Aufbruch bei Regen - brrrr. In Moosburg Wasser tanken. Zapfpunkt wählen, Schlauch anschließen, 1 Euro einwerfen - nichts geht. Der freundliche Mitarbeiter des Bauhofs spendiert einen Euro und wählt den anderen Zapfpunkt - funktioniert. Aha. Danach noch Diesel tanken. 1,169 Euro für den Liter ist wirklich günstig. Bei Anita und Franz in Burglengenfeld erwartet uns ein fürstliches Frühstück. Und tolle Bilder von ihrer Grönlandreise. Neid!! Am frühen Nachmittag nehmen wir Abschied. Uns ist klar, dass der geplante Nachtplatz bei Altdorf viel zu nahe ist. Aber auch die Option in Schlüsselfeld ist keine. Wir nutzen unseren Schwung und düsen weiter bis zur Abfahrt Hammelburg, wo in Langendorf ein idyllischer einfacher Stellplatz nahe der Saale ist. Nach dem Abendessen gehen wir eine lange Runde in der schönen Umgebung.
Nachdem wir gestern so weit gekommen sind und heute Sonntag ist, wollen wir die 600 Kilometer bis an die Ostsee entgegen unserer Planung in einem Rutsch bewältigen. Bis gegen Mittag ist auf der A7 nicht viel Verkehr. Erst ab Hannover wird's voll und um Soltau gibt's Stop & Go. Das Nadelöhr Elbtunnel in Hamburg ist diesmal keines, nur in den Baustellen dahinter geht es zäh vorwärts. Ab Holmmoor freie Fahrt! Gegen 16:30 Uhr erreichen wir den super gepflegten Stellplatz in Damp. Otto ist jetzt "geistig müde". Wir löhnen 30 Euro für zwei Nächte und freuen uns über die Sonne. Ein abendlicher Bummel ins Zentrum des beschaulichen Kurorts mündet in einem Strandkorb des BARbados. Der nächste Morgen beginnt mit leichtem Niederschlag. Vormittags besorgen wir in der Tourist-Information eine Radkarte, essen Fischbrötchen und satteln die Räder. Die Tour führt uns über Groß- und Klein-Waabs, Sophienhof (Café zu), Langholz und zurück an der Ostsee. Auf einem Aussichtspunkt ratschen wir mit sächsischen Touristen. Gerade noch rechtzeitig mit dem einsetzenden Regen kehren wir zum Womo zurück.
Über Kappeln und Flensburg passieren wir die dänische Grenze. Das helle Grau mutiert zu dunklem. Über die Lillebæltsbroen erreichen wir die Insel Fyn. Der gepflegte Rasen des Bogense Strand Camping ist sattgrün und saftig. Oder handelt es sich um ein Reisfeld? Auf jeden Fall nass von oben und von unten. Wir trotzen dem himmlischen Wasserspeier und erkunden Bogense. Die Tourist-Information am Hafen stattet uns mit dem gewünschten Material aus. Die "gemütlichste Stadt auf Fünen" hat schon 730 Jahre Marktrechte, zeigt sich uns aber wenig merkantil. Na ja, das mag auch am Wetter liegen. Auf jeden Fall führt uns der Rundgang durch das historische Zentrum vorbei an schnuckeligen bzw. stattlichen Bauwerken. Das kleinste Haus Dänemarks steht am Marktplatz 15 und misst gerade mal 23 m²! Der Manneken Pis in der Kirkestræde ist eine Kopie der originalen Statue in Brüssel und muss natürlich abgelichtet werden. Zu guter Letzt gibt's noch Kaffee mit Æblekage, für Otto natürlich mit Fløde!
Vormittag hui, Nachmittag pfui. Gemeint ist das Wetter. Den schönen Teil verbringen wir auf den Drahteseln. Badestrand, Hafen, Stegø Mølle, Gyldensteen Slot, Gyldensteen Strand, Smidstrup und Harridslevgaard Slot sind unsere Stationen. Mittagsbrotzeit gibt's danach draußen vor'm Womo. Kaum haben wir uns für den nachmittäglichen Stadtbummel fertiggemacht, fordert uns Petrus auf, die Regenjacken anzuziehen. Dafür ist heute die alte St. Nikolaus Kirche offen und den kurzen Besuch allemal wert. Im Supermarkt neben dem Campingplatz wird eingekauft. Beim Indoor-Rummikub wird Otto von Rosi vernichtet.
Gut 30 Kilometer südöstlich von Bogense bei der Inselhauptstadt Odense befindet sich "Den Fynske Landsby", ein fünisches Dorf aus der Zeit des Märchendichters H. C. Andersen. Gemeinsam mit einer kompletten Grundschule erkunden wir das Museumsdorf. Es sind weniger die niedrigen Wohnstuben, winzigen Schlafkammern oder rußigen Küchen, die uns ansprechen. Das haben wir in ähnlicher Art und Weise schon vielfach gesehen. Es ist vielmehr die Gesamtanlage der großen und kleinen Anwesen, die üppigen Bauerngärten, verbunden mit holprigen und schmutzigen Dorfstraßen, die Gänse, Hühner, Ziegen, Schafe und Schweine. Das Ganze ist unglaublich authentisch. Im Landarbeiterhaus von Fjellerup wird Bier zu Hochprozentigem destilliert - die Kostprobe schmeckt durchaus. Nur der mittägliche Thunfisch- bzw. Schinken-Käse-Sandwich im urigen Sortebro Kro passt nicht in die "gute alte Zeit", mundet aber prima. Auf der Weiterfahrt nach Südosten erreichen wir nach weiteren gut 40 km die Hafenstadt Svendborg, "die Hauptstadt des Inselmeeres". Eine Brücke verbindet hier die kleine Insel Tåsinge. Der Svendborg Sund Camping im Norden bietet grandiosen Blick auf Sund und Svendborg. Na gut, die Aussicht kostet extra, weil die Panoramaplätze 49 Kronen teurer sind. Aber wir haben es uns verdient. Den Nachmittag verbringen wir mit schauen und lesen. Am Abend wird gegrillt.
Die Fähre nach Svendborg fährt nur 3mal am Tag. Das lässt uns zu wenig gestalterischen Spielraum. Also strampeln wir auf den Rädern über die große Sund-Brücke. In der Altstadt herrscht betriebsame Hektik. Gleich am Anfang entdeckt Otto in einem Supermarkt eine große Colgate-Zweitplatzierung. Prima, das sichert unsere Rente. In der lutherischen "Vor Frue Sogn" lauschen wir andächtig einer Musikprobe. Die Instrumentenzusammensetzung aus Orgel, Violine, Harfe und Akkordeon ist ungewohnt, das Klangerlebnis beeindruckend. Am Hafen gefällt's Otto nicht besonders. Vor dem "Naturama"-Museum, auf unserer Hit-Liste ganz hinten, machen wir kehrt. Beim "Forsorgsmuseum" dasselbe Procedere. Zurück durch die belebte Fußgängerzone zu den Rädern. Davor genehmigt sich Otto noch einen hjemmelavet flødeboller, einen selbst gemachten Schokokuss. Über die Brücke nach Hause haben wir jetzt Windkraft-Unterstützung. Den Nachmittag nutzen wir in der Sonne vor'm Womo. Immer, wenn sich eine Wolke dazwischen mogelt, wird's frisch. Und am Abend ziehen wir uns fröstelnd in unser rollendes Heim zurück.
Unsere Radtour führt uns durch den östlichen Teil der Insel. Das Valdemars Slot bewundern wir nur von außen, 16 Euro Eintritt pro Person ist uns das stattliche Anwesen nicht wert, das König Christian IV. für seinen Sohn und Namensgeber erbauen ließ. Gut versteckt im Wald ist der Platz, wo sich das unglückliche Liebespaar Elvira Madigan und Sixten Sparres 1889 das Leben nahm. Rosis Vorderrad hat auch aufgegeben - platt! An der Tankstelle in Lundby wechselt Otto den Schlauch. Auf dem Friedhof in Landet besuchen wir das Grab der unglücklichen Liebenden. Bald nach der Brotzeit in Bregninge sind wir wieder zurück am Svendborg Sund Camping. Hier flickt Otto den Schlauch. Andere Reisende kleben Aufkleber ihrer Reiseziele auf ihre Wohnmobile, wir Flicken auf Rosis löchrigen Fahrradschlauch - jeden Urlaub einen weiteren. Für den Abendspaziergang ziehen wir uns warm an. So ausgerüstet bleiben wir dann auch noch draußen sitzen, bis es dunkel ist.
Abschied vom schönen Campingplatz. Auf der Fahrt zum Schloss Egeskov beginnt es zu regnen. Graf Michael Ahlefeldt-Laurvig-Bille lässt sich den Zutritt zu "einem der 50 schönsten Orte in Europa" mit 195 DKR fürstlich entlöhnen. Uns sind 52 Euro zu viel des Guten und wir versuchen einen Blick von außen zu erhaschen. Die Gärtner haben mit riesigen Hecken dafür gesorgt, dass nur zahlende Besucher wirklich was sehen dürfen. Also weiter zum 5-Sterne-CampOne in Bøjden. Wir bekommen einen Platz mit super Aussicht auf's Meer. Passend dazu gibt die Sonne ein Stelldichein. Der frische Wind legt bald wieder eine dichte Wolkendecke über uns. Trotzdem machen wir einen ausgedehnten Strandspaziergang und hoffen auf das Morgen.
Die versprochene Sonne kommt spät, doch sie kommt. Der Wind gibt alles und lässt uns die Fleecejacken unterziehen sowie eine warme Mütze aufsetzen. Der Vormittagsspaziergang führt uns zum Fähranleger der "Alslinjen". Alle zwei Stunden geht's von hier nach Fynshav auf Als. Wir überlegen, damit eventuell unsere Rückfahrt am Mittwoch um rund 100 Kilometer abzukürzen. Mittags sitzen wir in der Sonne vor'm Womo und am Nachmittag spazieren wir wieder zu "unserer" kleinen Halbinsel gegenüber Bøjden Strand. Das gewohnte Dänemark-Feeling stellt sich ein.
Puh, ist das kalt geworden. Der polare Wind sorgt für reichlich Lagen Stoff auf den Körpern. Der Marsch rund um das Vogelschutzgebiet "Bøjden Nor" führt zunächst durch hohes nasses Gras und zu feuchten Füßen. Kaum im trockenen Unterstand angekommen, bekommt die Wetter-App recht: ein Regenschauer geht auf uns hernieder. Die Ostsee gebärdet sich wild. Nordsee-like. Nachmittags versuchen wir's draußen vor dem Womo in der Sonne. Aber der eisige Wind zeigt uns rasch unsere Wohlfühlgrenzen auf. So arbeiten wir drinnen am Fotobuch, stricken, beziehungsweise lesen.
Adieu sonnig-kaltes und windiges Fünen. Wir haben uns gegen die Fähre entschieden und queren die Insel, auf der "Wetter und Klima besser als an vielen anderen Orten Dänemarks sind" (DK-Camp). Arme andere Regionen! Aber wir haben uns sehr wohl gefühlt hier. Unglaublich - wir erreichen Hamburg ohne jeglichen Stau und passieren ungehindert den Elbtunnel. Auch danach des geht es ungebremst weiter. So sind wir pünktlich zur Kaffeezeit bei Hilde und Hans-Hermann in Wietzendorf. Wir haben das Paar auf unserer Südafrika-Reise 2016 kennen- und schätzen gelernt und danach versucht, den Kontakt zu halten. Leider ist das Thema Krankheiten nicht mehr ganz aus den Gesprächen rauszuhalten. Aber schön, dass wir uns alle äußerlich gesund wiedersehen. Nach dem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen verabschieden wir uns Richtung Celle. Der neue Stellplatz dort ist super gepflegt und absolut zentrumsnah. Wir umrunden das Schloss, besuchen die sehenswerte Kirche St. Marien und freuen uns über die prächtigen Fassaden der mehr als 400 Fachwerkhäuser.
Die Rückfahrt nach Hause bewältigen wir in zwei Etappen. Wieder ohne jeden Stau erreichen wir am Nachmittag den einfachen, aber lauschigen Stellplatz in Langendorf bei Hammelburg. Bis zum Abend ist er komplett voll. Am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Wir wollen bis Mittag in Ilmmünster sein, um Ulli und Markus bei einer Reparatur zu unterstützen. Leider sind die Bemühungen erfolglos.