Inspiriert von vielen eindrucksvollen Bildern gehörten die Lofoten schon immer zu unseren potenziellen Reisezielen. Als wir dann wussten, dass sich eine geplante Alaska-Reise um ein Jahr verschieben würde, rückten sie in der Favoritenliste schnell ganz nach oben. Lange überlegten wir, mit dem Pkw zu fahren und in Hütten zu übernachten. Wer im Altersunruhestand aber lange Wohnmobilreisen plant, sollte im Vorfeld testen, ob er dazu geeignet ist. So kam diese Reise zustande, die weniger konkret geplant war als unsere bisherigen.
Pünktlich um 16 Uhr sind wir bei Caravan Welt Fritz in Bönningstedt. Die Formalitäten sind schnell erledigt, da wir unsere Ausweis- und Führerscheinkopien bereits vorab per Email geschickt hatten. Die Einweisung dauert nicht lange. Der Knaus Box Star 600 ist neu und hat 3.294 Kilometer gelaufen. Wir packen unsere Taschen und Gepäckboxen in den riesigen Stauraum unter dem Heckbett und fahren los. Im naheliegenden Lebensmittel Discount besorgen wir unsere Überlebensration. Schon geht es los Richtung Norden. Einige Naturalien hatten wir nicht bekommen, deshalb stoppen wir in Neumünster, wo uns das großräumige Freesen-Center mit allem versorgt, was wir glauben noch zu benötigen. An einem kleinen Rastplatz beim Naturpark Westensee halten wir, eingepfercht zwischen unzähligen Brummis, deren Kühlaggregate einen Höllenlärm verursachen. Es geht ans Einräumen unseres rollenden Hotels. Das ist nicht so einfach, wie erwartet. Die Hängeschränke haben zu wenig Tiefe, der Kleiderschrank ist eher zu tief, dafür ist die Kleiderstange so niedrig angebracht, dass wir nichts auf Bügeln aufhängen können. Wohin mit der Bratpfanne? In der dumpfen Schwüle packen wir hierhin und dorthin. Die Stimmung passt sich der Außentemperatur an, um nicht zu sagen, Rosmarie kocht! Irgendwann ist es geschafft. Zum Abendessen gibt es die vorhin besorgten Pizzaschnitten. Ich möchte einen Friedenskaffee kochen. Die Wasserpumpe streikt. Weder Küche, noch Bad oder Toilette werden mit fließend Wasser versorgt. Heute kommen wir damit klar. Aber was machen wir in den nächsten Tagen? Es ist 21 Uhr abends, morgen um 17 Uhr legt die Fähre in Kopenhagen ab. Wir haben nicht genügend Zeit, zu Servicezwecken zurück zu fahren. Der Anruf bei Caravan Fritz ist natürlich "außerhalb der Geschäftszeiten". Wir werden morgen weiter fahren und unterwegs telefonieren, um irgendwie Hilfe zu erhalten. Zu unserem Glück stellen die Brummifahrer die lauten Kühlaggregate ab, als wir uns für unsere erste Nacht im Wohnmobil rüsten.
Ich habe schlecht geschlafen. Die Nacht war schwül gewesen. Als wir um 6 Uhr aufwachen, sind alle LKWs verschwunden. Sie haben PKW-Reisenden Platz gemacht, die hier ihre erste Frühstückspause einlegen. Zu unserem Erstaunen funktioniert die Wasserpumpe ohne unser Zutun wieder. Also ist Rasieren, Zähneputzen und notdürftiges Waschen möglich. Das Frühstück gibt's drinnen, eher aus Faulheit, um die diversen Utensilien nicht hin und her schleppen zu müssen. Um 7.30 Uhr fahren wir los, über Flensburg, Kolding in Dänemark nach Kopenhagen. Wir kommen gut voran, das Mitschwimmen im Verkehr bereitet mit dem wendigen und flotten Ducato Transporter keinerlei Schwierigkeiten. Etwa eine halbe Stunde vor unserem Ziel machen wir Mittagsrast an einem kleinen schmucken Rastplatz. Die Picknicktische sind umgeben von dichten Rosensträuchern. Es gibt frischen Salat. Da ich letzte Nacht schlecht geschlafen hatte, versuche ich hier etwas nachzuholen und lege mich ins Womo, um nicht zu sagen in die Sauna. Es ist extrem heiß. Gegen 14 Uhr brechen wir zum Fährhafen in Dänemarks Hauptstadt auf. Die Route führt uns mitten durch das pulsierende Zentrum. Es ist wunderschön hier, ein ideales Ziel für eine nächste Städtereise. Am Hafenterminal warten erst wenige Fahrzeuge vor uns. Bald rollen wir los, erhalten unsere Kabinenschlüssel und warten wieder. Mehr als 1 Stunde müssen wir uns noch gedulden, bis wir endlich an Bord dürfen. Beim Abschließen stellen wir fest, dass die Wasserpumpe wieder nicht funktioniert! Mein Telefonat mit Caravan Fritz bringt keine Lösung. Wir sollen uns unterwegs an eine Fachwerkstatt wenden. Die Kabine mit zwei Etagenbetten ist wie erwartet klein, genügt unseren Ansprüchen aber völlig. Wir werden sie nur zum Schlafen nutzen. Frisch geduscht schlendern wir an Deck, um die Anfahrt nicht zu verpassen. Die Oberdecks sind voller Mitreisender. Alles was erwachsen ist und Hände hat, klammert diese an Drinks oder Bier. Der Notstand muss enorm gewesen sein! Nach einer Weile Schauen melden sich unsere Mägen. Die beiden Restaurant Decks sind noch weitgehend leer. Wir entscheiden uns für die preiswerte 'Latitude'-Variante. Hühnerbrust mit Gemüse und Reis - ein Desserthäppchen. Danach bewaffne ich mich mit einem Buch und bleibe bis 22 Uhr auf dem Pooldeck. Die Sonne ist noch nicht untergegangen, aber ich bin sehr müde.
Wir haben gut geschlafen, trotzdem sind wir schon um 6.30 Uhr wach. Als wir Frühstücken gehen, stellen wir fest, dass die 'Pearl of Scandinavia' bereits im langen Oslofjord unterwegs ist. Um 9 Uhr kommt Oslo in Sicht. Wir bleiben bis zuletzt auf dem Oberdeck und genießen die Aussicht. Als wir zum Wohnmobil gehen, entdecke ich eine große Wasserpfütze unter unserem Fahrzeug. Wir stellen fest, dass der Wasserhahn im Bad nicht ganz geschlossen war und die Wasserpumpe irgendwann im Lauf der Nacht ihre Dienstverweigerung aufgegeben hat. Sie hat den Frischwassertank komplett geleert und den Abwassertank zum Überlaufen gebracht. Na gut, also funktioniert sie offensichtlich wieder. Wir machen vor der neuen Oper ein Abschiedsfoto unseres Schiffes und verlassen Oslo in Richtung Norden. Nach knapp 70 Kilometern erreichen wir den kleinen Ort Eidsvoll. Hier wurde im Jahr 1814 die norwegische Verfassung erarbeitet. Sie hat in wesentlichen Bestandteilen heute noch Gültigkeit. 112 Delegierte aus allen Bevölkerungsschichten trafen sich hier im Haus des Eisenhüttenbesitzers Carsten Anker. Innerhalb von 39 Tagen erarbeiteten sie das Dokument für die Eigenständigkeit Norwegens. Wir haben noch kein norwegisches Bargeld und bezahlen die 100 Kronen für eine Privatführung durch das herrschaftliche Haus, heute Museum, per Kreditkarte. Die junge charmante Studentin erklärt uns anschaulich diesen Part der norwegischen Geschichte mit der Loslösung von Dänemark und Übernahme durch Schweden bereits nach wenigen Monaten. Der dänische Prinz und norwegische König Christian Frederik winkt uns aus seinem Arbeitszimmer zu sich, begrüßt uns freundlich, gibt uns je eine Zulassungskarte zur Reichsversammlung um gleich darauf seinen politischen Verpflichtungen nachzugehen. Leider drängt uns auch unser Zeitplan, weiter zu fahren. Im nahe gelegenen Raholt besorgen wir Bargeld und tanken Frischwasser. Letzteres gestaltet sich etwas schwierig, weil der Schlauch aus unserem Equipment kaum zwei Meter misst. Auf dem Weg nach Elverum entdeckt Rosmarie eine Elchkuh mit einem Jungen. Leider habe ich als Fahrer das Nachsehen. Am Minne-Stein Rastplatz machen wir eine späte Mittagspause. In Koppang erhält unser Womo das erste Mal Dieselnachschub. Nach 724 Kilometern passen 65,18 Liter in den Tank. Damit haben wir exakt 9 Liter pro 100 Kilometer verbraucht und sind sehr zufrieden damit. Wir nähern uns der alten Bergwerksstadt Røros und suchen einen Platz für die Nacht. Bei Tolga entdecken wir an der Glomma einen wunderschönen und gepflegten Rastplatz bei der alten Brücke aus dem Jahr 1736.
Ich bin um sechs Uhr wach, meine innere Uhr tickt noch nicht richtig. Die Nacht war erfrischend kühl. Den vorausgegangenen Abend konnten wir noch lange die Helligkeit genießen. Dunkel wurde es, wenn überhaupt, erst in den Stunden des Schlafens. Die Sonne scheint und wir können im Freien frühstücken. Gegen acht Uhr haben wir alles verstaut und fahren ins nahegelegene Røros. Das Navi weist uns den Weg zum Gratisparkplatz für Camper. Von hier sind es nur mehr wenige Schritte ins Zentrum mit den schönen alten Holzhäusern. Es sind keine Menschen auf den Straßen und in den Gassen. Schlafen die noch alle oder ist es eine Geisterstadt? Leicht bergauf führt uns die breite Straße zum Kirchenhügel. Jetzt begegnen uns vereinzelt Personen, scheinbar auf dem Weg zur Arbeit. Die große Kirche wird renoviert und ist deshalb nicht zugänglich. Wir stromern über den Friedhof, finden die Hjort-Kapelle, die imposante Begräbnisstätte eines reichen Bergwerkdirektors und bescheidenere Zeugnisse über das Ableben der Bergwerksarbeiter. Direkt neben der Schmelzhütte bietet der große Schlacke-Hügel eine gute Aussicht über den Ort. Von hier oben kann man die kleinen Holzhäuser der ehemaligen Arbeiter sehen. Sehr klein sind sie, mit den weißen Fenstern und dem Grasdach recht schmuck und scheinen oftmals bewohnt zu sein. Nach zwei Stunden haben wir uns satt gesehen - mittlerweile treffen wir schon auf weitere Touristen - und kehren zum Wohnmobil zurück. Jetzt wollen wir bis Trondheim etwas zügiger unterwegs sein, aber diverse Fotostopps halten uns immer wieder auf. Auch findet sich ein Caravan-Händler auf dem Weg, bei dem ich mir einen Adapterstecker besorgen will. Das Laden der Kamera-Akkus ist recht lästig an den Steckdosen, die nur bei laufendem Motor Strom liefern. Den Adapter gibt es nicht, aber einen Stecker, eine Buchse und einen Meter Kabel. Der hilfsbereite Verkäufer lässt mich sogar in die Werkstatt, wo ich die Teile verlöte. Fast eine Stunde Zeit vergeht darüber, Rosmarie wartet geduldig im Auto. Bei der nächsten Rast, wir wollen nach dem Mittagessen noch ein Tässchen Kaffee, streikt die Wasserpumpe erneut. Wir versuchen die Steckverbindungen der Wasserpumpe zu kontrollieren, was ohne Werkzeug und Ausräumen nicht so einfach möglich ist. Plötzlich fließt wieder Wasser, also werden wir das bevorstehende Wochenende mit diesem Handicap überstehen können. Für Trondheim nehmen wir uns keine Zeit, diese Stadt haben wir auf der Hurtigruten-Reise bereits bewundern dürfen. Wir werden zweimal zur Mautzahlung gebeten, dann geht es zügig am Trondheims-fjorden entlang. Am Fiskumfossen wird der Fluss durch eine trockene Felswand unterbrochen, eine natürliche Staumauer. Für die laichbereiten Lachse gibt es eine Lachstreppe und für die Besucher ein Aquarium zum Schauen, einen Laden zum Kaufen und Picknickplätze zum Rasten. Es ist 16 Uhr und geschlossen! Enttäuscht fahren wir weiter und halten an einem kleinen Elektrizitätswerk. Wir laufen über eine schmale Seilbrücke, Rosmarie auf der Suche nach einem Nachtplatz, ich nach interessanten Motiven für die Kamera. Nur wenige Kilometer weiter beenden wir die Tagesetappe an einem Rastplatz - Tunnsjøelv - etwas zurückgesetzt von der Hauptstraße. Es gibt Bratkartoffeln mit Spinat und einen Nachtspaziergang ohne Dunkelheit.
Heute bleibe ich nach dem Aufwachen noch eine halbe Stunde liegen, wir haben Zeit! Danach teste ich die Dusche im Wohnmobil. Der Duschvorhang lässt kein Gefühl der Körperfreiheit zu, er schmiegt sich kuschelig an mich. Aber zum Haare waschen reicht es und ich fühle mich erfrischt. Zum Frühstücken gehen wir nach draußen. Wegen der vielen kleinen Mücken ist die Nahrungsaufnahme recht schnell beendet. Der kleine Parkplatz hat sich in der Nacht gut gefüllt, aber alle verhalten sich ausgesprochen rücksichtsvoll. Wir machen uns reisefertig und brechen um acht Uhr auf. Heute steht Fahren auf dem Programm, keine Sehenswürdigkeiten, schließlich möchten wir ja bald ankommen. Am Laksfossen verlassen wir erstmals die E 6. Der Wasserfall ist nicht sehr hoch, aber breit und mächtig. Wir steigen den schmalen Pfad zum Wasser hinab. Der leichte Wind treibt die Gischt vor sich her, die Kleider werden klamm, auf der Haut fühlt es sich gut an. Der malerische Majavatnet nötigt uns zum nächsten Fotostopp, ein kleinerer See kurz danach ebenfalls. Auf den Bergen im Hintergrund liegen Schneereste, gut versteckt an den Ufern kleine Ferienhäuschen. Es ist wunderschön hier, aber wir drängen weiter. Die Strecke zieht sich. Kurz vor Mo i Rana erhaschen wir einen Blick auf die schneebedeckte Svartisenregion. Den Besuch dort verschieben wir auf die Rückreise. Wir wollen heute noch nach Bodø, selbst wenn wir bis in die Nacht fahren müssen. Am Ende der Stadt wird wieder getankt, 67 l für 800 Kilometer, also 8,4 l auf 100 Kilometer, das schont unseren Geldbeutel. Stetig steigt die E6 nun an und wird zunehmend schmaler. Die Wolken hängen immer tiefer und bald ist kein blauer Himmel mehr zu sehen. Wir nähern uns dem nördlichen Polarkreis. Auf einem Parkplatz wechseln wir die luftige Sommerbekleidung gegen lange Hosen und Fleece-Jacken, es ist kalt und windig hier. Wir sind keine 700 Meter über dem Meeresspiegel, aber oberhalb der Baumgrenze. Ein Stück Weg begleitet uns die Bahnlinie der Nordbahn. Am Polarkreiszentrum verweigern wir uns den Souvenirshops, laufen stattdessen etwas durch das Gelände. Überall sind kleine Steinmännchen errichtet, die Erbauer hoffen auf eine Wiederkehr. Wir ebenfalls, auch ohne die Errichtung der obligatorischen Pyramide. Die zwei deutschen Radler, mit denen wir sprechen, wünschen sich erst mal besseres Wetter. ihre Oberschenkel sind ziemlich unterkühlt. Wir fahren weiter über die Hochebene des Saltfjell und folgen einem kleinen Fluss weiter abwärts. Es beginnt erstmals leicht zu regnen. Bei Rognan haben wir den Meeresspiegel wieder erreicht. Nun bessert sich auch das Wetter und als wir gegen 19 Uhr Bodø erreichen, strahlt die Sonne vom azurblauen Himmel. Von hier aus wollen wir auf die Lofoten-Insel Moskenesøya übersetzen. Unser Reiseführer empfiehlt eine Ankunft auf den Lofoten am Morgen, das Sonnenlicht mache die Lofoten-Wand fotogener. Deshalb reihen wir uns noch nicht in die Schlange der Wartenden ein. Wir bereiten unser Abendbrot, Rosmarie duscht und ich fotografiere im Hafen. Danach fahren wir noch ins Zentrum des Ortes. Seit unserem Besuch mit dem Hurtigruten-Schiff haben sich die Baustellen verlagert. Es ist recht frisch und wir halten uns nicht lange auf. Ich lege mich gegen 23 Uhr schlafen. Als die Nachtfähre gegen zwei Uhr abfährt, weckt mich Rosmarie. Jetzt stellen wir uns in die Reihe hinter zwei PKWs, die leider nicht mehr in den Schiffsbauch gepasst haben. Deren Insassen müssen jetzt in ungemütlichen Sitzen oder im Wartesaal aushalten, während wir für zwei Stunden unter die Bettdecke kriechen.
Um vier Uhr läutet der Wecker erneut, von der 4.30 Fähre ist weit und breit nichts in Sicht. Allerdings macht sich gerade das Hurtigruten-Schiff 'Vesterålen' auf den Weg nach Norden. Wir warten eine weitere Stunde, dann legt die Fähre an. Das Verladen geht genauso zäh wie in Kopenhagen. Immer wieder verhandeln Reisende mit dem Lademeister, aus welchen Gründen auch immer. Zur Abfahrt aus dem Hafen stehen wir am obersten Deck, danach suchen wir uns im Innern ein Plätzchen. Ich möchte noch mein Buch aus dem Womo holen, aber die Frachtdecks sind bereits verschlossen. Die Sonne leuchtet heftig durch die Verglasung des Aufenthaltsraums, es wird stickig. Die See wird rauer. Rosmarie spürt deutliche Anzeichen von Seekrankheit und flieht nach draußen. Ich lege mich quer auf drei Sitze - es ist angenehmerweise ausreichend Platz - und schließe die Augen. Nach mehr als drei Stunden Schaukeln zeigen sich die ersten Umrisse der Lofoten-Inseln, wie Perlen aufgereiht am Horizont. Rosmarie sitzt noch immer regungslos in ihrem Stuhl an Deck, die Kapuze ihrer Jacke wegen der Gischt tief über den Kopf gezogen. So hetze ich allein, bewaffnet mit Foto- und Video-Cam zwischen Steuer- und Backbord hin und her, um ja keinen besonders schönen Eindruck zu verpassen. Rosmarie kriegt von all dem nichts mit. Der wenige Schlaf und die Seekrankheit fordern ihren Tribut. Als wir in Moskenes von der Fähre rollen, wenden wir uns nach links, um die Inselerkundung am südlichsten Punkt, dem Ort Å, zu beginnen. Die Straße windet sich, keine vier Meter breit, in unzähligen Kurven. An ihrem Ende liegt ein großer Parkplatz, wo sich scheinbar alle Neuankömmlinge tummeln. Es herrscht großes Camper-Feeling. Rosmarie legt sich zunächst hin, um Schlaf nachzuholen und dem verstörten Magen Ruhe zu gönnen. Ich stromere über das Kap, frühstücke und lese. Anschließend bummeln wir zu zweit durch den kleinen Ort. Steil ragen die Berge direkt aus dem Wasser in den wolkenlosen Himmel, aber es ist zu diesig, um die Vogelinseln im Süden zu erkennen. Das Stockfischmuseum besuchen wir nicht, da nur norwegische Führungen angeboten werden, schade! Aber in einem Lagerschuppen hängen dicht an dicht die getrockneten Leiber des Dorsches. Auf einem Hügel finden wir Trockengestelle, sogenannte Hjeller, voller Fischköpfe. Man sagt uns, dass diese nach Afrika, vorwiegend Nigeria, verschifft werden. Wir fahren die Straße Richtung Reine zurück. Dieser Ort liegt noch malerischer auf kleinen Inseln vor den steilen, grünen Bergen im Meer. An den Wasserrändern stehen die Rorbuer auf ihren staksigen Beinen teils im Wasser, teils auf den Felsen. Überall werden sie zur Miete angeboten, hier in Reine sind sie besonders attraktiv. Wir drehen eine Runde durch den Ort, kaufen frisches Brot und 'legen ab'. Lauschige Plätze sind Mangelware, die steilen Ufer bieten ja den Anwohnern kaum ausreichend Platz. Direkt am Ortseingang von Hamnøy neben leeren Trockenfischgestellen findet sich ein geeigneter Rastplatz. Es ist 15 Uhr und wir legen uns unchristlich für drei Stunden schlafen. Böig schlägt der Wind immer wieder an unser Wohnmobil und bei unserem anschließenden Bummel durch den Ort fühlen wir uns in den dicken Jacken ganz wohl. Hamnøy finden wir gemütlicher und ruhiger als Reine. Trotz der Nähe zur Hauptstraße beschließen wir auf diesem Platz zu bleiben. Im Laufe des Abends stellen sich noch weitere Wohnmobile dazu.
Ein sonniger Morgen begrüßt uns, der Wind hat aufgehört. Wir entschließen uns, eine Schifferlfahrt durch den Reinefjord nach Kjerkfjorden und Vinstad zu machen. Zuvor entsorgen wir unser Wohnmobil an der gestern entdeckten Dumpstation in Hamnøy. Weil unser Wasserschlauch sehr kurz ist, wir sind ja lernfähig, rangiere ich exakt ein, um dann festzustellen, dass diesmal die Anschlüsse nicht passen. So füllen wir unseren Wassertank mittels Kanister und Wasserflaschen. An der Anlegestelle des Ausflugbootes sind wir eine Stunde zu früh. Als wir für die Rundfahrt um 10 Uhr einsteigen wollen, erklärt uns der Skipper, dass er zunächst Wanderer nach Vinstad bringt. Auf meine Frage, wann die Rundfahrt los geht, antwortet er: "wenn ich zurück bin". Um 10.30 Uhr hat das Warten ein Ende, die Menschenmenge ist angewachsen. Nur dreißig Personen passen in das kleine Boot, der Rest bleibt am Steg zurück für die nächste Tour. Die einstündige Fahrt ist kurzweilig und frisch. An den Sonnenhängen leuchten die steilen Berge moosgrün, in Schattenpassagen wirken sie grau und kalt. An jeder der drei Anlegestellen sind Wanderer ausgestiegen, somit ist das Boot ziemlich leer als wir zurück kommen. Rückblickend wissen wir, dass wir die Wanderung zum Bunestrand sicherlich geschafft hätten. Wir fahren nordwärts, Richtung Fredvang. Am Torsfjorden machen wir Mittagsrast und anschließend eine einfache Wanderung von Ytresand nach Mulstøa, dem Nordkap der Insel. Lediglich zwei Paare treffen wir, aber einige Schafe. Ganz hinten an der weglosen Küste gibt es eine abgelegene Hütte. Wir fahren die aufregende Brückenkonstruktion über den Selfjorden wieder zurück. Flakstad lockt, ebenso wie Ramberg, mit weißem Sandstrand, aber wir wollen jetzt nach Nusfjord. Ein gewisser Hans Grön Dahl legte den Grundstein für diesen Handelsplatz, der über vier Generationen eines der größten Kaufmannsdörfer der Lofoten war. Das alte Fischerdorf am dunklen Fjord ist heute mehr Museum als Dorf, im Privatbesitz von Nusfjord-Rorbuer. Man zahlt Eintritt, kann zwischen den traditionell gehaltenen Gebäuden herumlaufen, im Landhandel Souvenirs erstehen und im Restaurant gut essen. Es ist sehr beschaulich hier und man möchte gerne noch ein bisschen verweilen. Aber dann müssten wir unsere geplante Route neu überdenken oder Abstriche machen. Wir beschließen, alles andere wegzulassen und einfach an den Strand von Utakleiv zu fahren, um dort die Mitternachtssonne zu erleben. Seit Tagen haben wir traumhaftes Wetter, das wollen wir nutzen. Bei unserer Ankunft gegen 19 Uhr sind die besten Plätze natürlich schon besetzt. Dank der Auffahrkeile gibt es auch für uns ein ebenes Plätzchen. Zum Abendessen brät Rosmarie Würstchen, dazu gibt's Krautsalat und Kartoffelbrei. Danach laufen wir noch eine gute Stunde auf der alten Straße um den Veggen, bevor wir mit einem Glas Wein dem Sinken der Sonne zusehen. Aber sie versinkt nicht in den Wellen, um 0.30 Uhr mache ich das letzte Foto, bevor ich mich Schlafen lege. Rosmarie hat gar nicht mehr so lange durchgehalten.
Wir haben sehr gut geschlafen. Rosmarie steht erst um 7 Uhr auf, ich dienstbeflissen wenig später. Als wir nach 9 Uhr abfahren, herrscht auf dem ganzen Areal noch friedliche Ruhe. Die Straße von Vik nach Vian ist Schotterpiste, aber gut zu fahren. In Liland halten wir auf Unnstad zu, der Steinsfjorden liegt fotogen im Morgenlicht und nach der Tunneldurchfahrt haben wir wieder Atlantikblick. Wir finden außerhalb des abgelegenen Ortes eine kleine Kirche, wollen aber die Camper auf der Strandwiese noch nicht stören. So sind wir nach einer Stunde bereits beim Wikingermuseum in Borg. Ich wähle die falsche Zufahrt und schon landen wir bei der Kirche. Auch gut, läuft die Besichtigung halt andersrum. Der moderne Sakralbau ersetzt die in den 90er Jahren abgebrannte Vorgängerin. Eine gemütliche Sitzlandschaft im Foyer mit Lektüre und eine angrenzende Küche schaffen eine ungewohnt einladende Atmosphäre. Im Anschluss bezahlen wir den Eintritt für das Museum, das im rekonstruierten Langhaus untergebracht ist. Es ist mit 83 Meter die bisher größte gefundene Wikingerwohnstätte. Wir haben Glück, in wenigen Minuten beginnt eine deutschsprachige Führung. Diese ist sehr informativ, aufschlussreich und kurzweilig. Wir erfahren von den Lebensumständen des regionalen Königs, der hier vor 1400 Jahren seine stattliche Behausung mit etwa 50 Menschen und ebenso vielen Großtieren geteilt hat, bevor er das Land vermutlich in Richtung Island verlassen hat. Die deutsche Führerin berichtet uns von der Auffindung der Wikingersiedlung und auch kleine Anekdoten von der Geburtstagsfeier des norwegischen Königs im Thronsaal des Holzbaus. Wir gelangen zur Erkenntnis, dass 'sturzbetrunken' etwas mit dem Sturzbecher, dem trichterförmigen Glas zu tun hat, das man nach dem Leeren einfach auf den Tisch stülpt. Die Auswahl der getrockneten Lebensmittel für den Winter kann man nicht opulent nennen. Dass der runzlige Trockenfisch nach dem Einweichen wieder seine originale Größe hat und gut schmeckt, lässt uns zweifeln. Eine kleine Wanderung führt zur seetüchtigen Nachbildung des Gokstad-Schiffes, das wir im Original vor zehn Jahren bereits im Museum in Oslo sehen konnten. Das sommerliche Wetter lockt uns zur Mittagsrast nach Eggum an den Atlantik. Dort platzieren wir Tisch und Stühle im Freien, essen, lesen und schauen. Ein herrlicher Flecken Erde, den die deutsche Wehrmacht zu Kriegsende mit einer Radarstation 'verschönte'. Gegen 16 Uhr brechen wir wieder auf, umrunden den nördlichsten Teil der Insel Vestvagøya immer mit einem Seitenblick für einen attraktiven Übernachtungsplatz. Über die Sundklakkbrua erreichen wir die Insel Gimsøya. Zur Rechten die hohen Berge, zur Linken die moorige Ebene, erreichen wir auf der staubigen Schotterpiste die nördliche Küste. Bei Vinje steht auf einem Wiesengrundstück ein Wohnmobil aus Esslingen, zu dem wir uns gesellen. Ein Strandspaziergang, das Abendessen und einige Runden Rummikub füllen die Stunden bis zum Schlafengehen.
Der kleine Platz hat sich gestern noch gut gefüllt. Ein Tölzer Wohnmobil kam noch sehr spät und ganz unten an der Strandwiese hat ein Bus Platz gefunden, bis über die Gürtellinie von Strandhafer versteckt. Ungeachtet dessen hatten wir eine ausgesprochen ruhige Nacht. Wir fahren an der Ostküste der Insel Gimsøya nach Süden. Unter der 840 Meter langen Brücke über den Gimsøystraumen zeigt das Meer viel von seinem Untergrund, es ist Ebbe. Austernfischerpaare sind fleißig auf Futtersuche. In Brenna können wir zurückschauen auf unseren letzten Nachtplatz und die weiße Kirche von Gimsøy, eine der am längsten konstant besiedelten Regionen der Lofoten. Rosmarie entdeckt einen Seeadler, der sich bei unserem Nähern in die Luft schwingt. Im Rahmen des Projekts 'Skulpturlandschaft Nordland' präsentieren sich an verschiedenen Orten der Inseln Kunstwerke, in Kleppstad haben wir es mehr zufällig entdeckt. Eine konvex angebrachte Glasfront spiegelt in eigener Weise die gegenüber liegenden Berge wider. Von diesem Standort bietet sich auch ein eindrucksvolles Panorama von Meer, Brücken und Bergen. Das Licht ist phantastisch, das Wasser hat viele Farben, von pastelligem Türkis bis tiefem Dunkelblau. Die Berggipfel tragen heute Wattehauben. Auf unserem Weg nach Henningsvær wollen wir unser Wohnmobil entsorgen. Den dortigen Campingplatz hat Rosmarie bei der Tourplanung schon in Betracht gezogen. Er hat eine wunderschöne Lage, aber uns gefällt die vorherrschende Enge nicht. Wir bezahlen für die Entsorgung 50 Kronen (!), können aber unseren Abwassertank nicht entleeren, weil das schwenkbare Abwasserrohr nicht unter unseren Abwasserhahn passt. Was wir als zukünftige Wohnmobilisten noch alles lernen müssen! Die felsige Küste nach Süden ist wundervoll. Rosmarie versucht anhand der Karte das Panorama auf die jeweiligen Inseln zu verteilen. Vergebliche Mühe! In Rørvika finden wir einen schönen, breiten Sandstrand vor, ein Paradies für Kinder wie Erwachsene. Etwa vier Stunden später bei unserer Rückfahrt ist er nur noch ein schmaler Streifen - Gezeiten! Am Nordufer des Djupfjord machen wir eine zweistündige Wanderung. Der Weg ist manchmal schwer zu finden, in den ausgedehnten Geröllpassagen kann man keine Spuren ausmachen. Am Ende unserer Wanderung liegt ein kleiner Bergsee und Rosmarie erfrischt sich darin. Für mich ist er zu erfrischend. Der Rückweg geht wie immer leichter und zügiger vonstatten. Unmittelbar vor Henningsvær machen wir noch Brotzeit und finden auch ein Schattenplätzchen. Widersinnigerweise würde Rosmarie von hier aus in den Ort laufen, bei diesen Temperaturen und wer weiß wie weit das noch ist. Glücklicherweise lässt sie sich von mir überzeugen und wir finden auch auf Anhieb einen passenden Parkplatz und können dann um den Hafen bis auf die Felszungen mit den Trockenfischgestellen wandern. Auf dem Rückweg zum Womo besorgen wir noch Brot und Obst und lassen uns gerne von dem herrlichen Duft der Baggerie verführen. Wiener Brød und Kaffee, erstmals in diesem Urlaub, machen die Stimmung perfekt. In einem Rutsch nehmen wir den Rückweg zum Traumstrand in Rørvika, dann östlich auf die E 10 nach Kabelvåg. Diese Region war unter dem Namen Storvågan bei den Wikingern bereits ein angesehener Handelsplatz. Stockfisch war die edle Handelsware, die der Gegend zu großer wirtschaftlicher Blüte verholfen hat. Wir besichtigen das Lofoten-Museum, ein Anwesen eines angesehenen Händlers mit alten Fischerhütten und Bootshäusern. Es ist wenig besucht, aber genügend informativ. Die große Lofoten-Kathedrale von Kabelvåg ist das größte Gotteshaus aus Holz nördlich von Trondheim. Es bietet 1200 Gottesdienstbesuchern Platz und ist für die heutige Gemeinde viel zu groß. Aber vor gut 100 Jahren bestimmte König Øystein diese Dimension, damit zur Kabeljau-Saison in den Wintermonaten die vielen Fischer auch in die Kirche passten. Das Zentrum des Ortes lebt von einem kleinen Restaurant, vor dem scheinbar alle, Touristen wie Einheimische, im Freien sitzen. Wir brauchen noch einen Nachtplatz, und fahren deshalb an den nahen Kallestrand. Erstens ist dort Campen verboten, zweitens liegt er gänzlich im Schatten und drittens findet sich auf Anhieb auch kein ebenes Plätzchen. Also nichts für uns! Da gefällt uns der Parkplatz des Lofoten-Museums besser, wir machen noch einen langen Abendspaziergang und entdecken danach als Nachbarn das Tölzer Womo vom Vortag wieder.
Wir haben heute lange geschlafen, nach acht Uhr kriechen wir aus den Federn. Es ist sehr warm im Wohnmobil. Heute steht eine Seefahrt auf dem Programm! Erst fahren wir nach Svolvær, der Lofoten-Hauptstadt. Dort lassen wir uns im Touristenbüro die Zeiten für unseren Ausflug bestätigen und die Passage mit dem Hurtigruten-Schiff buchen. Danach ist noch genügend Zeit, durch den Ort zu laufen, Geld zu besorgen und einige Lebensmittel einzukaufen. Als wir um 12.30 Uhr in den Bus nach Stokmarknes steigen, treffen wir wieder auf unsere Tölzer. Man trifft sich im Leben immer dreimal! Die Busfahrt kostet 134 Kronen pro Person inklusive Fährüberfahrt von Fiskebol nach Melbu. An der Endstation, dem Hurtigruten-Kai, warten wir auf das verspätete Postschiff. Mit uns harrt eine folkloristische gekleidete Maid aus, die die von Bord gehenden Gäste mit volkstümlichen Liedern begrüßt. An Bord bezahlen wir die Passage, 265 Kronen pro Person. Während sich die meisten Neuankömmlinge im Schiff tummeln, besetzen wir den spektakulären Platz ganz vorne am Bug. Bis zur Einfahrt in den Raftsund wird es stetig frostiger. Wir schlagen unsere Krägen hoch und zurren die Kapuzen zu. Das Wetter zieht auch immer mehr zu. Hoffentlich lässt der Wind im Sund nach und es fängt nicht zu regnen an. An der Raftsundbrücke winken wir den Menschen oben zu und nun beginnt es doch leicht zu nieseln. Die Einfahrt in den Trollfjord, vorbei an den steilen Felswänden, beeindruckt uns und sicherlich noch mehr die im Fjord verweilenden Boote, die den Koloss durch die Enge kommen sehen. Am Fjordende wendet das Schiff dann auf der Stelle, wobei die Felsen dem Bug beängstigend nahe kommen. Danach können wir uns etwas aufwärmen gehen. Um 19 Uhr kommen wir nach Svolvær zurück. Trotz des nicht so tollen Wetters war es ein gelungener Ausflug. Nun geht es nordwärts auf der E 10 bis Sildpollnes, danach quer durch die Insel. Rosmarie wird immer stiller bis es aus ihr herausplatzt - ich hatte einige gute Übernachtungsplätze übersehen. An einem kleinen See finden wir es beide gut und beschließen den Tag mit Rummikub. Nun fallen die befürchteten Regentropfen, Vorboten oder Eintagsfliegen?
Wieder konnten wir lange schlafen, vermutlich weil wir schlechtes Wetter erwarteten. Aber da haben wir die Rechnung ohne den norwegischen Wettergott gemacht. Strahlend begrüßt uns die Sonne und lockt zu einem Frühstück im Freien, was uns wiederum etliche Insekten nicht gönnen. Etwa eine Stunde später setzen wir die Fahrt fort, entlang an der Westküste der Insel, die mir lange noch in Erinnerung bleiben wird. Eine Landschaft mit zahllosen Inseln und Schären zwischen Sunden und Fjorden. Hier ein Ferienhaus zu besitzen, der Traum! In Laukvika versuchen wir noch Brot zu besorgen und fragen deshalb am Campingplatz nach einem Laden. Die Wartezeit bis zur Öffnung wird uns nicht lang, das Wetter ist schön und der Ort hat seinen eigenen Charme. Im Norden der Insel Austvagøya ist die Landschaft so abwechslungsreich wie sonst nirgends. Wir überqueren auf einem Fahrdamm den seichten, hellblau schimmernden Grunnforsfjorden. Auf Schotterpiste geht es weiter durch mit bunten Blumen übersäten Moorgebiete, vorbei am einzigen Dünengebiet der Lofoten. Bis Fiskebol folgen wir weiter der Kaiserroute. Hat diese Bezeichnung einen historischen Hintergrund, auch wir fanden sie wahrhaft kaiserlich. Etwas orientierungslos, weil hier unser Kartenmaterial endet, folgen wir dem Navi durch den langen Sloverfjordtunnel unter dem gleichnamigen Fjord bis zum Myrlandsfjord. Hier suchen wir auf staubigen Nebenstrecken kilometerweit entlang der aussichtreichen Küste nach einem Rastplatz. Alle Rückzugsmöglichkeiten von der schmalen Straße sind mit Schranke oder Briefkasten dekoriert. Dort wo die Nebenstrecke wieder auf die E 10 trifft finden wir einen großen geteerten Parkplatz, keineswegs attraktiv, aber was soll's! Kaum dem Fahrzeug entstiegen, entdeckt Rosmarie die Rückenflossen von kleinen Walen, die immer wieder aus dem Wasser ragen. Vermutlich sind es Schweinswale, Delphinen sehr ähnlich. Während unserer langen Pause können wir sie immer wieder sehen. Um 16 Uhr beabsichtigen wir, den Gästen des Hurtigruten-Schiffes von der Raftsundbrücke aus zuzuwinken. Dazu postieren wir uns an einem Plätzchen hoch über dem Sund. Ich gehe filmen, Rosmarie setzt sich lesend auf einem Stein. Eine deutsche Busreisegruppe, die schnell ein paar Bilder macht, versteht nicht ganz, warum man zum Lesen von Pinneberg (unser Autokennzeichen) bis hierher kommt. Sie wissen nicht, worauf wir warten! Pünktlich kommt das Schiff, aber zu unserer Enttäuschung ist es die 'Vesterålen' aus der älteren Generation, eines der kleinsten. So sieht es gar nicht so imposant aus, als es unter den Brückenbögen hindurch zieht. Mensch sind wir froh, dass wir die Trollfjord-Tour einen Tag früher als geplant gemacht haben und dadurch die 'Richard With', eines der größeren Schiffe, unser Gastgeber war. Gemeinsam fahren wir ein Stück südwärts. Als der 'Postbote' in den Trollfjord einfährt, wendet sich unsere Route nach Digermulen. Dieser Ort feiert jährlich am dritten Sonntag im Juli zum Gedenken an den deutschen Kaiser Wilhelm II, der ein großer Norwegen- und Lofoten-Fan war, ein großes Fest. Von den Vorbereitungen, wir sind eine Woche zu früh, können wir nichts sehen. Wir fahren weiter auf die Insel Arsteinen. Wald und Schotterpiste erwarten uns. Richtung Storfjell geben wir auf mit unserer Nachtplatzsuche und nächtigen schließlich direkt an der Straße am Raftsund mit Blick auf das Wasser und die vorbeiziehenden Schiffe. Es wird ein langer Abend, erst um Mitternacht kommt das nordwärts gehende Hurtigruten-Schiff 'Nordstiernen' um in den Trollfjord einzubiegen.
Der Himmel ist zwar bewölkt, aber es ist trocken. Also werden wir von Digermulen aus den Aufstieg zum Kaiservarden machen. Ein freundlicher Norweger sieht unserem Aufbruch vom Balkon seines Hauses zu und weist Rosmarie den richtigen Einstieg. Er ruft uns sogar noch nach, als wir uns an einer Gabelung für die falsche Richtung entscheiden. Recht schnell gewinnen wir an Höhe und kommen gleichermaßen außer Puste. Der Weg ist mit ordentlichem Schuhwerk gut zu gehen, nur manchmal an ausgewaschenen Stellen sind hohe Schritte erforderlich. Wie gut, dass die Sonne sich öfters hinter Wolken versteckt, es ist schwül genug. Gut eine Stunde müssen wir gehen, bis uns die gebotene Aussicht über die letzten Höhenmeter zum Gipfel trägt. Hier stehen zwei Gedenksteine an Kaiser Wilhelm und seine Reisegesellschaft. Die Aussicht ist grandios: der Raftsund und der Trollfjord, die hohen Berge von Hinnøya und Austvagøya, die Inseln Stormolla und Årsteinen, dazwischen das Meer, silbrig glänzend bis türkis leuchtend. Es war den Schweiß der Anstrengung allemal wert. Die Wolkendecke reißt auf, als wir uns auf dem Rückweg machen, die ersehnte Dusche muss allerdings warten. Momentan fehlt Strom für die Wasserpumpe, also brechen wir ungewaschen auf. Im Norden von Hinnøya führen etliche lange Tunnels unter den hohen Bergen durch. Wir folgen einer gut ausgebauten Straßentrasse unerwartet lange Zeit. Es könnte die neue Low-fast-Anbindung sein. Nach unserer Karte ist es aber nicht so weit bis zur Abzweigung auf die Vesterålen. Ich fahre unbedenklich Kilometer für Kilometer. Rosmarie zweifelt und wird immer grantiger. Dann endlich das ersehnte Hinweisschild, wir sind richtig und können an einem Schattenplatz duschen, essen und rasten. Auf der gut ausgebauten Straße nach Sortland herrscht reger Verkehr. Die Landschaft ändert sich, die Berge werden runder, grüner, die landwirtschaftlichen Flächen weiter. Vor Sortland, an einer großen Esso-Tankstelle folge ich dem Dieselschild nach rechts, dort herrscht weniger Andrang. Eine Zapfsäule ist für LKWs, die andere nehme ich. Als der Tank fast voll ist fällt mir ein Schild auf 'avgiftsfri' - nicht für PKW. Ich stoppe sofort, frage an der Kasse nach, was ich tun soll. Ich kann nichts tun, erklärt man mir, bei einer Kontrolle käme eine entsprechende Strafe auf mich zu! Wir verdünnen die strafbare Brühe noch mit 11 Litern normal versteuerten Kraftstoff, mehr passt nicht mehr rein. An der Dumping-Station ist erstmals alles wie es sein soll. Mit mulmigem Gefühl fahren wir über den südlichen Teil der Insel Langøya. Bei der roten Kirche in Bø machen wir Kaffeepause - Hochzeitstag - heute sind wir 33 Jahre verheiratet. Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt. "Hier möchte ich Bauer sein", entfährt es mir beim Anblick eines recht stattlichen Betriebes am Ufer eines großen Sees. Hab ich in den 33 Jahren noch nie verraten! Unser Abendziel ist der weiße Sandstrand von Hovden. Die große Campingwiese ist völlig leer aber nicht einladend. Ich habe sie gar für einen Fußballplatz gehalten. Doch Rosmarie weiß bereits wo wir übernachten. Nach einem Strandspaziergang, wo im Abendlicht die Stockfischgestelle ein schönes Fotomotiv abgeben, fahren wir einige Kilometer zurück an einen See. Zwei kleine Jungen baden in Neoprenanzügen und ihre Eltern probieren ein Kajak aus. Nach ihrer Abfahrt sind wir alleine und bleiben es auch. Nur die Möwen machen ein Mordsspektakel.
Unseren idyllischen Übernachtungsplatz wollen wir so schnell nicht opfern und lassen uns Zeit beim Frühstück im Freien. Die Sonne hat reichlich Energie und wir suchen Schatten. Rosmarie geht schwimmen, es ist im flachen Gewässer fast unmöglich, ich lese. Für einige gute Aufnahmen stromern wir durchs nähere Umfeld. Um 12.30 Uhr sind wir gewillt den Ruhezustand zu beenden und brechen in Richtung Sortland auf. Die Straßen sind in den abgelegenen Gebieten recht schmal und so halte ich an einer dafür vorgesehenen Bucht, um einen Camper durchzulassen. Danach fahre ich los. Mit einem lauten Knall touchiert der linke Außenspiegel den Spiegel eines entgegenkommenden Kleinbusses. In der nächsten Haltebucht bleibe ich stehen, der andere Fahrer ebenfalls. Er möchte, dass wir seinen Schaden begleichen, was ich ablehne. Wir haben beide die Situation falsch eingeschätzt und beide Schaden genommen. Also müssen wir beide die Konsequenzen tragen. Nach einer kurzen Diskussion zieht jeder seines Weges. Wir kleben das Spiegelgehäuse mit Paketband und sichern die zerbrochenen Elemente des kleinen Spiegels mit Tesafilm. Da die Funktion voll erhalten ist, ist eine sofortige Reparatur nicht erforderlich. Unser nächstes Ziel ist ein verlassenes Fischerdorf. Die letzten 10 Kilometer nach Nyksund sollen eine schlaglochreiche Schotterpiste sein. Die Straße ist tatsächlich nicht geteert, aber in recht gutem Zustand. Gleich zu Beginn befinden sich Stockfisch-Trockengestelle, an denen Menschen arbeiten. Im Süden der Lofoten waren die Gestelle bereits leer, die 'Ernte' war vorbei. Hier können wir noch zusehen, wie die Fische abgenommen werden und aus zum Teil luftigen Höhen in einem Container landen. Was daneben fällt, wird aufgehoben und hinzugefügt. Für uns bleibt der Eindruck eines respektlosen Umgangs mit einem Nahrungsmittel. Nach welchen Kriterien hier abgenommen wird, erkennen wir nicht. In Nyksund angekommen, sind wir erst mal enttäuscht. Zwei Touristenbusse eines in Sortland liegenden Kreuzfahrers bevölkern den Ort. Von wegen verlassen! An vielen Ecken wird gebaut und ein 'Museumsdorf' renoviert. Einige Häuser sehen recht schmuck aus, in unmittelbarer Umgebung lagert Gerümpel und Wohlstandsmüll. Wir rasten bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen, das aufgrund der Größe keine Sünde ist. Aus dem Womo-Führer haben wir unseren nächsten Nachtplatz ausgesucht. Drei Kilometer hinter der großen Brücke in Sortland biegen wir links, jetzt wirklich über schlechte Piste, nach Osvolldalen ab. Die 40 Kronen Mautgebühr entrichten wir pflichtbewusst und füllen den Meldebogen aus. Der Platz liegt tatsächlich recht idyllisch an einem See, hat aber seine besten Zeiten hinter sich. Wir wundern uns, wer ohne den Tipp eines Reiseführers hierher verschlagen wird. Aber zu später Stunde kriegen wir dann Besuch von lärmenden Jugendlichen, die mit hoher Geschwindigkeit die Schotterpiste nehmen und ihre Autos geräuschvoll zum Stehen bringen. Rosmarie fühlt sich dabei recht unwohl. Schwere Regenwolken entladen sich, nach wenigen Minuten scheint wieder die tiefstehende Sonne, die das Gelände in warme, attraktive Farben taucht. Zu schlechter Letzt entdeckt Rosmarie dann auch noch die erste Beule an unserem neuen Wohnmobil. Ich bin mir keiner Schuld bewusst, es gibt nur eine Erklärung: der Urheber ist der Fahrradträger, der bei extrem geöffneter Tür den Schaden verursacht hat. Beim Schlafengehen ist unsere Stimmung nicht so gut!
Heute beginnen wir endgültig mit dem Rückweg nach Hause. Rosmarie ist darüber gar nicht traurig. Sie war in den letzten Tagen des Herumstreunens oft überdrüssig. Beim Frühstück kriegen wir erneut Besuch, eine junge Frau leert die Mülleimer und sieht im Toilettenhäuschen nach dem Rechten. Soviel Service haben wir in dieser Abgeschiedenheit nicht erwartet. Das heutige Etappenziel ist der Saltstraumen in Bodø. Dazwischen liegen 580 Straßenkilometer. Um ein gehöriges Stück abzukürzen, nehmen wir die Fähre von Lødingen nach Bognes. Für 240 Kronen sparen wir mehr als 200 Kilometer um den Ofotfjord, an dessen Ende Narvik liegt. Wir haben Glück! Als wir um 10 Uhr im Hafen ankommen, legt die Fähre soeben an. Wir passen auch noch darauf und erreichen nach einer Stunde Fahrzeit das Ziel. Die Überfahrt bietet uns einige ganz herrliche Ausblicke auf die Lofoten-Kette und den Nationalberg der Norweger, den Stetinden. Danach kommt eine lange Strecke auf der gut ausgebauten E10 nach Süden. Die Landschaft ist überaus reizvoll. Schneebedeckte Berge, malerische Seen und Fjorde säumen die Straße, die zum Teil stattliche Steigungen überwindet. Lange Tunnels entschärfen das Auf und Ab. Die in Fauske geplante Mittagspause wird vorverlegt. Gegen 16 Uhr erreichen wir endlich das Naturschauspiel Saltstraumen. Wieder gelingt uns ein hervorragendes Timing. Die Wassermassen beginnen gerade durch die Meerenge in den Fjord zu fluten. Immer heftiger drehen sich die Strudel, immer stärker wird die Strömung landeinwärts. Am Ufer haben sich etliche Fischer eingefunden. Jeder ihrer Erfolge, und es sind deren viele, werden von den Schaulustigen heftig beklatscht. Im Supermarkt beim Campingplatz besorgen wir noch Lebensmittel und bewundern die Camper, die es in praller Sonne auf ihrer Parzelle so genießerisch aushalten. Wir fahren über die Saltstraumenbrua auf der RV17 nicht mehr allzu weit. An einem Parkplatz an einem kleinen Fjord wollen wir heute Abend bleiben. Bisher haben wir mit diesen straßennahen Übernachtungsplätzen keine schlechten Erfahrungen gemacht. Sie waren ausnahmslos ruhig zur Schlafenszeit, sehr oft gesellte sich ein Nachbar dazu. Zum Abendessen brät Rosmarie die Birkenpilze, die sie heute Morgen in Osvolldalen gesammelt hat. Wir machen noch einen Spaziergang im nahen Hochmoor und sitzen lange am sich leerenden Fjord in der Abendsonne.
Heute trägt der norwegische Himmel nobles Grau, aber es ist trocken. Während des Rasierens meldet die Wohnraumbatterie, dass sie leer ist. Folglich kein Duschen, da wir zwar warmes Wasser aufbereitet haben, es aber nicht fördern können. Also fahren wir ohne Frühstück los, bis wir nach etwa einer halben Stunde den neu angelegten Rastplatz Storvika erreichen. Die öffentlichen Sanitäreinrichtungen, seitlich in einem Coop-Gebäude untergebracht, sind überdurchschnittlich. Sie sind vielleicht der Grund, warum der Platz zu dieser Zeit schon gut frequentiert ist. Wir frühstücken, machen uns frisch und brechen zum Svartisengletscher auf. Als wir durch den langen Glomfjord-Tunnel kommen, sehen wir die ersten Eismassen. Am Svartisen- Informationscenter lassen wir das Wohnmobil stehen. Ein Boot bringt uns in 15 Minuten über den Holandsfjord an die Gletscherzunge Engabreen. Von hier sind es ca. drei Kilometer Weg, eben und breit, teilweise am See entlang. Das ändert sich am Fuße des zweitgrößten norwegischen Gletschers schlagartig. Es beginnt eine kräftezehrende Felskletterei, steil bergan. Mittendrin sind wir geneigt aufzugeben. Der Ehrgeiz überwindet die Bequemlichkeit und wir die letzten Höhenmeter. Ein junger Mann, lässig von Stein zu Stein hüpfend, begegnet oder überholt uns mehrfach und zeigt uns den eigenen Konditionsmangel deutlich auf. Wir nähern uns seitlich der Eiszunge, die manchmal eine tiefblaue Farbe aufweist, an anderen Stellen schwarz vor Dreck ist. Nach einer kurzen Rast beginnen wir den Abstieg, der dank der Seilsicherungen einfacher als erwartet von statten geht. Im Cafe am See hole ich mir eine kleine Flasche Wasser. 4,50 Euro für einen halben Liter machen mich zwar nicht wirklich ärmer, ich habe aber den Verdacht, sie bringen den Inhaber ein Stück dem Reichtum näher. Da wir das Boot um 16 Uhr erreichen, dauerte die Exkursion exakt straffe vier Stunden. Nach einer kurzen Pause folgen wir der RV17 weiter nach Süden. Sie führt durch reizende Landstriche, aber sie kostet auch Zeit. Vor allem die vielen Fährpassagen verursachen oft lange Wartezeiten. Bei der ersten Fähre von Forøya nach Agskardet haben wir Glück. Ohne anzuhalten rollen wir als letztes Fahrzeug an Bord. Mit der Fährpassage von Jektvika nach Kilbogham überqueren wir den Polarkreis in südlicher Richtung. In der Abendstimmung lässt sich auch das große Schneefeld der Svartisenregion gut ausmachen. Wegen der Wartezeit von einer Stunde bis zur Abfahrt kommen wir erst um 20 Uhr an. Wir müssen nun entscheiden, ob wir die Strecke nach Mo i Rana nehmen, sie führt richtungsmäßig fast zurück, bringt uns aber früher an die E6, oder noch eine Fährfahrt in Kauf nehmen. Unsere Wahl fällt auf letzteres und prompt warten wir wieder eine Stunde. Diesmal nutzen wir die Zeit zum Abendessen. Welch einen Vorteil in dieser Situation das Reisen im Wohnmobil hat! Um 23 Uhr ist in Lørang die letzte Fährfahrt zu Ende und wir brauchen jetzt dringend einen Schlafplatz. Noch etliche Kilometer sind wir unterwegs, nach unserem Empfinden ewig lang, bis an einem Buswendeplatz mitten in einem Waldgebiet dieser Tag ein Ende hat.
Wie unattraktiv dieser Übernachtungsplatz ist, merken wir erst, als wir morgens die Verdunklung öffnen. Wir fahren los, suchen uns ein schöneres Plätzchen, wo wir frühstücken und die Morgentoilette nachholen. In Mosjøen tanken wir, entsorgen und kaufen im Supermarkt die letzten Getränke. Unsere 'Kaufwut' am Reisebeginn in Deutschland bedauern wir inzwischen, denn die Läden in Norwegen sind interessant. Letztendlich haben wir aber viel Zeit und auch so manchen Euro gespart. Die ganze lange Strecke von gut 400 km bis Støren kennen wir ja schon, trotzdem sind die Eindrücke wieder neu. Wir unterbrechen die Fahrt mehrfach zu kurzen Pausen an besonders schönen Plätzen. In Snåsa unternehmen wir eine ausgedehnte 'Orchideen-Wanderung', wissend, dass die Blütezeit der meisten Arten schon vorbei ist. Lediglich das gefleckte Knabenkraut und die rotbraune Stendelwurz können wir entdecken. Die Wanderung ist aber nach unserem Geschmack und Rosmarie kann im Bergsee erneut baden. Gewitterwolken ziehen auf, wir gehen einen Schritt schneller, es bleibt jedoch trocken. Bis Levanger möchten wir heute noch fahren. In Okkenhaug soll es bei einer Klosterruine einen geeigneten ruhigen Parkplatz geben. Die Anfahrt gestaltet sich sehr schwierig, ohne Navi hätten wir schon längst aufgegeben. Wir finden alles wie beschrieben vor, dennoch wollen wir nicht bleiben. Es ist abgelegen, einsam und duster. Wir fahren zur E6 zurück und sind bis zum nächsten Rastplatz noch 50 Kilometer, fast eine Stunde, unterwegs.
Unser vorletzter Tag in Norwegen beginnt mit Regen. Also gibt es das Frühstück drinnen. Mittlerweile hat auch der Verkehr kräftig zugenommen, die nasse Fahrbahn verstärkt die Geräusche. Auf unserer heutigen Tagesetappe liegen keine angedachten Sehenswürdigkeiten. So fahren wir noch einige Kilometer zurück, auf Schotterpiste nach Steinvikholm. Der letzte Erzbischof von Trondheim, Olav Engelbrektson, ließ die Festung 1525 erbauen. Derzeit wird sie renoviert, es ist alles von Gerüsten umstellt und Planen verdeckt. Wir weigern uns, die 20 Kronen Parkgebühr zu bezahlen, der Anblick ist uns das nicht wert. Die Lage am Meer ist aber wunderschön. Hier wäre ein besserer Übernachtungsplatz gewesen. Bis Mittag haben wir Oppdal erreicht. Vor zehn Jahren waren wir bereits hier, mittlerweile ist ein mondäner Wintersportort daraus geworden. Ein letztes Mal besorgen wir Wiener Brød und brechen Richtung Dovrefjell auf. Nostalgischerweise machen wir, wie damals, Halt am Vårstigen-Parkplatz. Ohne Eile fahren wir hoch ins Dovrefjell, es fängt zu nieseln an. Ehe wir uns versehen führt die Straße wieder talwärts. Das kann's doch nicht gewesen sein! Wir wenden, wollen ein bisschen laufen. Weil es nun stärker regnet, ist erst mal Kaffeepause. Bald jedoch verziehen sich die Wolken und wir können raus. Anschließend verlassen wir den Nationalpark gen Osten und fahren danach auf der Rondane Nationalparkstraße an der Ostseite über 2000 Meter hohe Berge. Das Wetter wird immer besser. So beschließen wir den Tag schon früher als geplant. Ein Rastplatz an einem kleinen See im Hochland lädt uns zum Bleiben ein. Zum Abendessen kocht Rosmarie Hühnchen mit Reis und Gemüse, was hervorragend schmeckt.
Der letzten Nacht in Norwegen war noch ein langer Abend vorausgegangen. In totaler Abgeschiedenheit, die letzten Wanderer und Fischer hatten den Parkplatz verlassen, machten wir noch einen Spaziergang über die Flechten-bedeckten Schafweiden. Mächtige ungestüme Wolkenformationen zogen über den Himmel, mal mit Regen drohend, dann wieder Platz für Abendsonne lassend. Bei unserem letzten Glas Wein spielten wir noch einige Runden Rummikub, konnten dennoch die Natur nicht aus den Augen lassen. Am Morgen noch ein letztes Frühstück in der Sonne, aber mit Fleece-Jacke. Der RV27 folgend durchfahren wir die Hochebene und hinunter bis ins Gudbrandsdalen. Bald ist Lillehammer erreicht. Wir bleiben an der Westseite des Mjøsa- Sees mit der Hoffnung, auf eine Entsorgungsstation zu treffen. Fehlanzeige! Die Kilometerangaben auf der teilweise mautpflichtigen Straße nach Oslo werden immer weniger, wir aber nicht fündig. Aus einem Kreisverkehr folgen wir einem Hinweisschild zur Esso-Tankstelle, hier hatten wir öfters die Möglichkeit vorgefunden, aber die Angestellte weiß nichts in nächster Umgebung. Von der Hauptstraße können wir bei der Abfahrt dann sehen was wir gebraucht hätten! Die Dumpingstation an der Rückseite des Tankstellengebäudes!!. Zu Mittag erreichen wir die Landeshauptstadt. Das Terminal ist noch geschlossen. Wir finden außerhalb einen Parkplatz und wollen nach dem Mittagessen zu einem Stadtbummel aufbrechen. Sehr weit kommen wir aber nicht, denn bald setzt Regen ein. Erst ignorieren wir ihn, nach einer Weile treten wir den Rückweg an, die letzten Meter heißt es laufen. Schön, wenn man die nassen Klamotten dann wechseln kann. Jetzt beginnt der Check In und nach kurzer Wartezeit - Fähren beladen ist eine Wissenschaft, deren Komplexität wir nicht nachvollziehen können - fahren wir auf. Auf dem Schiff müssen wir uns neu orientieren denn es ist das Schwesterschiff, die 'Crown of Scandinavia'. Beim Abendessen wählen wir wieder die preisgünstigere und gemütlichere Variante, Rosmarie isst Salat und ich Burger. Für unsere letzten norwegischen Kronen trinken wir noch Kaffee und überlassen dem freundlichen Ober den Rest. Nur kurz sitzen wir draußen. Es regnet seitwärts unters Dach, Küchendunst hüllt uns ein. Weil sich die Küste immer mehr zurückzieht, erlauben wir es uns auch. Morgen sind wir in Dänemark!
Pünktlich legt das Schiff im Hafen an. Das Navi weist uns durch die Stadt, die um diese Tageszeit noch menschenleer ist. Deshalb habe auch ich Gelegenheit etwas zu gucken. Wir sind sicher, eine der nächsten Städtereisen führt uns hierher. Wir verlassen Kopenhagen und nehmen die Richtung nach Rødby zur Fähre. Wir wählen einen x-beliebigen Parkplatz und können dort ohne Rangieraufwand perfekt dumpen. Die Fähre nach Puttgarden ist sehr aufnahmefähig aber relativ teuer. An Bord stürzen sich alle in die Restaurants und Shops. Die Überfahrt dauert 45 Min. Nach der Mittagspause, hinter Fehmarn, beginnen wir zu packen. Es ist ähnlich umständlich wie das Auspacken, denn Regen verhindert jegliches 'Ausbreiten'. Rosmarie arbeitet akribisch, es muss letztlich alles in unseren Volvo passen. Die letzte Nacht schlafen wir in meinem Appartement in Hamburg. Aufgeregt fahren wir anderntags nach Bönningstedt, was wird man zu unserem Malheur sagen. Den Schaden am Spiegel haben wir bereits von unterwegs gemeldet, um keine Ausfallzeiten zu verursachen. Die Kosten dafür schlagen wir auf unsere Urlaubskasse. Für die Beschädigung durch den Fahrradträger müssen wir nicht aufkommen, sie entstand nicht durch unsachgemäße Benützung. Puh! Rosmarie möchte gerne, dass wir, entgegen unseren Planungen, heute noch zurück fahren. Letztendlich kommen wir gegen 19 Uhr zuhause in Großberghofen an.
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