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Nun sei mal flexibel
mit dem Wohnmobil in der südlichen Toskana

22. März 2023 - Start in den Frühling

Einen langen Winter (der keiner war) haben wir darauf gewartet, endlich wieder losziehen zu können. Südlich der Alpen sollten uns besseres Wetter und mildere Temperaturen erwarten. Auf der Strecke dorthin machen wir unsere obligatorische Mittagsause im Café Müller in Garmisch. Trotz unheimlich dichten Verkehrs mit unendlich langen LKW-Kolonnen kommen wir gut nach Trento durch. Hier übernachten wir heute auf dem Stellplatz Zuffo. Es handelt sich um einen riesigen Parkplatz mit sehr einfachem Wohnmobil-Abteil in einem tristen Industriegebiet. Wie kommen wir von hier zu Fuß in die Altstadt? Die Wegbeschreibung eines hilfsbereiten Italieners lotst uns auf die vielbefahrene Straße. Bürgersteig Fehlanzeige. An einem Kreisverkehr, wo wir gegen den unaufhörlichen Autostrom auf der Fahrbahn antreten müssten, weigert sich Rosi, Leib und Leben aufs Spiel zu setzen. Sie findet eine ungefährliche alternative Route entlang der Etsch. Festlich gekleidete junge Menschen mit Blumenkränzen im Haar feiern beim Dom zusammen mit ihren Familien und Freunden den erfolgreichen Studienabschluss. Wir beobachten das Treiben bei einem Cappuccino. Der große Kirchenbau wirkt auf uns sehr befremdlich: auf der einen Seite ein mächtiger achteckiger Turm mit oktogonaler klassischer Spitze. Ihm gegenüber ein weiterer Turm, der mit einer großen barocken Zwiebel gekrönt ist. In einem Supermercato ersteht Otto noch eine Packung Espresso. Wir sind endgültig in Italien angekommen.

Piazza

Piazza del Duomo in Trento

Dom

Cattedrale di San Vigilio in Trento


23. März 2023 - zurück in den Winter

Otto hat für die Passage nach Lucca ab Modena eine Nebenstrecke durch den Apennin, die "toskanischen Alpen", ausgesucht. Für die etwas mehr als 100 Kilometer lange Bergetappe brauchen wir rund zweieinhalb Stunden. Kurve reiht sich an Kehre, dazwischen unterbrochen von Serpentinen. Nach gut der Hälfte in Abetone ist der Skizirkus zuhause. Wir schauen kurz einigen wenigen Skifahrern zu. Neben der Straße sind noch reichlich Schneereste vorhanden. Bis 15. Aril besteht Winterreifenflicht! Kurz vor Lucca halten wir bei der markanten Ponte del Diavolo aus dem Mittelalter, die sich unglaublich hoch über den Serchio spannt. Gleich danach klappt ein entgegenkommender eiliger Kurierfahrer unseren linken Seitenspiegel ein, weil er seinem Vorwärtsdrang offensichtlich im Weg steht. Ein lauter Knall und das Spiegelglas baumelt nur mehr an zwei Kabeln. Es lässt sich zum Glück wieder im Gehäuse festclipsen. Es scheint nichts kaputt zu sein. Der Womo-Stellplatz vor den Toren der Altstadt ist ordentlich. Wir gehen die zwei Kilometer ins historische Zentrum und schwelgen in Erinnerungen an unseren Besuch vor 26 Jahren. Und weil es hier so schön ist, wollen wir noch einen Tag länger bleiben.

Ponte del Diavolo



24. März 2023 - städtische Irrwege

Zwischen 1504 und 1645 bauten die Lucceser an ihrer Stadtmauer in der heutigen Form. Sie ist über vier Kilometer lang, teilweise mehr als zehn Meter hoch und an der Basis 30 Meter breit. Auf ihrer Krone wurden Alleebäume gepflanzt, zwischen denen Anwohner und Besucher plaudernd spazieren, sportlich joggen oder radfahren. Wir wählen heute zunächst Variante 3. Nach der ersten Umrundung will Otto zum Duomo San Martino. Von hier bewegen wir uns zu Fuß durch die Stadt. In den schmalen Gassen zwischen stattlichen Bürgerhäusern vermissen wir eine deutliche Beschilderung der Sehenswürdigkeiten. Auch Google ist uns keine wirkliche Hilfe: dort wo bei der Puccini-Statue das Museum sein sollte, ist es auf jeden Fall nicht. Zufällig entdecken wir es schließlich genau gegenüber von unserer Bank, auf der wir gerade rasten. Rosi platzt der Kragen wegen unserer konzeptlosen Rumrennerei. Wir radeln zum Womo zurück und machen Kaffeepause. Am Abend nutzen wir die Bikes erneut für einen letzten Besuch des Zentrums. Wir umrunden die Stadtmauer jetzt zu Fuß. Dieser Weg erfordert keine Beschilderung.

Dom

der Dom von Lucca

San Michele

San Michele in Lucca

Piazza

Piazza del Anfiteatro in Lucca

Park

Park des Palazzo Pfanner in Lucca

Stadtmauer

auf der Stadtmauer von Lucca

Puccini

Puccini und Otto


25./26. März 2023 - Toskana pur

Die Kurverei bei der Anreise nach Lucca steckt Otto noch in den Armen. Für die Weiterfahrt wählen wir deshalb heute die bequemere Autostrada. Kurzzeitig überlegen wir, am Feriendomizil von Hofbauers vorbeizuschauen, die heute nach Marina di Pisa anreisen. Letztendlich entscheiden wir uns dagegen, weil wir befürchten, zu wenig gemeinsame Zeit finden zu können. Pomarance, unser Ziel, muss man nicht gesehen haben. Wir sind hier wegen des Agricampeggio Il Colono, über den wir viel Positives gelesen haben. Wir werden nicht enttäuscht. Wir stehen zwischen Olivenbäumen mit grandioser Aussicht in die umliegende Hügellandschaft. Toskana pur! Aber das Brot ist knapp. Als Fußgänger fühlen wir uns auf den zweieinhalb Kilometern auf der viel befahrenen schmalen Landstraße alles andere als wohl. Später genießen wir den Kaffee vor dem Womo in der warmen Sonne. Den Abend läuten ein paar Regentropfen ein, abgelöst von einem blutroten Sonnenuntergang.

Pomarance

Agricampeggio Il Colono bei Pomarance

Pomarance

Agricampeggio Il Colono bei Pomarance

Pomarance

Pomarance

Abend

Abendstimmung

Wein

ein Hoch auf die Toskana


27. März 2023 - schwarzer Strich und weißer Felsen

Über Volterra bis Siena zockeln wir mal wieder über kurvenreiche Straßen in einem bedauernswerten Zustand. Bedauernswert ist eigentlich unser Womo. Es ächzt und stöhnt. Plötzlich ein lauter Knall. Was war das? Kurz darauf stoppt uns ein italienisches Auto. Der Beifahrer erklärt uns wortreich, wir hätten seinen Außenspiegel beim Passieren gecrasht. Hmm - ja da war ein Knall. Und sein Außensiegel ist gebrochen. Und wir haben eine schwarze Schramme am Wohnmobil. Otto ist sich sicher, großzügigen Abstand beim Vorbeifahren gehalten zu haben. Der Italiener fordert 350 Euro. Wir wollen das über die Versicherung abwickeln. Jetzt möchte er 175 Euro Cash. Wir geben letztlich 155 und ziehen frustriert weiter. Später stellt Otto fest, dass die Schramme am Womo nur oberflächlich ist und sich abwaschen lässt. Sind wir Gaunern aufgesessen? Sei's drum, bei den Bagni di Filippo machen wir eine kleine Mittagspause und gehen dann zu den heißen Quellen, deren mineralhaltiges Wasser über weiße Sinterfelsen läuft und sich in diversen größeren und kleinen Becken sammelt. Wir ziehen unsere Badesachen an und suchen eine freie Kuhle. Gut zehn Kilometer weiter finden wir in Radicofani einen sehr gepflegten kostenlosen Stellplatz. Frischwasser und Entsorgung sind vorhanden, WC und Badezimmer haben wir selber dabei.

Bagni

Fosso Bianco der Bagni di Filippo

Bagni

Bagni di Filippo

Bagni

Bagni di Filippo

Blick vom Stellplatz auf Radicofani und die Fortezza

"Schauinsland"


28. März 2023 - Änderungen ohne Ende

Ade ihr Etrusker! Wir hatten vorgestern festgestellt, dass Populonia, die einzige antike etruskische Hafenstadt am Golf von Baratti, jetzt in der Nebensaison nur samstags und sonntags zu besichtigen ist und haben den geplanten dreitätigen Besuch dort gestrichen. So sind wir über Radicofani an den Bolsenasee weitergezogen, um hier zwei Nächte auf dem Agricampeggio in Capodimonte zu bleiben. Der wiederum öffnet erst am 1. April seine Pforten. Mist! Zu guter Letzt liest Rosi im Führer, dass die etruskischen Ausgrabungen in Pitigliano und Sovana in der Nähe ebenfalls nur am Wochenende geöffnet sind. Das Konzept, in der südlichen Toskana in die etruskische Kultur einzutauchen, löst sich gerade vollends in Luft auf. Wir schlendern unter wolkenlosem Himmel, begleitet von einem eisigen Wind, in die Altstadt und essen ordentlich im gepflegten Ristorante La Vela. Danach umrunden wir den See und besuchen am nördlichen Ufer die Stadt Bolsena, wo wir auch übernachten. Die Temperaturen sind jetzt wesentlich angenehmer, der böige kalte Wind hat sich gelegt.

Otto

am Bolsena See in Capodimonte

Rosi

Capodimonte am Bolsena See

Bolsena

Stadtstrand in Bolsena

Stillleben

Stillleben in Bolsena


29. März 2023 - Kultur unter Verschluss

Die Nacht war erfrischend kalt. Am südlichsten Punkt unserer Reise machen wir nach dem Aufstehen kurz die Heizung an. Wir verabschieden uns vom See, besorgen bei einem langen Spaziergang noch Brot und brechen Richtung Orvieto auf. Dort wird getankt, bevor es auf die Autostrada A1 Richtung Siena geht. Somit haben wir heute gleich drei italienische Regionen betreten: Latium mit Bolsena, Umbrien mit Orvieto und jetzt auf der Strecke erreichen wir wieder die Toskana. Am späten Mittag stellen wir das Womo auf dem schönen Stellplatz unterhalb der Stadt Lucignano ab. Er bietet einmal mehr alles, was wir benötigen: Ver- und Entsorgung sowie sogar Stromanschluss und WiFi. Und das Ganze komplett kostenlos. Das Städtchen mit den Festungstürmen der Rocca, seinen diversen Kirchen und malerischen Gassen beherbergt im Museo Communale einen besonderen Schatz: der Albero d'Oro (goldener Baum) ist eine über zwei Meter hohe Reliquie aus purem Gold. Und wieder verwehrt man uns Kulturhungrigen den Zutritt. Das Museum ist heute geschlossen! Mit einem leckeren Eis versüßen wir den Nachmittag. Vor dem Womo sitzen wir in der Sonne und sind zufrieden.

Bolsena

Abschied vom Bolsena See

Lucignano

Womo Stellplatz in Lucignano

Lucignano

Lucignano an der Porta San Giusto

Lucignano

Blick durch die Porta San Giusto

Plakat

Albero d'Oro

Rosi

Rast im Park


30. März 2023 - beschaulich schön

Weil hier alles passt, bleiben wir noch einen weiteren Tag in Lucignano. Vormittags wollen wir kurz Brot besorgen. Google zeigt uns eine Panetteria. Wir riechen das frisch gebackene Brot. Aber weder links noch rechts, die Treppe rauf, die Treppe runter finden wir die Bäckerei. Keine Reklametafel wirbt, kein Schaufenster eröffnet einen Blick auf Gebackenes. Wir stehen vor der unscheinbaren Tür und erkennen erst nach geraumer Zeit den winzigen Laden dahinter, wo wir sehr freundlich bedient werden. Im lebhaften Zentrum ist Markt. Geduldig warten wir am Obst- und Gemüsestand auf ein paar Äpfel und Salat. Den kurzen Stadtbummel beschließt ein Kaffee vor der Stadtmauer. Am Nachmittag spazieren wir zur Fortezza Medicea, eine niemals ganz fertiggestellte Festung der Sieneser gegen Florenz. Ob die EU den maroden Bau vollenden wird? Gleich nebenan bleiben wir eine ganze Weile im Cimiterio. Laut Führer hat Lucignano 3600 Einwohner. Ebenso viele scheinen hier auf dem großen Friedhof zu liegen. Der Weg führt uns vorbei an vielen Olivenbäumen, die gerade einen kräftigen Frühjahrsschnitt erfahren. "Das Heiligtum der Madonna della Querce ist ein wahres Juwel der Renaissancekunst aus dem 16. Jahrhundert." Wir stehen vor bröseligem Mauerwerk und verschlossenen Türen. Dennoch für uns ein meditativer Ort.

Kaffee

Lieblingsplatz in Lucignano

Friedhof

Cimitero Communale di Lucignano

Santuario

Santuario Madonna della Querce


31. März bis 4. April 2023 - Villa mit Seeblick

330 Kilometer trennen uns vom Gardasee. Bei Florenz verdrückt der Himmel ein paar Tränen, weil wir die Toskana verlassen. Am späten Mittag rollen wir auf den Camping Cisano zwischen Lazise und Bardolino. Wir erhalten einen Platz in der ersten Reihe. Hier wollen wir den Urlaub in den nächsten Tagen ausklingen lassen. Wir verbringen die Zeit mit Spaziergängen am Lungolago in beide Richtungen. Lazise im Süden und das gepflegte Bardolino im Norden zu Fuß. Garda, das noch weiter nördlich liegt, erfahren wir mit den Rädern. Speziell am Wochenende ist mächtig was los, danach geht's beschaulicher zu. Trotz Sonnenschein sinken am letzten Tag die Temperaturen merklich ab. Es ist Zeit, nach Hause zu fahren. Arrivederci Italia!

Gardasee

Ankunft am Camping Cisano am Gardasee

Bardolino

im Parco Bassani in Bardolino

Stillleben

geschmackvolles Ambiente

Otto

Entenfüttern in Garda

Rosi

Blumenpracht in Bardolino

Gardasee

Arrivederci Lagi di Garda