Das Super-Stau-Pfingst-Wochenende. Im Verkehrsfunk endlos lange Meldungen über unendlich lange Staus. Hauptsächlich betroffen die Routen nach Süden über die Alpen. 11 Uhr Abfahrt. In Eching übermannt uns der Hunger. Wer einen Womo-Parkplatz anbietet kriegt den Essenszuschlag. Das berühmte schwedische Möbelhaus lockt mit Apfelstrudel, heute sogar mit Currywurst und Pommes. Wir kommen gut durch bis zur Kasse und unserem Tisch. Danach Stau: vor dem Eingang, vor der Bedientheke, vor der Kasse. Wir kauen genüsslich zu. Der Westring um München und die Bodenseeautobahn sind frei (es wollen ja alle nach Süden). Das Allgäu ist erfrischend grün. Der Stellplatz in Wangen auch. Aber voll belegt. Und die Ver- und Entsorgungsstation defekt. Wo wir doch Frischwasser brauchen. Auf zum Tipp nach Amtzell. Auch grün. Auch voll belegt. Die Versorgungsstation funktioniert. Mit gefülltem Wassertank zurück nach Wangen auf den großen kostenlosen Parkplatz P17. Hier ist es gut. Kaffee im Schatten vorm Womo. Am Abend ins historische Zentrum. Der trockene Riesling passt perfekt zum Flammkuchen.
Mautfrei nach Österreich, hier ist Diesel billig. Tanken in Hörbranz. Bei 90 Liter Kraftstoff sparen wir sensationelle 90 Cent. Unsere Vignette grüßt die schweizer Grenzer. Das einzige Verkehrshindernis auf der ganzen Strecke sind wir - mit unseren 90 bis 100 Stundenkilometern. Hoch zum San Bernardino. Mittagspause auf dem Parkplatz hinterm Tunnel. Spritsparend talwärts Richtung Lago Maggiore. Die italienischen Grenzer ignorieren uns mitsamt unserer schweizer Vignette. Die westliche Uferstraße ist ganz schön eng. Die steile Zufahrt rauf zum Stellplatz noch mehr. Oben top Lage und top Aussicht. Jede Parzelle hat eine eigene begrünte Terrasse. Es nieselt. Markise raus. Es regnet. Rosi hat die falschen Klamotten dabei. Der Abendspaziergang runter zum See fällt nicht ins Wasser. Aber mangels Spazier-Raum ist er nur kurz: Adventure-Parcour auf der schmalen Uferstraße für Lebensmüde. Anschließend Freeclimbing zwischen den Häusernestern oben in Oggebbio.
120 Kilometer. Das Navi veranschlagt 3 Stunden. Und wir brauchen sie. Eine raue Fahrt durch öde Städte und trostlose Industriegebiete auf Straßen, die diese Bezeichnung nicht verdienen. Das ist also das reiche Norditalien! Noch nicht einmal gutes Wetter können sie hier. Genug gemotzt. Der knapp 1200 m hoch gelegene Wallfahrtsort mit der Schwarzen Madonna ist gewaltig. 14 Bars und Restaurants warten auf Besuchermassen, die heute ausbleiben. Der Eintritt ist kostenlos. Wir vermissen Markierungen für eine planvolle Besichtigung und ergründen den heiligen Ort etwas konzeptlos. In einer kurzen Regenpause wandern wir vorbei an den 12 Kapellen die grüne Wiese den Sacro Monte hoch bis zum Friedhof. Wir sind ganz alleine an diesem beschaulichen Ort. Auch auf den Stellplatz oberhalb der neuen Basilika hat sich nur ein weiteres Womo verirrt. 12 Euro für 24 Stunden inkl. Strom, einem Sanitärgebäude mit Duschen und WC - günstig.
Auf dem Weg nach Pollone "erfährt" das Womo eine Komplett-Dusche. Die Waschstraße ist teilweise kaum 3 m breit. Wir kommen ohne Blessuren durch. Mit der Ankunft auf dem gepflegten Parkplatz wird's trocken. Der riesige Englische Garten überzeugt uns, auch wenn wir nur einen Bruchteil des 57 ha großen Areals erlaufen. Ohne weitere Wäsche, aber auf ähnlich schmalen Pfaden kommen wir zum Marienheiligtum von Graglia. Erstaunlich große Kirche. Offen. Trattoria und Bar geschlossen. Selbstversorgung. In Candelo stellen wir das Womo auf dem sauberen kostenlosen Stellplatz unter dem Ricetto ab. Die mittelalterliche Fluchtstadt ist ein Blickfang. Etwas tote Hose. Die Altstadt von Candelo selbst wartet mit ganzen zwei offenen Bars auf. Der himmlische Auto-Wäscher hat genug Pause gemacht und arbeitet wieder. Es regnet jetzt deutlich wärmer! Und am Abend sitzen wir lange vor der Bar 'La Torre' bei einem Glas Aperol und einer Platte mit delikaten Häppchen dazu.
Es ist warm geworden über Nacht. Schon zum Frühstück ziehen wir uns in den Schatten zurück. Die Raubritter vom Castello di Masino nehmen uns 12 € p.P. ab. Der englischsprachige Laufzettel hält sich nicht an den ausgeschilderten Rundweg und ist keine Hilfe. Reichlich desillusioniert schlürfen wir unseren Cappuccino und sind anschließend vom Labyrinth wie vom Park enttäuscht. In Mandria erwartet uns ein spätfeudaler Landsitz. Um den zentralen Platz gruppieren sich vier herrschaftliche "Bauernkaten". Die Trattoria 'Commestabili' ist ein erstaunlich gut besuchter Platz zum Rasten und Genießen. Wegen der Hitze streicht Otto die Stadt Chivasso vom Programm und steuert direkt zum Campingplatz in Pianezza. Das Navi lotst uns aus Trotz mitten durch Turin. Ein Gewitterschauer kühlt die aufgeheizte Luft ein wenig ab.
Eigentlich keine 10 Kilometer entfernt. Auch der Google Maps Ausdruck keine Hilfe. Wir gondeln kreuz und quer durch die Turiner Peripherie bis wir die Reggia di Venaria Reale erreichen. Vom Haus Savoyen im 17. Jh. als Jagd- und Lustschloss errichtet, diente es danach für 100 Jahre als königliche Residenz. Eintritt zu Schloss und Park fürstlich: 14 € für Rentner. Audio-Guides weitere 3 € - aber nicht in Deutsch. Der Rundweg ist gut beschildert, wir finden uns zurecht. Museal gut aufbereitet, spärlich möbliert vermittelt es royale Gediegenheit. Die pompöse Gartenanlage kommt wegen der Mittagshitze zu kurz.
Hoch über Avigliana thront Sacra di San Michele, in gewisser Weise ähnlich Mont Saint Michelle in der Normandie. Wir fahren bis zum letzten Parkplatz. Von hier zu Fuß die letzten 1300 m steil den Bergwald hoch. Senioren löhnen 6 € für viele weitere Stufen aufwärts. Neben der Totentreppe wurden einst die Mönche bestattet. Die Kirche ganz oben beherbergt die sterblichen Überreste savoyischer Adeliger und beeindruckt ob ihrer Fresken. Grandios der Ausblick. Die Klosterruine unterhalb demonstriert die Vergänglichkeit. Vor der Rückfahrt nach unten ein Verkehrszeichen: Verbot für Fahrzeuge breiter als 2 m! Aha. Wir beanspruchen 30 cm mehr Fahrbahn, wollen und müssen aber zurück. Der Stellplatz in Avigliana wurde komplett neu gestaltet und ist noch gesperrt. Der schäbige Parkplatz daneben muss genügen. Der Abendspaziergang in die 'gotische Altstadt' ist eine herbe Enttäuschung. Alleine rund um die kleine Piazza Conte Rosso so was wie italienisches Altstadtflair. Mit uns als einzigen Gästen!
Das ehemalige Zisterzienserkloster in Staffarda ist Ottos Highlight. 3,50 € mit deutschsprachigem Audio-Guide. Der veranschaulicht das mittelalterliche Klosterleben. Die Größe und farbliche Ausgestaltung der Kirche ist unbeschreiblich. Rund herum ein landwirtschaftliches Gut enormen Ausmaßes. Die Biscotti aus Maisteig im Ristorante 'Il Sigillo' runden den Cappuccino prima ab. Bei Conad in Savigliano kaufen wir ein und gehen von hier zu Fuß ins Zentrum. Es gefällt uns nicht besonders. Oder ist es nur zu heiß? Am Abend stehen wir auf dem einfachen kostenlosen Stellplatz in Cherasco. Der schmucke Ort ist reißbrettmäßig angelegt, hat eine Weile das berühmte Turiner Grabtuch Jesu aufbewahrt, nennt sich Hauptstadt der Schnecken und besitzt einen Wasserautomaten, wo man für 5 Cent 1 Liter Mineralwasser mit Kohlensäure zapfen kann.
La Morra, der "Balkon der Langhe". Tolle Aussicht, festlich gekleidete Menschen, viele Kirchen, heiß. Für sich sehr schön, in den langen Reihe der gesehenen Orte aber nur ein weiterer. Wir wollen jetzt mal abschalten und ausspannen. Dazu eignet sich der kleine Agriturismo Ai Ciuvin perfekt. Inmitten der Langhe zwischen Alba und Asti, umgeben von Weinbergen.
Wieder mal eine schmale Bergstraße. Oben ein grüner, schattiger Rastplatz. Nur wenige 100 m zum Marienheiligtum. Wieder ein Sacro Monte. Wieder Kapellen bergwärts. Ganz oben 'Il Paradiso', wo sonst? Weiter nach Asien - durch die unendlichen Reisfelder um Vercelli in der Po-Ebene. Enorm heiß! Die Abtei in San Nazzaro Sesia hat Montags geschlossen. Schnell ein paar Fotos. Was nun? Wir hatten geplant, hier zu übernachten. Wegen der Hitze möchte Otto statt des Stellplatzes lieber auf einen Campingplatz am Lago Maggiore. Wir verlassen das Piemont und sind in der Lombardei.
Nach vielen schönen Orten, Klöstern und Kirchen ist Erholung angesagt. Dolce far niente bei 30° im Schatten (ohne den geht gar nichts)!
Zurück nach Norden, wieder über den San Bernardino. Rast vor dem Tunnel. Regen setzt ein. Staufrei durch die Schweiz. Erneut billig tanken im österreichischen Hörbranz. Ersparnis diesmal gegen die günstigste deutsche Tanke nach der Grenze: 0,00 Cent! Wangen im Allgäu freut sich über unseren zweiten Besuch, schaltet extra die Sonne ein und spendiert ein Abendkonzert an der Stadtmauer.
Ein kurzer Stopp im Freistaat bei Sulzemoos. Womo entsorgen und keine Womos schauen (Menschenmassen soweit das Auge reicht - Ferienende). Wir fahren weiter bis zum bekannten schwedischen Möbelhaus zwecks Stärkung. Satt und zufrieden kommen wir zuhause an.