Franz und Anita haben angefragt, ob wir uns mit ihnen am Campingplatz Felbermühle treffen wollen. Sie haben nur Freitag und Samstag Zeit. Wir sagen spontan zu, buchen für uns aber zwei weitere Nächte bis Montag. Am Wochenende soll es endlich sonnig und warm werden. Als wir am Campingplatz ankommen, wartet der oberpfälzer Bully mit abgesenktem Dach bereits auf unser Eintreffen. Das elektrisch bediente Hubdach und der Kühlschrank funktionieren nicht. Franz hat sich darauf eingestellt, bei Anita unten zu schlafen. Aber Ottos technischer Ehrgeiz ist geweckt. Zunächst überprüft er ergebnislos die Sicherungen - alle in Ordnung. Dann schließt er das Stromkabel für Landstrom an und kurz darauf erwacht das Bordisplay zum Leben: Batterieladung 0%! Und schon wenig später gleitet das Dach elegant nach oben. Das war's dann mit Kuschelcamping, tut mir leid Anita! Nach eine kurzen Mittagsstärkung radeln alle nach Eining zum Römerlager Abusina. Auf dem weitläufigen Gelände liefern reichlich Schautafeln Hinweise zu Zweck und Struktur der Befestigungsanlage. Allein ein echter Eindruck, wie das vor knapp 2000 Jahren ausgesehen haben mag, entsteht nicht wirklich. Dafür sind die diversen Grundmauern für unser Vorstellungsvermögen zu wenig. Direkt an der Donau bei der Fähre, mit der wir übersetzen wollen, hält uns der gemütliche große Biergarten auf. Nachdem wir Kaffee und Kuchen verdrückt haben, müssen wir feststellen, dass die Fähre jetzt (Nach-)Mittagspause macht. Also radeln wir am rechten Donauufer zurück zur Felbermühle und relaxen in der warmen Sonne.
Ottos Idee, heute nach Vohburg zu radeln, findet allgemeine Zustimmung. Anstatt auf direktem Weg auf dem Damm entlang der Donau schlägt Franz die etwas weitläufigere Route über Münchsmünster vor. Bis dorthin läuft's super, vorbei an einem schönen Badesee, auf guten Radwegen. In Münchsmünster beginnt eine abenteuerliche Irrfahrt durch ein riesiges Industriegelände. Wir folgen den Radweg-Schildern immer zögerlicher. Vohburg liegt doch in Gegenrichtung. Ein hilfsbereiter Jogger bestätigt, dass wir falsch sind und weist uns den richtigen Weg. Am Ziel haben wir für gut 20 Kilometer Strecke etwa zwei Stunden gebraucht. Mittagspause, Eis, dann hoch zur Burg. Vohburg im Schnelldurchlauf. Der Rückweg über Pförring auf der linken Donauseite gestaltet sich nicht erneut problematisch. Einige Kilometer vor Neustadt erfahren wir, dass die dortige Donaubrücke gesperrt ist. Die Fähre in Eining macht gerade wieder (Nach-)Mittagspause. Schwimmen ist auch keine Alternative. Also zurück bis Pförring, um die dortige Brücke zu nutzen. Auf der Reststrecke bremst eine große Schafherde unseren Vorwärtsdrang. Trotz allem kommen wir rechtzeitig zur Felbermühle, so dass Anita und Franz ihre Abendtermine in Regensburg wahrnehmen können.
Gestern Abend wollte Rosi wegen des angekündigten Regens unsere Fahrräder abdecken, damit die Sättel heute trocken sind. Otto Schlaumichl hat ihr dann erklärt, dass man unsere wasserfesten Sättel nur abzuwischen brauche, fertig. Den ganzen Vormittag warten wir im Womo auf das Ende des Regens. Als endlich die Sonne rauskommt, starten wir auf trocken geriebenen Sitzen Richtung Abensberg. Bereits nach wenigen hundert Metern verkünden unsere Hinterteile, dass die Fahrradsättel sehr wohl Feuchtigkeit gezogen haben. Unser erstes Ziel ist die Wallfahrtskirche Allersdorf. Ende des 16. Jahrhunderts entstand hier auf dem Frauenberg eine der ältesten Barock-Kirchen Bayerns. Wir gehen die steile Treppe hoch und bewundern die reiche Ausstattung des Gotteshauses. Ein kleines Stück südlich wartet das Kloster Biburg auf uns. Die schlichte Ausstattung der Kirche passt zu klösterlicher Abstinenz. Das Klostergebäude beinhaltet inzwischen 50 Wohnungen und zu unserer besonderen Freude ein Klostercafé. Nach der verdienten Rast überlassen wir Google die Routenwahl für den Heimweg. Wir radeln zwischen unzähligen Hopfengärten und Spargelfeldern. Irgendwann wird der Weg ziemlich abenteuerlich. Ein kurzes Stück müssen wir sogar schieben. Nicht weil der Weg so steil wäre: Nein, weil das hohe Gras eine andere Fortbewegung nicht zulässt. Es folgen diverse schlammige Passagen und schon sind wir tatsächlich zurück. Erstaunlich, wie Google diese Strecken erfasst. Vorm Womo schnappt Otto sich einen Eimer mit Wasser und reinigt die schmutzigen eBikes.
Auf Wiedersehen Felbermühle. Hallo Riedenburg. Der große Stellplatz hier an der Altmühl ist reichlich durchweicht. Wir suchen eine Stelle mit festem steinigem Untergrund und schwingen uns auf die Räder. Die Burg Prunn wäre eigentlich fast in Gehweite, aber so ist es bequemer. Und den steilen Aufstieg auf den 70 Meter hohen Burgfelsen müssen wir sowieso zu Fuß bewältigen. In der guterhaltenen Ritterburg wurde eine Handschrift des Nibelungenliedes gefunden. Wir begutachten das 1000 Jahre alte Ensemble nur von außen und "erobern" anschließend Riedenburg. Der Marktplatz mit seinen bunten Häusern und der Park am Stadtweiher gefallen uns besonders gut. Weniger toll ist, dass die meisten Restaurants geschlossen sind. Zudem ist es sehr kalt geworden.
Heute weckt uns die Sonne, schöööön. Otto besorgt frische Semmeln zum Frühstück. Wir fahren Altmühl-aufwärts immer am Fluss entlang nach Dietfurt. Auch hier dominieren am Marktplatz die Häuser in Ostereierfarben rund ums Rathaus und dem Osterbrunnen. Dietfurt wird auch "Bayrisch-China" genannt, weil im Fasching aus den Dietfurtern Chinesen werden. Standesgemäß verzehrt Otto im Café "Bay-Chi" eine Bay-Chi Torte. Auf dem Rückweg unterstützt uns der frische Wind. Und mittendrin fallen sogar ein paar wenige Regentropfen, denen wir aber in einem kleinen Unterstand entkommen. In der folgenden Nacht wird es mit 1° Celsius bitterkalt. Wir bemühen erstmals die Heizung.
Hurra, die Sonne scheint schon wieder. Wir gehen hoch zur Rosenburg. In die Anlage kommt man nur mit einem 10 Euro teuren Ticket. Dafür erhält man Zutritt zum Museum, einer Flugvorführung der Falknerei und, man höre und staune, zum Burgrestaurant. Wir nehmen alles mit, genau in der Reihenfolge. Das Museum ist praktisch komplett der Falknerei gewidmet und beeindruckt Otto nicht besonders. Die Flugkünste der Falken, Adler und Geier direkt über unsere Köpfe hinweg dafür umso mehr. Und im kalten Bugkeller gibt's endlich die obligatorische Urlaubs-Currywurst. In Essing machen wir Halt bei der Tatzelwurmbrücke und gehen das kurze Stück zum kleinen Blautopf. Man kann nicht so nahe hin, wie beim Vetter in Blaubeuren, und ganz so tiefblau ist er auch nicht. Gleich darauf rollen wir auf den sehr gepflegten neuen Stellplatz in Kelheim. Mit 8,50 Euro noch dazu ausgesprochen günstig. Darüber hinaus hat uns unser Vorgänger kostenlosen Strom für einen ganzen Tag spendiert.
Der Morgen entspricht absolut der Wetterprognose: bedeckter Himmel, aber trocken. Unsere heutigen Optionen: Rad fahren (Schulerloch), Boot fahren (Weltenburg), wandern (Befreiungshalle). Die dritte erhält unseren Zuschlag. Auf dem steilen Weg den Michelsberg hoch kommen wir gehörig außer Puste. Und weil auch noch die Sonne zu lachen beginnt, wird's sogar leicht schweißtreibend. Beim Kartenshop der Befreiungshalle belohnen wir uns mit zwei Cappuccino und bewundern anschließend Leo von Klenzes Architektur. Eine grandiose Aussicht auf das Kelheimer Land entschädigt für die 165 Stufen. Auch der Blick von der inneren Galerie auf die Feldherrntafeln und die Siegesgöttinnen darunter lohnt das Steigen. Nachmittags sitzen wir in der Sonne. Rosi macht Butter aus einem Rest Sahne, die wir nicht mehr benötigen. Otto probiert sie zum Abendbrot und ist hellauf begeistert. Wir melden uns für morgen Nachmittag bei Monika und Hermann an.
Heute haben die Wetterpropheten leider recht behalten. Der angekündigte Regen ist da. Der geplante gemütliche Altstadtbummel in Kelheim dauert nur rund eine Stunde, dann reicht's uns. Wir entsorgen unser Womo und brechen mittags zu Monika und Hermann auf. Der Nachmittag bei Ihnen ist wie immer wunderschön. Bei einbrechender Dunkelheit stellen wir unser rollendes Hotelzimmer zuhause in Freising ab. Die Tage waren teilweise etwas kühl. Trotzdem konnten wir was unternehmen und nebenbei relaxen. Es hat gepasst!