meyer versorgt uns wieder mit Lebensmitteln und Wein. Kaffeepause machen wir im Indianerdorf Eklutna. 5 $ kostet der Eintritt in den russisch orthodoxen Indianerfriedhof mit seinen bunten Geisterhäusern über den Gräbern. Man könnte sicher auch ein paar Fotos vom Zaun aus machen und das Geld sparen. Wir halten es für sinnvoll, die kleine Gemeinde mit dem Obolus zu unterstützen und bleiben lange. Wie weit sollen wir heute noch fahren? Das 30 Meilen entfernte Anchorage wollen wir auf jeden Fall hinter uns lassen. Den überfälligen Ölwechsel-Check müssen wir wegen des Wochenendes sowieso auf den Rückweg verschieben. Richard will „an einen schönen Platz an einem See“. In Anchorage ist kurz nach der Abzweigung nach Seward die Gambell Street wegen Bauarbeiten gesperrt. Die Umleitung ist schwer verständlich. Aber irgendwie schaffen wir es, im dichten Wochenendverkehr der Stadt zu entfliehen. Allerdings erreichen wir damit auch die Küste und haben keine Chance auf einen lauschigen See- Stellplatz mehr. Also fahren wir durch bis zum Birdcreek Campground. Rosmarie warnte schon in Palmer, dass der wegen des Wochenendes belegt sein könnte. Dummerweise hat sie recht. Ein einziger Stellplatz ist frei. Also ziehen wir weiter nach Süden, um in der Nähe von Portage am gleichnamigen Gletscher unser Glück zu versuchen. Entlang des Turnagain Arm ist enorm viel Verkehr. Wir halten nur am Beluga Point View. Die Sonne scheint, es ist windig. Wie Perlen an einer Kette aufgereiht liegen Parkplätze entlang der Strecke, um den Blick auf Meer und Gletscher frei zu geben. Wir haben jedoch nur noch einen Schlafplatz im Sinn. Auch der Williwaw Campground im Chugach National Forest hat nur noch 1 freie Campsite. Die ist glücklicherweise so lang, dass wir zu dritt, Stoßstange an Stoßstange, reinpassen. Der freundliche und gesprächige Campground Host nimmt uns pro RV nur 6 $ ab. Es beginnt zu regnen. Wir machen den Plan für morgen: gegen 9 Uhr Fahrt zum Portage Gletscher und danach, falls die Sonne scheint, zurück zum Turnagain Arm, um dort noch einmal in Ruhe die schönen Ausblicke zu genießen, die wir unter dem heutigen Zeitdruck verpasst haben.
Es regnet leicht. Die Zufahrt zur Portage Glacier Cruise ist noch geschlossen. Macht bei diesem Wetter die einstündige Bootsfahrt Sinn? Während wir beratschlagen, kommt der Manager der Einrichtung und erklärt uns, dass das Wetter hier zu 80% so aussehe. Also werden wir in See stechen. Die Wartezeit verkürzen wir im nahe gelegenen Informationszentrum. Am Anfang der Fahrt, es regnet nicht, sitzen fast alle Passagiere unter Deck und schauen durch die großen Panoramafenster der MV Ptarmigan. Irgendwann wird es uns zu warm und wir gehen nach oben. Der Kapitän steuert ganz nahe an die Gletscherzunge und kreuzt mehrmals davor. Der immer heftiger einsetzende Regen kann uns nicht vertreiben. Wir bestaunen die dreckig weißen bis hellblauen Eismassen. Die Auslöser der Kameras hören nicht mehr auf zu klicken. Die kurze Rückfahrt nutzen wir, um uns unter Deck noch ein wenig aufzuwärmen. Am Williwaw Campground halten wir noch einmal und sehen den Lachsen zu, wie sie den Creek zum Laichen aufwärts ziehen. Eigentlich stehen sie mehr in der starken Strömung, als dass sie vorwärts kommen. Danach machen wir uns auf den Weg nach Seward. Kurz vor dem Moose Pass halten wir noch einmal, um wieder Lachse zu schauen. Am befestigten Aussichtspunkt ist keiner zu sehen. Nur Rosmarie hat genügend Ehrgeiz und Geduld und läuft ein paar Schritte weiter und entdeckt welche. An einem Rastplatz mit Picknickbänken gibt es die obligatorische Kaffeepause. Leider wurde die Umgebung in letzter Zeit offensichtlich mehr als Toilette benutzt. In Seward informieren wir uns über mögliche Schiffstouren zu den Gletschern an den Kenai Fjords. Die Buchung einer fast achtstündigen Fahrt durch die Resurrection Bay in die Aialik Bay und zurück für morgen kostet 139 $ pro Person. Danach gilt es noch, einen Stellplatz für die nächsten zwei Tage hier zu finden. Wir folgen der Empfehlung unseres Reiseführers und vieler Reiseberichte und fahren die 5 km zum Lowell Point. Der Campground gefällt uns überhaupt nicht, er ist sehr verkommen und düster. Also zurück zu den städtischen Campsites an die Waterfront. Hier entspricht es uns deutlich mehr, auch wenn sich Fahrzeug an Fahrzeug reiht. Wir organisieren einen großen Picknicktisch für uns sechs und lassen einen schönen, wenn auch in der ersten Hälfte nassen, Tag ausklingen.
Welch ein Tag! Die Sonne strahlt vom blauen fast wolkenlosen Himmel. Wir gehen zu Fuß vom Campground eine knappe halbe Stunde zum Office von Major Tours um unsere Tickets abzuholen, die wir gestern bereits bezahlt hatten. Dort erfahren wir, dass die See etwas „bumpy“ sei und wir, falls deswegen die Gletscher nicht angefahren werden können, 50 $ je Ticket wieder erstattet kriegen. Aber wir wollen ja die Gletscher sehen und nicht für etwas weniger Geld ein bisschen Boot fahren! Auf Nachfrage erklärt man uns, dass die Seewetterprognose für morgen besser sei und wir den Trip auch morgen machen können. Kurz entschlossen buchen wir um und planen neues Programm für heute: alle sechs fahren knapp 20 km mit unserem Camper zum Parkplatz des Exit Glacier. Von hier gehen wir zunächst den 2 km kurzen Rundweg zur Gletscherzunge. Es sind erstaunlich viele Touristen hier. Man darf das Eis nicht betreten. Danach steigen wir in den Harding Trail ein, der 1.300 Höhenmeter überwindet. Es ist von vornherein klar, dass wir den nicht schaffen werden. Toni, Günther und ich machen als erste Halt, die anderen drei wandern weiter. Da Rosmarie ebenfalls früher umkehren wird, geht ihr Toni ein Stück entgegen. Richard und Margit wenden am Marmot Meadows View. In der Picknick Area des Information Center stärken wir uns und fahren dann nach Seward zurück. Im Safeway am Ortsanfang kaufen wir ein paar Lebensmittel. Nach dem Einkauf stellen wir fest, dass es die offerierten Rabatte beim Kauf von zwei Produkten nur dann gibt, wenn man Besitzer einer Safeway Card ist. Ein paar Dollar ärmer und eine Erfahrung reicher fahren wir an die Campsite zurück. Das Wetter ist immer noch wunderschön und wir verbringen nach der Kaffeepause einen lazy afternoon an der Resurrection Bay.
Wieder wandern wir die halbe Stunde von unserer Campsite zum Büro von Major Marine Tours. Wir haben heute „best sea conditions“! Also war unsere gestrige Entscheidung offensichtlich richtig. Wir haben noch eine Tablette gegen Seekrankheit genommen und hoffen, dass sie wirkt. Die Angst vor rebellierenden Mägen war auch der Grund, warum wir das ‚All You Can Eat Meal‘ an Bord für 20 $ nicht gebucht haben. Die Route führt uns aus der Resurrection Bay ins Harding Gateway. Immer wieder stoppt unser junger weiblicher Kapitän, damit die begleitende Park Rangerin uns die Tierwelt näher bringen kann. Am Ende des Holgate Arm erwartet uns der erste Höhepunkt: wir fahren ganz nahe an die Gletscherzunge des Holgate Gletschers heran. Obwohl die Sonne vom wolkenlosen Himmel strahlt, ist es grimmig kalt. Es wird vollkommen still an Bord. Alle schauen gebannt auf die vor uns liegende Eiswand, aus deren Mitte ein Gletscherbach unter hohem Druck ins Salzwasser schießt. Kleine und größere Eisteile brechen mit lautem Knall ab und stürzen krachend ins Meer. In der Nähe paddeln zwei Kajaks an den Eisschollen vorbei. Wie kalt mag das wohl sein? Wir fahren zurück Richtung offenes Meer. Hier ist durchaus bemerkenswerter Seegang. Der wird noch heftiger als unsere „Kapitänin“ einer Gruppe Orcas folgt, die wir nur wenig zu Gesicht bekommen. In der Hektik des Geschehens kommt kein Gedanke an Seekrankheit auf. Wir treiben lustige Puffins mit ihren gelben Papageienschnäbeln vor uns her und sehen in der Sonne dösenden Seehunden zu. Auf der Rückfahrt weist uns die Rangerin plötzlich auf hohe Fontänen hin. Es handelt sich um eine Gruppe von Finnwalen, der zweitgrößten Art der Meeressäuger. Wir machen ‚Jagd‘ auf sie. Mit voller Kraft folgen wir der Gruppe. Leider scheinen sie recht kamerascheu zu sein. Immer, wenn wir sie eingeholt und in Fotoreichweite haben, tauchen sie ab und verschwinden. Eine ganze Reihe von anderen Touristenbooten will an dem Schauspiel ebenfalls teilhaben. Diese Aktion hat mehr Zeit in Anspruch genommen, als eigentlich geplant. So kommen wir knapp eine halbe Stunde verspätet müde und zufrieden im Hafen von Seward wieder an. Nach dem Tanken unserer Camper begeben wir uns um 19 Uhr auf den Rückweg Richtung Anchorage. Wir fahren noch knapp 90 Kilometer bis zur Kreuzung nach Hope, wo wir unter der Brücke des Highway an einem kleinen Creek unser Nachtquartier aufschlagen. In den beiden anderen RVs ist das Entsetzen groß, als festgestellt wird, dass die Kühl- und Gefrierschränke ausgefallen und die enthalten Lebensmittel aufgetaut sind. Heute Morgen waren die Gasflaschen leer gewesen. Richard bzw. Günther haben dann die Ersatzflaschen angeschlossen, wie uns das bei der Übergabe erklärt worden war. Niemand hat uns aber darauf hingewiesen, dass die Kühlschränke danach neu gestartet werden müssen! Also werden wir morgen reichlich Fleisch und Fisch essen.
Unser Nachtplatz unter der Brücke war ruhig gewesen. Als wir um 7 Uhr aufstehen ist es bitter kalt, wir heizen im Camper sogar kurz ein. Heute fahren wir früh los, weil ich mit dem Ford in die Werkstatt in Anchorage muss, um final klären zu lassen, ob ein Ölwechsel notwendig ist. Am Turnagain Arm sehen wir Beluga Wale. Wir halten an, schauen, fotografieren und filmen, was das Zeug hält. Beim nächsten Stopp bei Potter‘s Marsh stellen wir fest, dass es nach verbranntem Gummi riecht. Die Hinterräder von Tonis und Günthers Auto sind total heiß. Die Feststellbremse war nicht gezogen - keine Ahnung, was die Ursache sein könnte. Nach einem Kilometer halten wir erneut: gleiches Ergebnis. Wir laufen über die Holzstege des Marschlandes, um die geschundenen Räder/ Bremsen während des Sightseeings abkühlen zu lassen. Gleich danach erreichen wir den Ford Service in Anchorage. An Günthers Camper scheint wieder alles in Ordnung zu sein. Der laut Serviceanzeige fällige Ölwechsel bei unserem Ford ist superschnell erledigt. Nachdem der Mechaniker gehört hat, dass es ein Mietwagen ist, stellt er die Anzeige zurück - fertig! Uns ist das Ganze letztlich egal, die telefonische Auskunft bei Fraserway war ähnlich gewesen. Als nächstes stellen wir die Fahrzeuge auf einem großen Parkplatz an der 3. Avenue nahe am Zentrum ab. Der Parkautomat will mindestens 2 $ in Münzen. Günther hilft uns aus der Patsche, indem er im Hotel gegenüber Kleingeld wechselt. Wir möchten die Ausstellung zum Karfreitags-Erdbeben von 1964 anschauen. Unsere Reiseführer liefern widersprüchliche Ortsangaben. Im Alaska Experience Theater, ganz nahe an unserem Parkplatz, finden wir sie vor. Großformatige Fotos und Erläuterungen führen das Ausmaß der Zerstörung vor Augen. Diese Naturkatastrophe war die heftigste seismische Aktivität, die je in den USA gemessen worden ist. Dann stromern wir noch zwei Stunden durch das kleine Zentrum. Ich gönne mir eine Rentierwurst, sie schmeckt vorzüglich. Margit und Richard finden einige Mitbringsel. Nach dem Stadtbummel lässt Günther das defekte linke Rücklicht bei einem RV-Service instand setzen. Für 10 Minuten Arbeit bezahlt er (bzw. letztlich Fraserway) 35 $, wobei die Materialkosten 2 $ ausmachen! Wir verlassen Anchorage Richtung Palmer. Am Mirror Lake ist Kaffeepause. Die Rest Area ist sehr gepflegt, die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel - es geht uns gut! In Palmer kaufen wir bei Fred Meyer wieder Lebensmittel und fahren weiter. Der geplante Besuch der Musk- Ox-Farm fällt aus. Ausschlaggebend ist letztlich die Aussicht auf gegrilltes Rindfleisch am Lagerfeuer. An einem Aussichtspunkt hoch über dem Matanuska River stoppen wir kurz, bevor wir an der wunderschönen King Mountain State Recreation Site, direkt am Fluss ankommen. Wir finden 2 Stellplätze am Ufer, die für unsere 3 Camper reichen. Die Männer sammeln Feuerholz, die Frauen bereiten das Grillgut vor. Danach wird Fisch und Fleisch gebrutzelt, was das Zeug hält. Im Schein des Lagerfeuers sitzen wir gemütlich zusammen und beschließen einen weiteren schönen Tag.
Die Nacht war kalt. Trotzdem gibt es ein gemütliches Frühstück im Freien. Die Butter, die aus dem Kühlschrank immer zu fest und kaum streichfähig war, hatten wir am Abend aus dem Kühlschrank genommen. Jetzt ist sie noch fester und wieder nicht streichfähig! Unser erstes Ziel heute ist der Matanuska Gletscher. Laut Reiseführer gibt es eine private Zufahrt mit anschließendem Trail, was 8 $ pro Person kostet. Als Alternative empfiehlt er die staatliche Matanuska Recreation Area, von der aus ein Rundwanderweg abgeht. Wir nehmen die Alternative. Es ist ein schöner Weg mit herrlichen Ausblicken auf den Gletscher. Aber er führt nicht zum Gletscher! Also fahren wir zur „privaten Mautstelle“. Der Preis pro Person beträgt 20 $. Gut unser Führer ist wahrlich nicht neu. Aber ungeachtet dessen finden wir die ‚Wandergebühr‘ unverschämt und fahren ohne direkten Eiskontakt wieder weg. Der nächste Teil der Strecke Richtung Glennallen ist landschaftlich sehr reizvoll. Beim Stopp am farbigen Sheep Mountain in den Talkeetna-Bergen können wir in weiter Entfernung Dallschafe sehen. Gleich darauf beginnt eine Tundra-ähnliche Hochebene, zum Teil mit vielen kleinen moorigen Seen. Immer wieder halten wir an, um Bilder zu machen. In der Ferne vor uns liegen die schneebedeckten Wrangell Mountains. Ich muss tanken und halte deswegen am Eureka Summit, wo die Eureka Lodge Diesel anbietet. 4,85 $ für die Gallone sind wahrlich kein Schnäppchen! Da die Tankanzeige noch 110 km verspricht, die nächste Tankstelle in Glennallen 60 Meilen oder 96 Kilometer entfernt ist, erstehe ich für 20 $ vier Gallonen. Günter und Richard haben noch ausreichend Sprit für diese Distanz. Die Strecke verliert an Attraktivität. Eintöniger Nadelwald so weit das Auge reicht. Glennallen ist ein verschlafenes kleines Nest. Die Chevron Tankstelle am Ortseingang hat ihre besten Zeiten auch schon hinter sich, bietet die Gallone Diesel für 4,05 $ an. Unsere Spritreserven waren noch nie so gering wie hier. Richard stellt vorwurfsvoll fest, dass er in der teuersten Gegend den meisten Treibstoff tanken muss. Es gibt eine einzige Dieselzapfsäule, die im Augenblick durch einen Truck belegt ist. Es dauert ganz schön lange, bis dessen großer Tank gefüllt ist. Die Leistung der Förderpumpe ist sehr dürftig. Der Diesel tropft in unsere Tanks. Was soll‘s, wir sind nicht auf der Flucht. Auf der weiteren Strecke gibt es, mit Ausnahme des Blicks auf die mächtigen Wrangell Mountains, keine Sehenswürdigkeiten mehr. Wir diskutieren, wie weit wir heute noch fahren wollen und bleiben letztendlich nach einigen Fehlversuchen an dem Rastplatz bei der Brücke über den Slana River stehen. Die „rest area with picnic area and outhouse“ ist bestimmt kein Highlight, aber nach mehr als 300 Kilometern ist es für heute genug. Unabgestimmt gibt es in allen drei Küchen heute Nudeln. Beim Abendessen vertreibt uns ein kurzer Regenschauer.
Während der Nacht hat es heftig geregnet, zudem war es wieder kalt. Am Morgen ist es wenigstens trocken, weshalb wir mehr oder weniger dick vermummt draußen unsere Morgenmahlzeit ‚genießen‘. Uns ist klar, dass heute mangels echter Attraktionen ‚Driveseeing‘ angesagt ist. Rosmarie wird bis zum Tetlin National Wildlife Refuge Visitor Center, kurz vor der kanadischen Grenze, fahren. Von der Strecke ist nicht viel zu berichten, außer dass Rosmarie sehr sparsam mit dem Diesel umgeht. Wir tanken in der langen und zeitraubenden Baustelle ganz nahe an der Grenze und errechnen einen Verbrauch von 14,4 Litern je 100 km seit dem letzten Tankstopp! An der kanadischen Grenzstation ist die Zollbeamtin bereits über unsere Reisedetails durch die vorausfahrenden Margit und Richard informiert. Sie glaubt meine Aussage, nur 1 Bier dabei zu haben nicht wirklich (obwohl es den Tatsachen entspricht), winkt uns aber mit der Frage durch, ob ich es mit ihr teilen würde. In Beaver Creek machen wir auf den Bänken beim Visitor Center Kaffeepause. Danach geht es ohne bemerkenswerte Erlebnisse weiter. In der Nähe des Moose Lake erinnere ich Rosmarie daran, nach Elchen oder sonstigen Tieren Ausschau zu halten. Prompt meldet sie kurz darauf Erfolg. Am gegenüberliegenden Seeufer weidet eine Elchkuh mit einem Jungen. Bis zu unserem Tagesziel ist es nicht mehr weit. Am Lake Creek Yukon Government Campground finden wir drei passende Sites, auch wenn wir noch ein paar Mal umparken. Feuerholz ist an diesem Campground reichlich vorhanden, genauso wie Moskitos und sonstiges fliegendes Vogelfutter. Auch einen fleißigen Biber kann Rosmarie beobachten, was ich erst mal anzweifle.
Zu dem wieder sehr erfrischenden Frühstück haben wir die Bank umgestellt, um in den Genuss der Morgensonne zu kommen. Günter findet sogar Handschuhe angebracht. Es ist bereits 10 Uhr, als wir aufbrechen. Rosmarie fährt bis Burwash Landing, wo uns vor dem kleinen Museum die weltgrößte Goldwaschpfanne ins Auge fällt. Im Hauptgebäude sind die heimischen Wildtiere ausgestellt, in einem kleinen Kinoraum läuft ein interessantes Video über die Flora und Fauna im Jahreswechsel. Der anschließende Film beginnt mit der Erschließung des Nordens recht spannend. Als aber ein Maler mit seinen Werken und die Museumsausstellung gezeigt werden, haben wir genug gesehen. Wir stromern über das Museumsgelände, das seine besten Zeiten sichtlich hinter sich hat und erkunden danach den kleinen Ort. Burwash Landing war früher ein Tatchona-Indianer Fisch-Camp. Die französisch-stämmigen Jaquot-Brüder errichteten während der Kluane Goldrauschzeit Anfang des 20. Jahrhunderts einen Handelsposten. Die Kirche nebenan ist neueren Ursprungs und geschlossen. Am See liegen alte Boote der Jaquots aus den 30er und 40er Jahren und sind attraktive Fotomotive. Eine frühe Kaffeepause gibt es an unserem ersten Übernachtungsplatz direkt am Seeufer des Kluane Lake, der smaragdgrün in der Mittagssonne glitzert. Der kühle Wind treibt weiße Schaumkronen über das Wasser. Die Temperatur steigt heute nicht über 15°. Im Anschluss sucht Richard, er bildet heute unser Leitfahrzeug, den Spruce Beetle Interpretive Trail, fährt aber daran vorbei. In Haines Junction tanken wir unsere Fahrzeuge nicht voll. Der Liter Diesel ist mit 1,20$ deutlich teurer als im 250 km entfernten Haines in Alaska. Danach fahren wir noch die kurze Strecke zum Kathleen Lake, wo wir im gleichnamigen Nationalpark übernachten. Die Campsites sind ansprechend angelegt, mit 17,70$ nicht wirklich billig und weit weg vom Wasser. Vor dem Abendessen machen wir einen Spaziergang zum See und ein Stück am Ufer entlang. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, der Wind kühlt die Temperatur merklich ab.
Die Sonne scheint - einmal mehr trotzen wir der Kälte beim Frühstück. Rosmarie findet den heutigen Gebrauch der Skiunterwäsche absolut ok. Die Fahrt Richtung Haines gefällt uns sehr. Der erste Stopp ist beim Rock Glacier, zu dem ein kurzer und gut zu gehender Trail führt. Der Gletscher ist vergangen und hat seinen Abraum hinterlassen. Wir laufen die Endmoräne hoch und genießen das Panorama. Eine kurze Gravel Road verbindet das Indianerdorf Klukshu mit dem Highway. Die einfachen Holzhütten sind mittelmäßig fotogen, ihre Bewohner hochgradig fotoscheu. Kein Mensch zeigt sich. Wir spazieren zum Creek, in dem einige rote Lachse stehen. Im Giftshop hören wir zwar jemanden, das Closed-Schild signalisiert uns aber, dass dem Inhaber seine Sonntagsruhe wichtiger ist als der schnöde Mammon. Nach kurzem Aufenthalt fahren wir wieder ab. Am nächsten Ziel, dem Million Dollar Falls Campground, sind wir nicht sicher, ob es hier überhaupt einen Wasserfall gibt. Dazu fehlen die Berge! Die Karte am Eingang weist einen kurzen Trail um einen kleinen See aus. Wir gehen in den Park und laufen dem Geräusch fließenden Wassers zu. Dabei erschließen sich uns sehenswerte Stromschnellen, die wir nicht mit einer Raftingtour durchfahren würden. Es ist heute windstill und damit angenehm warm. Den Weg zum Trail um den See verpassen wir und ziehen weiter. Die folgende Strecke durch British Columbia ist landschaftlich wunderschön und lässt uns immer wieder anhalten. Je näher wir dem Chilkat Pass kommen, umso mehr Wolken ziehen auf. Laut Milepost soll es oben auf dem Summit immer windig sein. Wir ‚dürfen‘ das nicht erleben. Nach dem Abstieg Richtung Süden passieren wir erneut die US-Grenze und reisen zum zweiten Mal in Alaska ein. Der diensthabende Zöllner schaut grimmig, fragt uns nach dem Woher und Wohin (so viele Optionen gibt es hier wahrlich nicht!), ob wir Waffen oder mehr als 10.000 US$ mit uns führen. Als Rosmarie ihm antwortet, dass wir so viel Geld gerne hätten, entlockt sie ihm tatsächlich ein kurzes Lächeln. Auf der Weiterfahrt nach Haines stoppen wir noch am Alaska Chilkat Bald Eagle Preserve und entdecken in einiger Entfernung tatsächlich ein paar Seeadler. Kurz darauf ist Haines erreicht. Am Ortseingang wird Diesel und Frischwasser getankt, sowie gedumpt. Inzwischen strahlt die Sonne wieder vom wolkenlosen Himmel und lässt uns im T-Shirt laufen. Das Visitor Center hat kurz nach 16 Uhr zu. Hier wollten wir eigentlich die Tickets für die Fähre nach Skagway kaufen. Da das Fährterminal sowieso auf unserer Strecke liegt, versuchen wir dort unser Glück. Wir buchen die Nachtfähre morgen Abend um 22 Uhr und bezahlen für Camper und zwei Personen 135 $. Zu unserem Übernachtungsplatz sind es nur noch wenige Kilometer. Am Chilkoot Lake Campground soll man gut Bären beobachten können. Der See liegt wunderschön, die Campsites leider recht schattig zwischen hohen Bäumen. Ich treffe den Camphost und frage ihn nach Bären. Er erzählt, dass am Fluss ganztägig welche zu beobachten seien, jetzt zwischen 18 und 20 Uhr aber besonders gut. Die noch nicht fertige Pizza bleibt im Ofen. Mit den Kameras bewaffnet gehen wir die Straße zum Chilkoot River zurück. An einer Brücke wurde ein Fischgatter errichtet, an dem Bären einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Als wir dort ankommen ist die Straße für Durchgang und -fahrt gesperrt. Eine Bärin mit zwei Jungen frisst sich satt, unbeeindruckt von den vielen Menschen. Ein Ranger vertreibt sie von unserer Uferseite. Bald darauf kommt aus dem Wald über uns ein großer Bär ans Wasser. Er holt sich nur 1 Lachs und verschwindet damit gleich wieder im Wald. Die Bärin und ihre Jungen sind nach etwa einer Stunde (!) satt und trotten gemächlich davon. Unser langes Warten danach wird belohnt. Eine andere Bärin kommt mit drei Kleinen an die gleiche Stelle. Auch sie fressen pausenlos. Es wird allmählich dunkler und wir gehen zurück zum Campground. Auf dem Weg entdecken wir noch einen Einzelgänger, der das eisige Wasser gemütlich durchquert. Bei uns gibt es anstelle rohem Lachs jetzt kalte Pizza mit einem Glas Rotwein, dann geht ein toller Tag zu Ende.
Nach dem Frühstück gehen Rosmarie, Toni, Günther und ich wieder „Bären schauen“. Auf dem Weg zum Fischgatter entdecke ich rechts in der Böschung Spuren. Wir marschieren tapfer weiter schauen immer wieder links zum Fluss, wo wir gestern die Bären gesehen hatten. Plötzlich brummt es von rechts und eine Bärin mit drei Jungen kreuzt die Straße etwa 10 m vor uns. Wir weichen einige Schritte zurück. Nach dem ersten Schock klicken die Auslöser unaufhörlich und wir ziehen in größerem Abstand mit den Tieren flussabwärts. Ich traue mich näher ran. Als sie wieder zurück in den Wald trotten, finde ich hinter einem wartenden PKW Schutz und werde später wegen meines (Über-) Muts von Rosmarie kräftig geschimpft. Wir machen uns auf den Rückweg und treffen am See Margit und Richard. Sie haben heute länger geschlafen und sind auf der Suche nach einem Trail, den es hier nicht gibt. Wir verlassen den Campground und parken unsere drei RVs im nahe gelegenen Haines beim Visitor Center. Zu Fuß erkunden wir den kleinen Ort. Das ehemalige Fort Seward ist unser erstes Ziel. Rund um den Exerzierplatz gruppieren sich Mannschaftquartier (eines davon durch Brand zerstört), Verwaltungsgebäude (heute Hotel) und die edlen Offiziershäuser (jetzt in Privatbesitz). Wie man auf dem abschüssigen Gelände exerzieren konnte, ist uns ein Rätsel. Alte Fotos belegen, dass es im Winter zum Skilaufen benutzt wurde. In einem kleinen Supermarkt ersteht Toni Gebäck für heute Nachmittag, Rosmarie und ich nehmen einen leckeren Cappuccino ‚to go‘. Wir fahren Richtung Süden und laufen einen Teil des Mt. Riley Trails. Er beginnt in einem „Märchenwald“: zunächst stehen astlose Nadelbäume dicht an dicht, was Richard zu der Bemerkung veranlasst, dass man nach 1 Stunde solchen Weges depressiv würde. Gleich danach verwandelt sich die Umgebung in einen Dschungel stark verkrüppelten bzw. umgestürzten Bäumen und riesigen Aralien. Vor einem langen Aufstieg kehren wir um. Margit und Richard sind enttäuscht, dass wir anderen wieder mal schon vor dem Ziel schlapp machen. Wir fahren eine teilweise sehr schlechte Piste in den Chilkat State Park um an der Bay Pause zu machen. Wir sitzen in der Sonne, trinken Kaffee, lesen und lassen die Seelen baumeln. Gegen 16:30 Uhr „müssen“ wir zurück, um ein letztes Mal Meister Petz zu sehen. Viele Menschen haben sich bereits am bekannten Fischgatter versammelt. Wir gesellen uns dazu und beobachten erneut das Leben im Bärenparadies. Um 20 Uhr fahren wir zum nahe gelegenen Fährterminal um mit der 22 Uhr Fähre eine Stunde später Skagway zu erreichen. Die Schifffahrt ist ruhig, in der tiefschwarzen und kalten Nacht ist das Ufer nicht auszumachen. In Skagway rollen wir von Bord und suchen einen Stellplatz für die Nacht. Wir fahren den Broadway hoch und biegen in die 6. Straße nach rechts ab. Hier ist laut Plan ein kleiner Park mit einem Sanitärgebäude. Am Ende der dunklen Straße bleiben wir einfach nebeneinander stehen und legen uns müde schlafen.
Nach dem Aufwachen stellen wir fest, dass der Park fast komplett abgeholzt ist, wir aber auf unserer Position niemanden behindern. Rosmarie stromert bereits um 7 Uhr durch den menschenleeren Ort. Günther rasiert sich im Sanitärgebäude. Wir gehen getrennt auf Erkundungstour. Inzwischen haben zwei Kreuzfahrtschiffe ihre Insassen in das Städtchen gespült. Der Broadway und die angrenzenden Straßen sind voller Passanten. Gezählte 15 Busse fahren die Hauptstraße stadtauswärts. Es gibt hier praktisch nur Juwelier- und Souvenierläden, die den Kaufrausch der Touristen befriedigen. Die vielen alten oder stilvoll erneuerten Fassaden verbreiten einen Flair der Goldrauschzeit. Auch die erste Cabin des Stadtgründers, Captain William Moore, sowie sein späteres Wohnhaus können wir besichtigen. Im Jahr 1897 trafen die ersten Goldsucher auf ihren Weg an den Klondike per Schiff hier ein. Schon ein halbes Jahr später lebten in Skagway und Dyea 20.000 Menschen in provisorischen Unterkünften. Von hier aus mussten sie mitten im Winter mit vorgeschriebener Ausrüstung und Proviant von fast 1 Tonne den steilen Weg über den White- oder Chilkootpass nehmen. Sie kamen alle zu spät, bei ihrer Ankunft waren die Claims schon aufgeteilt. Innerhalb weniger Jahre war der Goldrausch vorbei und Dyea schon wieder menschenleer. Nach zwei Stunden haben wir genug und fahren zum Goldgräberfriedhof, der etwas außerhalb liegt. Die teilweise schwer leserlichen Inschriften bezeugen eine hohe Sterberate in der kurzen Blütezeit. Das berühmteste Grab „belegt“ Jefferson Randolph alias Soapy Smith. Die Verbindung aus seinem Telegraphenamt endete im Schnee und die Überweisungen der Neuankömmlinge in seiner Tasche. Ein Pistolenduell beendete sein Leben, sein Kontrahent Frank Reid liegt nicht weit entfernt. Wir fahren über den geschichtsträchtigen White Pass, der etwas mehr als 100 Jahre vor uns vielen Goldsuchern zum Verhängnis wurde. Am höchsten Punkt in 1003 Metern, machen wir einen kurzen Fotostopp. Kurz danach erreichen wir die US-Grenze nach Kanada. Toni erkundigt sich hier, ob wir unsere grünen Einreisekarten jetzt abgeben müssen, oder erst auf dem Rückflug, der uns von Whitehorse über Fairbanks nach Frankfurt noch einmal in die USA einreisen lässt. Man erklärt ihr, dass wir die Einreisekarten in Fairbanks abgeben sollen, weil wir dort auf jeden Fall noch einmal durch die Kontrolle müssen. Die weitere Strecke nach Nordosten im Hochland ist wunderschön und lässt uns wiederholt anhalten. In Carcross sprechen uns zwei deutsche Backpacker an. Sie suchen eine Mitfahrgelegenheit nach Whitehorse. Wolfgang und Daniel, Vater und Sohn, kommen aus dem Raum Stuttgart. Nach einer ausgiebigen Kanu-Tour waren sie die letzten fünf Tage auf dem Chilkoot Trail über den gleichnamigen Pass, der zweiten Golddigger-Route, unterwegs. Sie bereichern unsere Kaffeepause mit frischen Muffins und ihren Erzählungen. Gerne nehmen wir sie mit, zunächst zum Wolf Creek Yukon Government Campground, wo wir heute übernachten. Dort gibt es genügend trockenes Feuerholz. Da muss noch ein Abschiedsgrillen sein. Günther, Daniel und ich fahren nach Whitehorse, um Fleisch und letzte Kleinigkeiten zu besorgen. Daniel und Wolfgang spendieren Bier für alle, wofür besonders wir Jungs sehr dankbar sind. Auf die ‚Packerlsuppe‘, den ‚letzten Gruß‘ aus der Camperküche, waren wir ohnehin nicht so scharf. Bei deftigen Rindersteaks und reichlich Salat lassen wir‘s uns gut gehen. Natürlich gibt‘s die obligatorischen Marshmellows zum süßen Abschluss am Lagerfeuer.
Als wir uns zum Frühstück raus setzen, beginnt es zu regnen. Das macht uns ‚Trappern‘ und ‚Abenteurern‘ heute nichts aus. In den Thakini Hot Springs ca. 25km nördlich von Whitehorse wollen wir den Staub und Schweiß der letzten Tage gründlich abwaschen. Auf dem Weg dorthin setzen wir Wolfgang und Daniel in ihrem Hostel in Whitehorse ab. Sie werden wie wir morgen Mittag nach Deutschland zurückfliegen. Nach der Verabschiedung will unser Wagen nicht mehr anspringen. Günther bringt mich zu Fraserway am anderen Ortsende. Mit einem Mechaniker mache ich mich auf den Weg zurück zum gestrandeten Camper und gucke ganz schön blöd aus der Wäsche, als ich den Platz vor dem Hostel leer vorfinde. Wolfgang, erfahren im Umgang mit Automatikgetrieben, hatte den Tipp gegeben, durch Zurückschieben des Wagens das Getriebe zu bewegen, damit sich der verklemmte Schalthebel in der P-Stellung fixiert. Das war‘s gewesen. Rosmarie war daraufhin zu Fraserway nachgefahren, damit kein Mechaniker umsonst bemüht werden musste, aber zu spät gekommen. Als sie wieder zurückkommt, passiert beim Abstellen an gleicher Stelle das Gleiche noch einmal, aber wir kennen ja jetzt die Lösung! Danach können wir endlich im Thermalwasser suhlen. Rosmarie und ich haben nach zwei Stunden genug davon und fahren noch zum Miles Canyon. So spektakulär und gefährlich, wie zur Goldrauschzeit vor 100 Jahren, sind die Stromschnellen durch das Aufstauen des Schwatka Lake nicht mehr, liefern aber noch ein paar interessante Fotomotive. Es fängt leicht zu regnen an. Die Fischleiter beim Kraftwerk am anderen Yukon Ufer ist den kurzen Umweg nicht wert. Wir parken in der Nähe der SS Klondike II und erfahren an der Kasse, dass die geführte Besichtigung eine Stunde dauern würde. Da in einer halben Stunde geschlossen wird, dürfen wir auf eigene Faust unentgeltlich durch das Schiff stromern. Dieser Raddampfer, 1937 mit den Maschinen seines gesunkenen Vorgängers ausgestattet, bediente die Strecke von Whitehorse nach Dawson City. Bis zur Fertigstellung des Klondike-Highway 1955 als Frachtschiff, danach zur Personenbeförderung. Die Ausstellung von Salon, Küche und Kabinen ist sehr real, man meint das Schiff könnte sich gleich mit Gästen füllen. Im Bauch gibt es viel Frachtgut der damaligen Jahre zu bestaunen. Mit dieser Besichtigung endet unser Programm in diesem Urlaub. Passend dazu wird auf der Klondike die Flagge eingeholt. Bei Fraserway machen wir Halt, um zu fragen, wo wir das RV waschen sollen. Die freundliche junge Dame erklärt uns, nachdem sie unser Fahrzeug gesehen hat, dass das nicht nötig sei. Anschließend fahren wir auf den großen WalMart Parkplatz, wo wir uns für heute Abend mit den anderen verabredet haben. Rosmarie leert den Kühlschrank, es gibt Hähncheneintopf. Danach wird aufgeräumt und gepackt, ich schreibe an meinen Aufzeichnungen. Die alten Trekkingschuhe, die dank des guten Wetters ihren Zweck doch noch erfüllten, versenken wir im Müllcontainer von Subway. WalMart weist auf seinem Parkplatz explizit ein Areal aus, wo RVler übernachten können. Dieser Bereich füllt sich zusehends. Wir stehen beisammen und „vernichten“ den letzten Alkohol. Ein freundlicher US-Amerikaner bringt uns eine Kostprobe des von ihm gefangenen und zubereiteten Heilbutt. Er schmeckt super, trotz des reichlich verwendeten Pfeffers.
Leider hat unser Flugzeug Verspätung, so dass wir eine Stunde länger warten müssen. Wir erhalten erneut das grüne Einreiseformular für die USA zum Ausfüllen, da die US Grenzbehörden das manchmal erneut fordern sollen. Als alle Passagiere endlich sitzen, ergibt sich eine abermalige Verzögerung, da eine Maschine im Anflug ist und der Airport kein Radarsystem hat! In Fairbanks erklärt man uns, dass wir die Zollerklärung und das Einreiseformular Ein letztes Mal dumpen und tanken gleich nebenan bei Shell, dann bringen wir unser Gepäck zum Flughafen und checken ein. Leider gibt es keine 2er Plätze außen mehr, schade. Also nehmen wir 3 x 2 hintereinander in der Mitte. Danach bringen wir die Fahrzeuge zu Fraserway zurück. Es gibt keinerlei Komplikationen. Allerdings fällt auf, dass unser Ford etwa 50 Kilometer weniger gelaufen ist, als die zwei Dodge der anderen beiden Paare, obwohl dieses Fahrzeug mit Sicherheit 50 bis 100 km mehr gefahren wurde. So viel zur Genauigkeit von Kilometerzählern. Ich checke noch meine Emails im Office von Fraserway, dann bringt uns Betsy um 10.30 Uhr zum Flughafen. Das ist viel zu früh, unser Abflug ist um 12.55 Uhr. Aber irgendwo müssen wir sowieso warten. Der Rückflug führt uns zunächst nach Fairbanks in Alaska und von dort über Frankfurt nach München. nicht benötigen. Während unser Vogel aufgetankt und gewartet wird, gehen wir durch die US-Grenzkontrolle. Die ganze Prozedur dauert zwei Stunden, dann heben wir endlich ab. Etwa 8 1/2 Stunden später sind wir in Frankfurt. Nach zwei Stunden Wartezeit hier beginnt unsere letzte kurze Etappe nach München. Mattias holt uns am Flughafen ab und fährt uns nach Hause. Wir sind jetzt seit 23 Stunden wach und fallen todmüde in unsere Betten.
Fahrzeug:
wir sind 3.873 km weit gefahren und haben dabei durchschnittlich 16,4 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbraucht. Für amerikanische Verhältnisse ist der Treibstoffkonsum sehr niedrig. Die Kosten dafür beliefen sich auf 13,83 € pro 100 Kilometer. In jedem Fall ist der Diesel die ideale Motorisierung. Leider zwang uns der recht kleine Tank zu häufigen Tankstopps (die maximale Reichweite lag bei etwa 550 km). Der bärenstarke 6,7 Liter V8-Motor mit 400 PS und komfortablem 5-Gang Automatikgetriebe verrichtete seinen Dienst kaum hörbar. Der zuschaltbare Allradantrieb war selbst auf sehr schlechter Piste (z.B. Stampede Trail beim Denali) nie erforderlich. Das Fahrwerk ist weich gefedert, was dem Komfort spürbar zu Gute kommt, allerdings den Aufbau mit seinem hohen Schwerpunkt kräftig schaukeln lässt. Wir haben die Variante des Pickup Campers genossen, da keinerlei Klapper- oder sonstige Geräusche den Fahrkomfort mindern. Dafür haben wir den Nachteil gerne in Kauf genommen, anhalten und aussteigen zu müssen, um das Wohnmobil zu betreten. Die Wohnkabine ist ausreichend geräumig, die Schlafkoje im Alkoven riesig, das Bad etwas beengt. Stauraum war in unserer Ausbauform mehr als ausreichend vorhanden.
Mobiles Telefonieren:
eine Netzversorgung für europäische Mobiltelefone ist in weiten Teilen Alaskas und des Yukon nur in größeren Orten gegeben. Bereits am Ortsrand sind oftmals keine Verbindungen mehr verfügbar. In Whitehorse ist kein mobiles Telefonieren möglich. Darüber hinaus scheint es Unterschiede zwischen den deutschen Providern T-Mobile und Vodafone zu geben. T-Mobile hat offensichtlich Roaming Abkommen mit amerikanischen Anbietern, die Vodafone nicht hat. So entdeckte mein Vodafone-Telefon oft Netze, die nicht nutzbar waren, während diese mit dem T-Mobile-Gerät problemlos aktiviert werden konnten.
Devisen:
vielerorts kann mit der deutschen EC-Karte (Maestro) Bargeld an Geldautomaten abgehoben werden. Allerdings sind aufgrund der höheren Gebühren die Kosten deutlich höher, als bei der Bezahlung per Kreditkarte. In Einzelfällen wurden Kreditkarten erst ab einem Mindestumsatz von 5 $ akzeptiert. Für die staatlichen Parks und Campgrounds ist allerdings Bargeld (in kleiner Stückelung) zwingend erforderlich.
Navigation:
die 'Milepost' (ausschließlich in Englisch) ist ein idealer Kartenersatz. Man soll sich von der Informationsfülle nicht entmutigen oder verwirren lassen. Nach kurzer Einlesezeit bietet sie eine extrem detaillierte Übersicht des Streckenverlaufs mit allen Sehenswürdigkeiten und Abfahrten. Ich empfehle eine konkrete Vorausplanung vor Antritt der Reise.
Übernachten:
ist außerhalb der Campgrounds nahezu überall möglich. Der Luxus von Wasser- und Stromanschlüssen in privaten RV-Parks war für uns nicht relevant. Für uns zählt an den meist sehr schön gelegenen staatlichen Campgrounds die Möglichkeit des gemeinsamen Grillens und Essens. Ohne Gruppe oder zu kühleren Zeiten würden wir ein "freies Stehen" bevorzugen.
© copyright Otto Kinateder