Gestern Nachmittag ging in Oberbayern der heiße Sommer zu Ende. Abends kam Sturm auf und brachte Regen. Heute ist alles grau in grau. Wir frühstücken gemütlich und ohne Eile. Rosi überführt die Lebensmittel ins Womo. Bei Netto werden noch fehlende Kleinigkeiten ergänzt. Der Gas- und der Dieseltank sind frisch gefüllt. Los geht’s. Von der Autobahn aus können wir die Allianz-Arena ausgiebig bewundern – Stop and Go im Münchner Norden. In Irschenberg erstehen wir die Autobahn-Vignetten für Österreich und Slowenien und am Chiemsee gibt’s Mittagspause. Der erwartete Regen setzt ein und begleitet uns bis zum Abend. Es herrscht wenig Verkehr, wir kommen gut voran. Otto lässt den geplanten Stellplatz in Rosegg bei Villach links liegen und erklärt das Autokamp am Hotel Kanu bei Kranj/Ljubljana in Slowenien zum neuen Ziel. Wir kommen vor 18 Uhr an, löhnen 10 Euro Obulus und müssen erfahren, dass das Restaurant leider geschlossen ist. Ein Augsburger Langzeit-Urlauber mit Ziel Türkei leistet uns Gesellschaft, am späten Abend rangiert noch ein Luxus-Liner aus Schweden neben uns auf den Platz.
Das Wetter ist gegenüber gestern unverändert. Um 9 Uhr sind wir reisefertig. Die Natur in Slowenien ist grün, das Laub der Bäume trägt die Herbstfarben und der Himmel spiegelt die Farbe des Asphalts unter uns. Ab Zagreb nehmen Verkehr und Regen zu. An einer Raststätte tauschen wir einige wenige Euro in kroatische Kuna und in Karlovac finden wir neben einem Kaufland einen Geldautomaten, der die Reisekasse weiter aufpolstert. Das Kaufland bietet uns ein Tauschgeschäft an, dem wir uns nicht verschließen können: Futter gegen Bares! Ein recht schäbiger Parkplatz wenige Kilometer weiter nimmt uns für eine kurze Mittagsrast auf. In Rastoke, dem historischen Kern der kroatischen Stadt Slunj, setzen wir uns eine Stunde lang dem Regen aus. In den besten Zeiten gab es hier bis zu 22 Wassermühlen. In vielen kleinen und großen Wasserfällen stürzen Slunjčica und Korana über Barrieren aus Kalkablagerungen.
Gegen 16 Uhr erreichen wir unser heutiges Tagesziel, das Kamp Turist nahe den Plitvicer Seen. Die Stellplätze sind vom Regen aufgeweicht, leider gar nicht eben und zudem recht weit vom gepflegten Sanitärgebäude entfernt. Wir machen es uns gemütlich, trinken Kaffee bzw. Tee, essen frische Ananas, lesen, schreiben, warten. Ein kurzer Spaziergang durch und vor das Kamp belegt: hier ist der Hund begraben – Durchgangsstraße, Tankstelle offen, Restaurant geschlossen! Am Abend setzt heftiger Regen ein. Ob wir morgen die Seen-Wanderung machen können?
In der Nacht hat das Geprassel auf dem Blechdach aufgehört. Als wir den 10 km entfernten Eingang 1 zum Nationalpark Plitvicka jezera erreichen, ziehen dünne Nebelschwaden über die farbigen Laubwälder. Gemeinsam mit gefühlt mehr als hundert österreichischen Bustouristen und ebenso vielen asiatischen Naturfreunden machen wir uns auf den Rundweg.
Die schmalen Pfade und Stege zwingen allen das gleiche Tempo auf. Wenn irgendwo einer zum Fotografieren stehen bleibt, halten alle anderen hinter ihm auch. Und es wird eifrig fotografiert! Wir versuchen zu überholen, aussichtslos. Die Alternative, langsamer als der Pulk zu sein, klappt auch nicht. Also trippeln wir mit der Masse. Aber die tolle Natur um uns entschädigt in vollem Umfang. Nach etwa 2 km – wir haben sie in der sensationellen Zeit von etwa 1,5 Stunden gemeistert – teilt sich der Weg. Der Pulk wendet sich nach rechts zum Abfahrtshafen des Elektroboots über den Jezero Kozjak. Wir gehen links den 2 km langen Fußweg am Koziak See entlang. Rosi ist traurig, weil sie doch so gerne Schifferl fährt. Als wir den Abstieg zum Uferweg verpassen und stattdessen die Asphaltstraße der Pendelbusse durch den Wald wandern, wird sie sogar wütend. Aber von jetzt an sind wir die Menschenmassen los und bestimmen unser Tempo und die Stopps selber. Wir starten die Umrundung der oberen Seen. Träge, spiegelglatt und still ist die Wasseroberfläche neben oder unter uns, um im nächsten Augenblick lautstark gurgelnd und rauschend über felsigen Grund abwärts zu fließen und gleich danach lautstark tosend über eine senkrechte Wand 10 oder 20 Meter hinab zu stürzen. Die Wege führen auf ungesicherten Stegen auf Tuffsteinbarrieren über das kristallklare Nass, dann wieder am Ufer entlang. Der Laubwald hat sein buntes Herbstkleid angezogen und leuchtet in warmen Farben. Wir gehen die komplette Runde bis zum höchsten Punkt, wo wir uns am Imbiss eine verdiente Stärkung genehmigen. Auf dem Rückweg benutzen wir für den großen Koziak See diesmal die Fähre und kommen voller phantastischer Eindrücke gegen 16 Uhr wieder an den Eingang zurück. Die Regenschirme haben wir den ganzen Tag umsonst mitgetragen. Ein schöner Tag!
Der angekündigte Regentag soll unser „Strecken“-Tag sein. Wir wollen heute zum südlichsten Punkt unserer Reise nach Dubrovnik durchstoßen. Kurz nach 9 Uhr startet der Dieselmotor und brummt vorbei an den Plitvicka Jezera Richtung Südwesten zur Autobahn A1. Petrus setzt die „Mobil-Wasch-Anlage“ in Betrieb und testet auch gleich die Hochdruck-Düsen. Unglaubliche Wassermassen prasseln auf uns herab, Wassermännchen hüpfen auf der Straße. Entweder der Himmels-Pförtner ist eingeschlafen, oder aber der Anlagen-Abschalt-Knopf defekt. Wir lassen 400 km lang schweren Niederschlag über uns ergehen. Die Berge um uns hüllen sich in dichte Nebelschwaden. Die Vegetation ist überraschend grün – der Gärtner hier scheint gute Arbeit zu leisten. Bei Ploče ist die Autobahn zu Ende. Für die letzten 100 km nötigt uns die Küstenstraße zu gemächlicher Fahrweise. Nur gibt´s leider kaum was zum Schauen. Zum Regen gesellt sich auch noch böiger, stürmischer Wind und zwingt zu besonders aufmerksamer Fahrweise über die hohen Klippen der kurvenreichen Fahrbahn. Um 16:30 hat der Stress ein Ende – wir erreichen Kamp Kate in Mlini südlich von Dubrovnik. Ein guter Stellplatz auf dem einfachen Gelände ist schnell ausgemacht. Der Sturm und der Regen schaukeln sich noch mal zu Höchstleistungen auf, dann hat der Spuk ein Ende. Otto freut sich über kostenloses WLAN und nimmt digitalen Kontakt mit den Kindern auf.
Die Prognosen sehen für heute noch mal Regen voraus, worauf 2 trockene und vielleicht sogar sonnige Tage folgen sollen. Also warten wir noch mit dem Besuch der Stadt Dubrovnik und erkunden die nähere Umgebung. Vom Kamp führt ein steiler Weg hinab zum Strand und der netten Promenade. Stattliche moderne Hotels wechseln sich ab mit schmucken kleinen Pensionen. Welle um Welle wirft sich das Meer mit aller Kraft gegen die felsige Küste. Wir haben die Regenjacken an und einen großen Schirm dabei. Es ist erstaunlich warm. Die meisten Passanten bummeln sommerlich gekleidet in T-Shirt oder sogar Top. Als wir vor einem Regenschauer unter den grünen Baldachin einer netten Bar flüchten, fühlen wir uns nicht mehr ganz so falsch gekleidet. Beim Ort Kupari tut sich uns eine wunderschöne lange Bucht mit feinem Sandstrand auf.
Darum herum gruppieren sich in die Berghänge 5 große Hotelkomplexe – samt und sonders Ruinen. Sehr verwundert nähern wir uns. Wir entdecken an den Fassaden die Einschusslöcher von Maschinengewehrsalven und bei einem Gebäude meerseitig große Narben die von Kanonen oder Granaten stammen könnten. In ein herrschaftliches Haus wagen wir einen Blick in die große Eingangshalle. Während die Fassade stark beschädigt ist, sind die Fliesen und die Theke der Rezeption noch gut erhalten. An der Fassade nebenan hat sich ein Sprayer mit „all inclusive“ verewigt. Als wir hoch oben in dem Gebäude Menschen in Kampfanzügen und mit Gewehren bewaffnet entdecken, kommt ein recht mulmiges Gefühl auf. Wir gehen um das letzte Gebäude herum und landen vor einem Zaun mit Hinweisen auf militärisches Sperrgebiet und striktes Fotografie-Verbot. Verunsichert kehren wir um und passieren erneut die 5 Hotelruinen. Am Campingplatz erhalten wir später die Bestätigung, dass die Ruinen auf den Krieg vor mehr als 20 Jahren zurück zu führen sind. Ihre Zukunft war viele Jahre mangels ungeklärter Eigentumsfragen ungewiss. Jetzt sollen aber in absehbarer Zeit neue Hotelanlagen errichtet werden. Auf dem weiteren Rückweg kehren wir noch in einem modernen Einkaufszentrum ein und lassen uns eine Pizza schmecken.
Ein wolkenloser blauer Himmel begrüßt uns – endlich! Der Platzwart unseres Kamp hatte uns erklärt, dass Dubrovnik ideal mit dem Bus zu erreichen sei, die Haltestelle ist 100 m vom Eingang entfernt. Die Fahrt kostet gerade mal 18 Kuna und dauert etwa eine Viertelstunde. Alle anderen Passagiere sind im Gegensatz zu uns luftig sommerlich gekleidet. Am Ziel angekommen packen wir unsere Jacken als erstes in den Rucksack, es ist sehr warm. Den Weg hinab zur Altstadt prägen wir uns gut ein, damit wir die Station für die Heimfahrt gewiss finden. Beim Pile-Tor betreten wir die historische Stari Grad. Bereits in der Antike galten die Bewohner der Stadtrepublik als besonders diplomatisch und hielten sich so kriegerische Auseinandersetzungen vom Leib. Heute scheinen mandeläugige Heerscharen eingefallen zu sein. Hilfsbereite Geldeintreiber knöpfen ihnen und uns gleich mal 100 Kuna pro Person für den Rundgang auf der Stadtmauer ab. Von hier oben erhält man einen guten Überblick über das Zentrum. Das Vorwärtskommen erinnert stark an unseren Start an den Plitvitzer Seen. Auch hier wird fotografiert, was die Speicherkarten fassen und dabei der Weg für die Nachfolgenden blockiert. In unserem Führer steht, der Rundgang nehme 1 Stunde in Anspruch – wir brauchen 50% länger, und das bestimmt nicht, weil wir so schlecht zu Fuß wären. Aber er lohnt sich auf jeden Fall. Leider können wir ihn nicht unterbrechen, wir müssten an den Aufgängen erneut Tickets kaufen. Nach der Umrundung flanieren wir über die zentrale Prachtstraße Stradun zum Hafen. Otto braucht ein leckeres Eis als Wegzehrung. In der Nähe des Rektorenpalastes entdeckt er ein kleines nettes Restaurant auf einer schmalen Dachterrasse. Die kleine Karte bietet nur eingeschränkte aber akzeptable Auswahl. Beim Essen beobachten wir das Treiben auf der Gasse unter uns: geschäftstüchtige Frauen bieten Spitzendeckchen, Stickereien, Schmuck und Anderes feil: Dinge, die die Welt nicht braucht. Auf dem weiteren Rundgang durch die belebten Gassen entdecken wir, dass die weitaus schöneren Restaurants nordöstlich der Stradun gewesen wären. Dann werden wir des Schauens und Gehens allmählich müde. In einer Pekarna erstehen wir noch Kaffeegebäck und machen uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Nach einer halben Stunde vergeblichen Wartens entdeckt Otto den Hinweis, dass die Station der Linie 10 in eine andere Straße verlegt worden ist – na toll! Dort gedulden wir uns noch mal 20 Minuten, bis wir die Rückfahrt antreten können. Etwas müde aber voller interessanter Eindrücke lassen wir den Tag in der Sonne ausklingen.
Wetter wie gestern – sonnig, warm, toll. Prognose danach – 2 Tage Regen, buh! Was tun? Rosi möchte heute noch weiterfahren und einen der ausgesuchten Campingplätze am Meer ansteuern, Otto den schönen Tag lieber noch hier genießen und die alte Stadt Cavtat besuchen. Das ist der Nachfolgeort der antiken griechischen Siedlung Epidauros und des späteren römischen Epidaurum. Letztlich entscheiden wir uns für Ottos Vorschlag. Der Busfahrer knöpft uns 20 Kuna pro Person ab. In der Information am kleinen Bootshafen erhalten wir einen Stadtplan. Wir gehen an der Promenade entlang und stöbern durch schmale Gassen. Am Badeplatz schwimmen Menschen, andere aalen in der Sonne. Wir haben keine Badesachen mit – schade. Unser Weg führt uns um die Halbinsel und eröffnet uns schöne Sicht auf Dubrovnik und unseren Standort Mlini. Den Eintritt in das Mausoleum des Reeders Racic im Friedhof Sv. Rok oben auf dem Hügel verweigern wir und investieren das Geld stattdessen in Kaffee in der kleinen Bar „Bellevue“ mit Blick auf die westliche Bucht. Zurück im Kamp Kate gehen wir nachmittags noch in das große Einkaufszentrum in Kupari und besorgen Fleisch und Gemüse zum Grillen. Für den Rückweg wählen wir anstelle der stark frequentierten Jadranska Magistrala, häufig ohne Bürgersteig, den kleinen Umweg über die Uferpromenaden von Kupari, Srebreno und Mlini. Wir sitzen heute Abend lange draußen und nehmen Abschied von einem schönen Flecken Erde.
Der angekündigte Regen lässt auf sich warten, sogar die Sonne findet noch Platz, unseren Aufbruch zur auf der Halbinsel Pelješac zu beobachten. Beim Bezahlen – pro Tag sehr günstige 15 € - schenkt uns der freundliche Besitzer sogar noch ein Glas Honig zur Erinnerung. Er freut sich offensichtlich, dass wir kleine Autokamps bevorzugen und gibt uns eine Broschüre und seine eigenen Empfehlungen mit auf den Weg. Bei Mali Ston verbindet ein schmaler Isthmus die Halbinsel Pelješac mit dem kroatischen Festland. Im Malo More werden Austern und sonstige Schalentiere gezüchtet. Veliki Ston auf der anderen Seite ist berühmt für seine Salinen. Beide Orte dominieren mittelalterliche Festungen, die durch eine 5 km lange Mauer verbunden sind. Wir laufen durch die verwinkelten Gässchen, trinken unter einer Markise einen besonders leckeren Kaffee und fahren knapp 50 km weiter nach Mokalo. Die steile Zufahrt hinunter zu den Plätzen Kamp Ponta und Adriatic ist so eng, dass wir die Außenspiegel einklappen müssen. Das terrassierte Gelände ist komplett verwaist, die Rezeption unbesetzt, kein einziger Camper auf dem großen Areal. Hier bleiben wir auf keinen Fall. Wir fahren bei starkem Regen weiter zum Kamp Nevio in Orebić. Auch dieser Platz liegt terrassenförmig an der steilen Küste über dem Meer. Einige wenige Camper haben Bleibe gesucht und gefunden. Wir belegen eine Parzelle nahe am recht ordentlichen Sanitärgebäude. Rosi ist trotzdem maßlos enttäuscht. Sie wollte doch ein Mal einen Platz direkt am Wasser haben. Wir werden, sobald das Wetter es zulässt, mit der Fähre die alte Stadt Korčula auf der gleichnamigen Nachbarinsel besichtigen und dann so schnell wie möglich weiter Richtung Split ziehen. Am Abend kommt Sturm auf, es ist ungewöhnlich warm. Nachts regnet es sehr stark.
Den ganzen Vormittag wechseln sich heftiger Niederschlag und kurze Regenpausen ab, begleitet von erstaunlich warmem, starkem Wind. Bis Mittag bleiben wir im Wohnmobil, Otto schreibt Reisenotizen, Rosi löst Sudoku. Nach dem Essen gehen wir mit Regenjacken und Schirm bewaffnet ins Ortszentrum. Eine Überfahrt nach Korčula macht für uns bei dem Wetter keinen Sinn. Da die Prognose für morgen deutlich besser ist, verschieben wir den Ausflug.
Es ist trocken und windstill – welche Freude! Da müssen wir natürlich draußen frühstücken, unsere Camper-Nachbarn tun es uns gleich. Vormittags machen wir uns wieder auf zum Hafen von Orebić, um von hier mit der Personenfähre nach Korčula überzusetzen. Die Wartezeit vertreiben wir uns mit einem Cappuccino in der Hafenbar. Während der Überfahrt reißt die Wolkendecke auf, die Sonne ist richtig warm. Rosi ärgert sich, dass sie ausgerechnet heute einen langen Pulli gewählt hat. Bei der Einfahrt in den Hafen zeigt sich uns die Altstadt von ihrer schönsten Seite. Majestätisch thront die Kuppel von der Kathedrale Sv. Marko über den hellgrauen Mauern und roten Ziegeldächern, stattliche Palmen zu ihren Füßen.
Die Altstadt ist auf 3 Seiten von Wasser umgeben, wir betreten sie durch das Landtor hinter dem Marktplatz. Treppauf und treppab bummeln wir durch die malerischen Gassen und besichtigen die interessante Kirche auf dem höchsten Punkt. Nette Restaurants bieten schöne Tische mit Blick aufs Meer. Beim 1. Versuch verwehrt man uns die ganze leere Tischreihe am Wasser und bietet uns nur Platz neben der Straße – wir lehnen dankend ab. Bei unserem 2. Versuch, einer Dachterrasse, will sich der Ober nicht um uns kümmern, so dass wir kurzer Hand wieder gehen. Im 3. Restaurant nahe der Kirche – ohne Blick aufs Meer – werden wir endlich freundlich willkommen geheißen. Eine größere Reisegruppe zaubert aber auch hier dem Kellner eine deutlich sichtbare Stressmiene ins Gesicht. Nach dem Essen machen wir uns gemütlich auf den Weg zum Hafen, um mit der Personenfähre die 15-minütige Rückfahrt anzutreten. Den sonnigen Nachmittag verbringen wir auf dem Camping-Gelände.
Wir verabschieden uns von unseren Camper-Nachbarn und erfahren, dass sie die gleiche Fähre wie wir benutzen werden und dass diese erst um 12 Uhr ablegen wird. Na dann haben wir ja noch massig Zeit. Im Konzum decken wir uns mit frischen Vorräten ein. Dazu gehört auch Grillfleisch für Abend – das schöne Wetter fordert es regelrecht und Otto gibt bereitwillig nach. Wir schlendern durch Trpani, den Fährhafen, kaufen die Tickets, trinken Kaffee und besorgen lokal produzierten Wein. In der Verkaufsstelle steht ein großer Edelstahltank mit Zapfhahn. Ja, man verkauft den Landwein auch offen, der Kunde muss nur einen Behälter mitbringen. Otto holt spontan eine leere 1,5l-Wasserflasche aus dem Womo und bezahlt für die komplette Füllung nur 24 Kuna. Die Überfahrt nach Ploče dauert etwa 1 Stunde. Das Navi will uns über die Autobahn Richtung Split lotsen, was bestimmt die schnellere Option ist. Wir wählen aber die kürzere und viel attraktivere Magistrale, die kurvige Küstenstraße.
Eine späte Mittagspause legen wir am Rastplatz oberhalb der Baćina-Seen ein. Weiter geht’s. Links glitzert die Sonne golden im Meer, rechts ragen majestätisch die steilen Hänge des Biokovo-Gebirges empor, über uns blauer Himmel. Ja und vor uns zockeln 3 französische Riesen-Wohnmobile mit maximal 60 km/h und erzeugen eine lange Autokolonne hinter uns. Wir wollen doch heute noch den Campingplatz Galeb in Omiŝ erreichen. Bei Makarska haben wir endlich Gelegenheit, die Trödlertruppe zu überholen. Und bald danach kommen wir am Kamp in der Sandbucht am Meer an. Wir suchen einen sonnigen Platz, richten uns häuslich ein, trinken Kaffee. Rosi geht schwimmen, während Otto auf’s Womo aufpasst. Am Abend bummeln wir in die Altstadt, erleben eine ausgelassene Hochzeitsgesellschaft und essen in einer gemütlichen Konoba zu Abend. Auf dem Rückweg bei Dunkelheit frieren wir dank unserer luftigen, sommerlichen Kleidung. Trotzdem setzen wir uns bei Kerzenschein noch vors Womo, trinken Landwein von der Insel Pelješac und erinnern uns an schöne Urlaubsreisen zusammen mit unseren Kindern.
Kirchenglocken und kreischende Automotoren – was ist denn heute los? Auf einem Großparkplatz neben dem Gotteshaus findet ein Auto- bzw. Go-Kart-Slalom statt. Wilde Männer mit Benzin im Blut kämpfen mit ihren mehr oder weniger aufgemotzten Renn-Maschinen mit jaulenden Motoren und quietschenden Reifen um die besten Rundenzeiten. Der Parcours ist mit alten Reifen markiert, Sicherungseinrichtungen oder wenigstens Strohballen benötigt man hier nicht. Nach einigen Minuten haben wir genug von dem Spektakel und gehen weiter am Ufer der Cetina entlang. Vor uns tut sich ein Canyon mit steilen senkrechten Felswänden auf. Es müsste doch schön sein, da mit einem Boot durch zu fahren. Prompt taucht ein geschäftstüchtiger jungen Mann aus dem Nichts auf und verkauft uns eine 1,5 stündige Bootstour für 80 Kuna pro Person. Mit uns und 8 weiteren Touristen nimmt der Skipper die enge Passage mit dem 150 m hohen Steilufer und das war auch schon das ganze Abenteuer. Grün schimmert die Cetina im jetzt breiten Bett, beiderseits säumen Angelplätze die Ufer, die mit satten Bäumen und Sträuchern bewachsen sind. Dahinter findet sogar noch eine Straße Platz. Leise tuckert der Dieselmotor und schiebt das Boot langsam flussaufwärts. Nach etwa einer halben Stunde legen wir bei einem einsamen Gasthaus an. Wir haben 20 Minuten Zeit. Hier ist Showtime. Ein Allein-Unterhalter rockt die vielen kleinen und großen Tanzwütigen, die Stimmung ist grandios – das ganz normale kroatische Sonntags-Vergnügen. Wir ziehen uns auf die lauschige Terrasse zurück und trinken genüsslich Kaffee. Flussabwärts beantwortet der Skipper alle möglichen Fragen und erzählt so nebenbei, dass die Cetina bis zu 3 km landeinwärts salzhaltig wäre und sich einmal ein Hai in das Flüsschen verirrt habe. Anglerlatein? Zurück im Kamp Galeb machen wir noch einen langen Spaziergang am Sandstrand, der sich den ganzen Ort Omiŝ entlang erstreckt. Die Sonne tut sich heute schwer wegen der vielen Wolken, aber es bleibt trocken. Abends gibt’s Hähnchenspieße, Ćevapčići und verschiedene Gemüse vom Grill vor dem Womo.
Graue Regenwolken hängen über uns. Trotzdem können wir gemütlich im Freien frühstücken. Aber wir wollen weiter. Die Sanitär-Einrichtungen des Kamp Galeb sind auch nicht dazu angetan, hier lange zu verweilen. So starten wir Richtung Split, wo wir nach 17 km und nicht einmal einer halben Stunde Fahrzeit über die Küstenstraße im Camping Stobreč eintreffen. Wir ergattern einen Stellplatz direkt am Meer, das Gelände wirkt gepflegt, die Sanitäreinrichtungen sind sehr gut und wir haben wieder WLAN. Kaum haben wir uns häuslich eingerichtet, setzt starker Regen ein und nötigt uns zu einem lazy Monday.
Gestern Abend haben wir mit unseren Camper-Nachbarn Elfriede und Karlheinz lange zusammen gesessen und es sehr genossen. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von ihnen, sie fahren heute weiter. Wir nehmen den Bus ins Zentrum von Split. Kurzärmelig und barfuß in Sandalen ist es ganz schön frisch. In Sichtweite vom Diokletian-Palast beim grünen Markt steigen wir aus. Hier herrscht geschäftiges Treiben. Wir betreten den römischen Kaiserpalast durch die Gewölbe des Kryptoportikus, die von Souvenirständen belagert sind. Gleich dahinter erreichen wir das markante Peristyl, das von römischen Legionären bewacht wird.
Ihr historisches Outfit und die 1700 Jahre alten Gemäuer lassen uns einen Sprung in die Antike machen. Nach und nach erkunden wir die verwinkelten Gassen, die Plätze, die 4 Haupttore. Das Sammelsurium der Baustile über die Jahrhunderte beeinträchtigt die Zeitreise. Andererseits finden wir stattdessen eine lebende Stadt vor, in der Menschen wohnen (und ihre Wäsche vor den Fassaden zum Trocknen aufhängen). Auf dem Narodni trg neben dem Rathaus außerhalb der westlichen Porta Ferrea trinken wir Kaffee. Der Platz der Republik weiter westlich neben der Einkaufsstraße Marmontora ist richtig schick. Und bei Jupiter genehmigen wir uns etwas später einen Salatteller. Inzwischen ist es warm geworden. Wir sind vom Laufen und Schauen müde und gehen über den grünen Markt zurück zur Bushaltestelle. Viele Stände sind schon abgeräumt, andere halten noch Reste vor. Otto ersteht beim Bäcker Kaffee-Gebäck. Im Bus bezahlen wir wieder 13 Kuna und erhalten ein Ticket, das nur 11 Kuna ausweist. Weiteren 6 Fahrgästen zum Campingplatz widerfährt das Gleiche. Hier scheint ein cleverer Busfahrer in die eigene Tasche zu wirtschaften. Wir wollen das nicht so einfach hinnehmen und senden der Betreiber-Gesellschaft eine E-Mail mit entsprechendem Hinweis und Kopien der Fahrscheine. Eigentlich hatten wir uns auf einen sonnigen Spätnachmittag am Strand vorm Womo gefreut. Doch der liegt jetzt komplett im Schatten. Frischer Wind sorgt darüber hinaus für spürbare Abkühlung, so dass wir uns später zum Abendessen in unser mobiles Heim zurück ziehen. Bei Dunkelheit machen wir warm eingepackt noch einen schönen Abendspaziergang zum Hafen und durch die Altstadt von Stobreč.
Wir packen Tisch und Stühle in die Sonne und genießen das Abschiedsfrühstück. Ohne Eile machen wir uns fertig und checken aus dem sehr gepflegten Camping Split Stobreč gegen 11 Uhr aus. Neben der Stadtautobahn, links von der Gegenfahrbahn, hat Rosi gestern einen großen Konzum entdeckt, der unsere erste Anlaufstation heute ist. Um auf seinen Parkplatz zu kommen, müssen wir einen stattlichen Umweg in Kauf nehmen. Er entschädigt uns mit einem überwältigenden Warenangebot. Nach kurzer Fahrt kommt Trogir mit seiner markanten Altstadt in Sicht. Wider besseres Wissen stellen wir unser Womo auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz nahe dem historischen Zentrum ab und begeben uns auf Besichtigung-Tour. Durch den Foŝa-Kanal vom Festland getrennt, beherbergt die kleine Halbinsel malerische enge Gassen und einen stattlichen Rathausplatz neben der fast 900 Jahre alten Kathedrale Sv. Lovro. Das westliche Portal aus dem Jahr 1240 wird von Löwen gerahmt, auf denen Adam und Eva stehen. In der Stadtloggia nebenan singt wieder der kroatische Männerchor, der uns mit seinen russisch-orthodoxen Gesängen bereits gestern in Split beeindruckt hat. Wir kaufen auch heute keine CD. Am Trogirski-Kanal entlang gehen wir vorbei an der schicken Promenade zur Festung Kamerlengo, umrunden sie und kehren von der Nordseite in die Stadt zurück. In einem gemütlichen Cafe trinken wir dva Kava, bevor wir durch das Gewirr der westlichen Gassen zum Parkplatz zurück kehren. Hier löhnen wir für 2 Stunden und 12 Minuten Parkzeit das fürstliche Entgelt von 84 Kuna. Was sind wir dumm! Wir wussten von einer kostenlosen Option hinter der Brücke in Čiovo, wenige hundert Meter weiter, haben aber nicht daran gedacht. Der kleine Campingplatz in Čiovo liegt wunderschön am Meer. Die Straße dorthin ist recht schmal und nötigt uns bei Gegenverkehr mehrfach zum Halten. Wir finden noch einen Platz in der 1. Reihe direkt am Strand und setzen uns in die wärmende Sonne. Auch heute wird es nach Sonnenuntergang wieder recht frisch, was uns aber nicht von einem langen Abendspaziergang abhalten kann. Morgen wollen wir die Heimreise starten.
Nach dem Frühstück ist Rosi sehr traurig. Dieser Platz ist der schönste des ganzen Urlaubs, und wir waren so kurz hier. Na das lässt sich doch ändern – wir hängen noch mal eine Übernachtung an! Otto sagt der jungen Dame an der Rezeption Bescheid, sie lächelt ob dieser Information. Es wird ein beschaulicher Tag werden. Den sonnigen aber dennoch kühlen Vormittag vertreiben wir mit Reisebericht schreiben, Sudoku lösen, lesen, träumen. Nach dem Mittagessen gehen wir zu Fuß die 2 km in die Altstadt von Trogir. Wir laufen durch die gleichen hübschen Gassen wie gestern. Im Konzum besorgen wir hochwertiges Olivenöl für die Küche zu Hause und gehen zurück zum Camp Rožac. Hier ist nachmittägliche Siesta – die anderen Gäste haben sich alle zurückgezogen. Rosi schwimmt im Meer, Otto kocht Kaffee. Wir aalen in der jetzt warmen Sonne, Otto nickt kurz ein, das Leben kann so schön sein.
Abschied von der dalmatinischen Küste. Ab Vrpolje bei Šibenik nehmen wir die Autobahn und müssen sie zu unserem Missfallen bei Maslenica wieder verlassen. Sie ist von hier bis Sveti Rok in beiden Richtungen gesperrt, die Umleitung über die Serpentinen der Landstraße deutlich weiter und vor allem sehr zeitraubend. Bei Zagreb füttern wir unsere braven Pferde mit frischem Diesel. Zum Glück ist die Grenze nach Slowenien wieder ungehindert passierbar. Und so erreichen wir unseren Schlafplatz beim Hotel Kanu nördlich von Ljubljana noch vor 18 Uhr – die letzten 10 km im Stop and Go des abendlichen Berufsverkehrs. Heute ist das Hotel-Restaurant geöffnet und wir nehmen das 3-Gänge-Menü für 12 Euro – ein recht einfalls- und geschmackloses Unterfangen.
Auf der Tauern-Autobahn zeigen uns die österreichischen Wettermacher, was sie drauf haben. Golden leuchtet das Herbstlaub der Bäume, die Gipfel der Berge tragen weiße Schneehauben und vom wolkenlosen blauen Himmel lacht die Sonne. Leider sind die Köche in der attraktiven „Landzeit“-Raststätte in Eben im Pongau weniger kreativ. Besonders Rosis Nudelauflauf ist verkochte Nudelpampe auf billigem Tomaten-Spiegel. Die Semmel, die Otto zu seiner würzigen Gulaschsuppe nimmt, kostet stolze 1,35 Euro. Sie nehmen’s halt von den Lebenden. An der deutschen Grenze bei Salzburg stehen wir dann wegen der bayrischen Grenzkontrollen im Zuge der aktuellen Flüchtlingskrise fast 1 Stunde im Stau. Wir haben uns für heute Nachmittag mit Schorsch in Ruhpolding verabredet. Da wir vor der vereinbarten Zeit ankommen, ist noch Zeit für einen Kaffee in der warmen Sonne vor dem Wiedersehen mit ihm. Den gemeinsamen Nachmittag und Abend nutzen wir ausgiebig zum Erzählen, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Zum Abendessen serviert er uns schmackhafte „Kaspress – Knödel“ in würziger Fleischsuppe – ein Gedicht.
Wir frühstücken gemeinsam mit Schorsch in seiner Wohnung. Er zeigt uns Fotos seiner siebenstündigen Dachstein-Südwand-Besteigung auf der Steiner-Route – unglaublich, dass Menschen diese über 800 m hohe, nahezu senkrechte Wand erklimmen können. Dann ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Mittags sind wir wohlbehalten und voller schöner Erinnerungen wieder zu Hause.