Der Flug von Kapstadt nach Dubai verläuft ohne besondere Vorkommnisse, Rosi am Fenster, Otto am Mittelplatz daneben. Gegen 2 Uhr morgens hat die ganze Gruppe ihr Gepäck und sich um Bakr Mohamad, den neuen Reiseleiter, geschart. Er bringt uns ins Hotel, wo wir eine halbe Stunde später endlich ankommen. Gute Nacht.
Herr Bakr macht um 10 Uhr nach Ausschlafen und einem guten Frühstück eine professionelle Informationsveranstaltung, wo er wortgewandt bunte Bilder und einige Filmschnipsel präsentiert. Blumig preist er zwei fakultative Angebote an: eine abendliche Dhow Kreuzfahrt mit Abendessen auf dem Dubai Creek und am nächsten Tag Dubai bei Nacht mit einem Abendessen an der modernen Marina. Wer beide Optionen bucht, spart gleich noch 20 Euro pro Person und zahlt nur 131 Euro. Wir sind dabei. Nur das zusätzliche Ticket für 50 Euro in das 124. Stockwerk des Burj Khalifa sind wir nicht bereit, zu investieren. Das erscheint uns für Aufzug-Fahren denn doch etwas überzogen. Wir werden für das anstehende Programm in 2 Gruppen aufgeteilt und um 12:30 Uhr von 2 Führern mit 2 Bussen abgeholt.
Zunächst bewegen wir uns im modernen Dubai zwischen himmelstrebenden Hochhäusern. Weit mehr als 200 Gebäude sind über 150 m hoch, der Burj Khalifa mit seinen 826 m überragt sie alle. Direkt daneben besuchen wir die Dubai Mall, eines der größten Einkaufszentren der Welt, das mehr als 1.200 Geschäfte und über 14.000 Parkplätze beherbergt. Wir gehen durch eine Glitzer- und Glamourwelt, vorbei an einem dreistöckigen Aquarium mit 75 cm dicken Acrylwänden, einer Kunsteisbahn, einem über 20 m hohen Wasserfall und sind beeindruckt. Dann sind wir draußen und stehen am Burj Khalifa Lake direkt vor dem Monsterwolkenkratzer. Wie will man den bloß aufs Bild bringen? Nachmittags fahren wir südwestlich Richtung Abu Dhabi. Die hypermodernen Himmelstürme der Marina lassen wir hinter uns, links und rechts der Straße Sand, viel Sand. Und eine unendliche Baustelle. Kilometerweit zieht sich das Gelände, das 2020 die Expo und Millionen an Besuchern aufnehmen soll. Rund 4,8 Milliarden Euro werden dafür von den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgegeben, mehr als 200.000 neue Arbeitsplätze sollen dadurch entstehen.
Weit draußen im Nirgendwo halten wir an einem einsamen großen Gebäudekomplex, einem Hotel. Wer um alles in der Welt will denn hier wohnen? Ob es jemals Gäste hat, erfahren wir nicht. Wir werden bei einem Teppichhändler ab- und ihm ausgeliefert. In perfektem Deutsch umgarnt er uns wortreich und wirft uns seine geknüpften Preziosen vor die Füße. Das anfängliche Interesse lässt aber rasch nach. Endlich akzeptiert der Geschäftsmann, dass er mit uns kein Glück hat. Zurück in der Stadt fahren wir auf die berühmte Palme. Aus unserer Boden-Perspektive ist sie überhaupt nicht als solche zu erkennen. Mächtig thront das Luxushotel Atlantis auf dem umgebenden Sichelmond. Die größte Suite hat 960 m² und ist für 25.000 Euro pro Nacht gewiss kein Schnäppchen. In Madinat Jumeirah und dem Madinat Souk ist dann richtig was los. Der gesamte Komplex ist in eine künstlich angelegte Lagune integriert und sehr attraktiv gestaltet. Vorgelagert im Persischen Golf thront das Luxushotel Burj al Arab. Schicke Restaurants am Wasser und geschmackvolle Läden in den weitläufigen Souks verwöhnen unsere Augen. Gerne würden wir hier ein wenig verweilen – aber die Zeit drängt. Bei Dunkelheit erreichen wir den Dubai Creek und gehen auf eine bereitstehende Dhow. Auf dem Oberdeck findet unser abendliches Dinner statt. Während wir essen, ziehen die glitzernden Lichter der Großstadt am Persischen Golf an uns vorbei.
Dubai wurde im 19. Jahrhundert wesentlich von den reichen persischen Perlen- und Textilhändlern geprägt, die Teilen der einheimischen Bevölkerung sogar einen gewissen Wohlstand brachten. Jedes der Häuser im Bastakiya-Viertel ist reich mit arabischer Kunst verziert, verfügt über einen eigenen Innenhof, und oben drauf sitzen die einstigen „Klimaanlagen“, die persischen Windtürme. Nicht nur diese „Kühlanlagen“ brachten die Perser aus ihrer Heimat mit, auch der Name Bastakiya ist von der persischen Stadt Bastak abgeleitet. Ob der Juwelier, wo wir gleich danach landen, ebenfalls persische Wurzeln hat, vermag ich nicht zu sagen. Reich ist er bestimmt. Wir steuern jedoch seinem Vermögen nichts bei und verlassen das edle Geschäft ohne neuen Schmuck. Die vielen kleinen Geschäfte im Gewürzbasar sind weit weniger protzig, dafür belabern uns die Verkäufer aber unentwegt, so dass wir gar nicht stehen bleiben und schauen wollen. Von der obersten Etage eines in weiten Teilen leerstehenden Parkhauses haben wir einen tollen Blick auf den Dubai Creek und das geschäftige Be- und Entladen der Lastkähne am Ufer. Das Fort Al-Fahid aus dem Anfang des 19. Jh. beherbergt heute das historische Museum. Im sandigen Innenhof sind detailgetreue restaurierte Boote ausgestellt, unverzichtbarer Bestandteil der Geschichte Dubais. In Räumen darum herum werden Waffen ausgestellt. Wir haben mehr als 1 Stunde Zeit und wissen nicht so recht, was wir damit anfangen sollen. Als wir in die Räume im Untergeschoß entdecken, sind wir begeistert. Anschaulich und kurzweilig wird die Entwicklung des kleinen Emirats bis heute demonstriert. Jetzt wird sogar die Zeit knapp. Draußen ist es sengend heiß. Zur Abkühlung verfrachtet man uns zu einer Modenschau. Vier Models präsentieren modisches in Leder und Pelz, danach dürfen wir selbst probieren. Wir warten draußen auf der Straße, bis der Kauf- und Konsumrausch zu Ende gegangen ist. Kurze Verschnaufpause im Hotel, nachmittags geht es weiter im Programm: Das Heritage Village ist recht öde und leer, die Frau, die Gebäck im heißen Fett zubereitet, sollen wir nicht fotografieren. Das Geburtshaus von Sheikh Saeed al-Maktoum, einem Vorfahren des heutigen Emirs Muhammad bin Raschid Al Maktum, zeigt viele Fotos, spricht uns aber auch nicht sonderlich an. Gewaltig ist der Unterschied, als wir zwischen den gigantischen Hochhäusern der Marina anhalten. In der Nähe gibt’s dann Abendessen. Leider ergattern wir keinen Platz draußen auf der Terrasse mehr. Die Rush Hour demonstriert arabische Gelassenheit. Zäh kriecht der Strom der Autos auf jeweils 6 Spuren dahin. Die Fahrer halten viel größere Abstände, als bei uns üblich.
An der Dubai Mall wird Zeit und Treffpunkt vereinbart, dann genießt jeder die Show der Dubai Fountain individuell. Wer ein Burj Khalifa Aufzug Ticket gekauft hat, darf in den 124. Stock fahren. Wir gehen direkt ans Wasser. Jede halbe Stunde ist eine beeindruckende Show. Zu verschiedenen Musiktiteln werden Wasserfontänen mit bis 150 m Höhe aktiviert und dabei von Scheinwerfern angestrahlt. Wir bestaunen 3 Shows, bevor wir zum Treffpunkt zurückkehren müssen.
Der Wecker klingelt um 4:30 Uhr. Eine halbe Stunde später gibt es ein Not-Frühstück. Um 5:30 sollte der Bus da sein. Nach 30 Minuten vergebenen Wartens erkundigt Otto sich an der Rezeption. Der freundliche Portier fragt, welche Nummer er anrufen könne. Otto erinnert sich an die Telefonnummer von Bakr Mohamad und holt ihn prompt aus den schönsten Träumen. Der Bus sei unterwegs. Kurz danach meldet er sich noch mal und informiert uns, dass der Busfahrer am falschen Hotel gewesen sei. Immer noch rechtzeitig erreichen wir Dubai Airport und checken für unseren Rückflug nach München ein. Bye bye Dubai – es war schön, dich kennengelernt zu haben. Ein zweites Mal wird’s nicht geben, dafür bist du zu affektiert, zu versnobt, zu seelenlos.
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