Eigentlich wollten wir im Mai zu unserer ersten Womotour ins benachbarte Frankreich aufbrechen. Rosi hatte bereits an einer Reiseroute gearbeitet, als von der Lufthansa die Information kam, dass unsere restlichen Bonusmeilen mit dem ersten Quartal verfallen. Somit sahen wir uns „gezwungen“, anders zu planen. Rosi ließ sich widerwillig in den Westen der USA entführen, Otto war einfach zu begeistert von dieser Idee. Mit einem Camper und wenigstens drei Wochen sollten es sein. Eine kleine stressfreie Runde wurde gesteckt, die sich ständig um neue interessante Ziele vergrößerte. Letztlich wurden es statt etwas mehr als 3000 über 4500 km, die aber in der gegebenen Zeit dennoch gut zu bewältigen waren. Alles klappte, es war wunderschön, viel eindrucksvoller als gedacht! Wiederholung nicht ausgeschlossen!
3:30 Aufstehen - brrrrr. Davor kaum geschlafen - grrrrr. Freising - Munich Airport mit dem Bus für 2,90 € - spaaaar. 8:00 Abflug nach Frankfurt. 9 Uhr Ankunft mit Lufthansa-SMS: „Gepäck konnte nicht verladen werden“ - erste Panikattacke. Auskunft Lufthansa: „Fehlinformation“ - puuuh! 10:30 Abflug - 11,5 Stunden später Ankunft San Francisco. Es ist hier 13 Uhr. Mehr als 2 Stunden warten vor den blinkenden Anzeigen „Welcome to the United States - your customs and border protection“ zeugt nicht davon, dass wir willkommen sind. 65 $ für klappriges Taxi mit extrem unfreundlichen Fahrer zum einfachen Hotel „La Luna Inn“ nahe der Waterfront. Ruhepause. Erster Stadtbummel Richtung Golden Gate Bridge. Komplett vom Nebel verhüllt, windig und kalt. Über der Stadt Sonne und blauer Himmel. Heere von Joggern und Bikern – alle sehr freundlich. Abendessen. Müde ins Bett. Endlich schlafen.
Wir konnten bis 5:30 schlafen. Der Jet-Lag scheint weitgehend überstanden. Das Frühstück ist sehr einfach: Kaffee, Toast, Margarine, Marmelade. Per Taxi zur Waterfront. Dort wartet am Pier 33 vor der Fähre eine lange Schlange vor und bald darauf hinter uns auf die „Early Bird“-Überfahrt nach Alcatraz. „The Rock“ nennen die Einheimischen die kleine Insel in der Bay of San Francisco, die in den Goldrauschzeiten mit einem Leuchtturm, dann mit einer Festung bebaut, und Anfang des 19. Jahrhunderts letztendlich zu dem bekanntesten und berüchtigtsten Hochsicherheitsgefängnis wurde. Die tückische Strömung und die eisigen Temperaturen des Pazifik sollten Fluchtversuche vereiteln. Aber selbst die Gewöhnung an warme Duschen konnte findige Ausbrecher nicht hindern. Unserem eigenen Tempo folgend besichtigen wir die Insel und die noch bestehenden Gebäude. Die Wohngebäude auf dem Paradeplatz haben die Indianer bei ihrer Besetzung 1969 beseitigt. Wir sind fasziniert vom Blick auf die Stadt und der sich gerade aus dem Nebel schälenden Golden Gate Brigde, mit 2,7 km die längste Hängebrücke der Welt. Im Zellentrakt erfahren wir per Audioguide von Al „Scarface“ Capone, dem „Vogelmann“ Robert Stroud und anderen, von Ereignissen und dem Leben der Internierten, sowie deren Bewachern, die mit ihren Familien auf der Insel wohnten. Nach der Rückfahrt schlendern wir vorbei am Hard-Rock-Cafe und den unzähligen Restaurants auf Pier 39. An dessen Rückseite finden wir die bekannte Seelöwenkolonie, die sich auf Schwimmpontons in der Sonne aalt. Auf Fisherman‘s Wharf stärkt uns ein kleines Mittagessen, Tintenfisch sowie Fish & Chips. Danach reicht die Kraft um die 27% Steigung der berühmten Lombard-Street hochzusteigen. Die Autos quälen sich langsam zwischen den Blumenbeeten die acht Serpentinen nach unten. Eine Schulklasse fährt Cable Car – und wir eingepfercht mittendrin. Also keine Aussicht auf Fotos. Im feudalen AT&T-Store im Zentrum wartet Otto lange auf seine US-Prepaid-Sim-Karte. Da wir bei den Buslinien nicht durchblicken, nehmen wir auch retour wieder das Cable Car. Ein laaaanger Fußmarsch bringt uns danach zurück zum Hotel. Ruhepause! Abendgegessen wird gleich um die Ecke in Vietnam - lecker.
5:30 Aufstehen. 6 Uhr Check out, kein Frühstück. Die Taxifahrt zur BART Station am Civic Center kostet nur 15 $. Der Zug nach San Leandro ist fast leer. Alles klappt schneller, als erwartet. So sind wir schon kurz nach 7 Uhr fast 1 Stunde zu früh da. Unser Frühstück am Bahnhof besteht aus irre heißem Kaffee und süßem Zimtgebäck. Nach einer Stunde holt uns Road Bear ab. Viele Formulare und Bestätigungen werden unterschrieben. Unser Camper hat sogar ein Slide Out! Rückkehrende Urlauber überlassen jede Menge an Lebensmitteln und Ausstattung und des Öfteren werden wir in den kommenden Tagen von der „Tafel“ profitieren. Wir rollen vom Hof und lassen uns erstmals auf unsere satelliten-gestützte „Co-Pilotin“ ein - demnächst links abbiegen! Auf dem Safeway Supermarkt-Parkplatz, wir brauchen zwei Pkw-Parkplätze mit Durchfahrt, müssen wir entgegen der Einbahnregelung entweder rein- oder rausfahren. Für Rosi eine unangebrachte Ordnungswidrigkeit! Im Markt kommt die Kundenkarte von Road Bear zum Einsatz. Vier Pakete Nudeln gibt es zum Sonderpreis und auch zwei Gläser Nudelsoße. Ist in drei Wochen wohl zu schaffen! Aber zehn Dosen Thunfisch als Schnäppchen lassen uns am Spareffekt zweifeln. Gegenüber gibt’s Chicken & Fries zu Mittag. Gut 60 Meilen weiter rollen wir um 15 Uhr auf den Gilroy Garlic USA RV Park, mit 55 $ unser teuerster Campground. Dank der überraschend frühen Womo-Übernahme sind wir total ohne Zeitdruck. Jetzt wird eingeräumt. Wir haben Platz in Hülle und Fülle. Alleine er verteilt sich unpraktisch im Fahrzeug. Die Hängeschränke über dem Bett sind fast unerreichbar hoch, zudem muss man ihre Klapptüren mit einer Hand offenhalten. Kaffeepause! Es ist heiß. Markise raus und Air Condition an. Die ist unerträglich laut. Gleich am Abend reservieren wir noch im Anthony Chabot Regional Park eine Campsite für die letzte Nacht vor der Fahrzeugrückgabe. Der Spaziergang in das umliegende Industriegebiet liefert keinerlei Sehenswertes. Nur die Schlachtschiffe unserer amerikanischen Camper-Nachbarn lassen uns staunen.
Früher Aufbruch vom super ausgestatteten, aber unattraktiven Campingplatz. Der Highway 101 ist öfter mal ein Freeway (dennoch linksseitige Aus- und Einfahrten) und führt durch abwechslungsreiche Landschaft: Gemüse-, Obst- und Weinanbau begrenzt von sanften Hügeln. El Camino Real wird der 970 km lange historische Weg genannt, der die 21 spanischen Missionsstationen in Kalifornien miteinander verband. Am Straßenrand erinnern Glocken. Am einzigen, aber gepflegten Rastplatz machen wir Kaffeepause. Im „Tortilla Town“ in Paso Robles gibt‘s Burritos zu Mittag. Otto wählt die scharfe Variante - schmeckt. Das Pioneer-Museum scheint sehr weitläufig und zeitraubend, deshalb lassen wir‘s. Das Farmland mutiert zu Weideland. Je näher wir der Küste kommen, umso nebliger wird es. Der Elefant Seal Vista Point befindet sich nördlich am Hwy 1. Erst seit 1990 kommen diese Tiere hierher und sie vermehren sich gigantisch. Jetzt im Mai liegen hier meist Weibchen und Jungtiere in der Sonne. Nur einige „werdende Männer“ messen spielerisch, aber gut hörbar, ihre Kräfte. Unzählige Fotos bereichern die Speicherkarte. Die Sonne vertreibt die Milchsuppe. An Hearst Castle haben wir keinen Bedarf. Sydney LeBlanc schreibt in seinem Führer `Moderne Architektur in Amerika´ dazu: „Das exotische Phantasieschloss zeigt, was geschieht, wenn eine simple Idee mit unbegrenzten Mengen an Zeit, Geld, architektonischem Talent und Enthusiasmus in Angriff genommen wird“. Wir landen im San Simeon Creek Campground. Ein schöner Platz im Nationalpark. Mit 35 $ ohne Strom auch wieder kein Schnäppchen. Wir spazieren am Strand. Abends ist‘s recht kühl - Essen gibt’s folglich drinnen.
8 Uhr Abmarsch. Morro Bay bietet grau in grau. Aber vor dem Morro Rock tummeln sich Mensch und Tier: Seeotter, Seal-Baby direkt am Ufer, Squirrel, Surfer und Schwimmer. Weiter nach Obispo. Madonna Inn, das verrückte, kitschige Hotel, in Pink und unglaublich schwülstig, amerikanisch eben. Kein Platz im Café, dabei lockt der Inhalt der Kuchentheke enorm. Nach einigen Fotos, Otto besucht dafür auch die Toilette, geht es weiter. Abwechslungsreiche Landschaft (wie Irland). Auf der Gegenfahrbahn sieht Rosmarie einen Hund laufen. Die Polizei hält den Verkehr durch zwei Fahrzeuge im „Lauftempo“ und sorgt so für einen kilometerlangen Stau. Hoffentlich ist auf unserer Seite nicht auch ein Kläffer ausgebüxt. Wir suchen einen Parkplatz in der dänischen Kleinstadt Solvang, Wiedererkennungseindrücke. Sonnig und touristisch. Anstatt Mittagessen gibt‘s Kaffee und Plundergebäck. Otto gefällt‘s hier, Rosmarie nicht. Vorbei am schönen Cachuma Lake geht’s nach Santa Barbara. Wir besichtigen die Missionsstation von außen, die Kirche ist wegen einer Hochzeit geschlossen. Die katholischen Spanier wollten mit der Errichtung dieser Basen einer russischen Unterwanderung zuvorkommen, die Indianer zum Christentum bekehren und damit das Land für die spanische Krone sichern. Das Womo bleibt am Parkplatz, während wir zu Fuß ganz schön weit ins alte Zentrum gehen. Courthouse mit Clocktower, wir durchsuchen das Gebäude. Otto findet den wunderschönen alten Gerichtssaal nicht, den er vor 21 Jahren besichtigt hatte. Überall wird geheiratet. Weiter ins Einkaufsparadies Paseo Nuevo. Kaffeepause, meilenweit für einen Kaffee! Zurück zur Mission, wo der Parkplatz um 17:30 geschlossen wird. Wir planen, bei Ventura im Emma Wood State Beach zu übernachten. Kurz vorher bleiben wir auf einem freien Platz direkt am Strand und löhnen 30$ für die Aussicht und das Rauschen der Wellen. Laut unserem amerikanischen Nachbarn ist das hier der schönste Platz in Kalifornien. So ganz nachvollziehen können wir das nicht. Da es aber bereits 18 Uhr ist wollen wir uns nicht auf eine weitere Suche einlassen und bleiben. Wir sitzen lange draußen und hören in die Brandung des Pazific.
Frühstück draußen im Grau. Seehunde ziehen an uns vorbei. Aufbruch. Regen (it never rains in California?). Durch Beverly Hills, hier wohnen die Reichen und Berühmten, auf dem Rodeo Drive. In Los Angeles den Santa Monica Boulevard und schließlich Hollywood Boulevard. Wir halten mitten drin und gehen ein paar „Sterne“ schauen. Raus aus der Stadt. Die Bebauung nimmt kein Ende. Ort reiht sich an Ort. Auf dem Highway Auto an Auto, riesige Autolager rechts oder links. Mittagsrast in weiß der Kuckuck mit Cheeseburger und Chips. Super freundliches Personal erkundigt sich laufend, ob‘s schmeckt. Es ist Muttertag und viele amerikanische Mütter werden hierher ausgeführt. Die Sonne kommt. Mit Macht. Als wir am Stellplatz im Joshua-Tree-State-Park ankommen, ist es brütend heiß. Wir finden einen tollen Campground mit Schatten in dieser eigenartigen Felslandschaft. Markise ausfahren. Beine hoch. Erst gegen Abend Erkundungs-Spaziergang. Wir machen Feuer und brutzeln Würstel. Gegen 20 Uhr kommt immer mehr Wind auf. Jetzt wird‘s wieder frisch.
6 Uhr aufstehen und die Morgensonne genießen (Rosi) - Otto kommt schlaftrunken hinterher. Gemütliches Frühstück. Erinnerungsfotos. Schauen. Rasten. 10 Uhr Aufbruch. Tanken in Twentynine Palms. „Next 100 miles no service“! Gut ausgebaute Straße durch die Wüste. Weit versprengte Häuser. Wer um Gottes willen wohnt hier? Immer neue Bilder. Mit der Zeit verliert sich der Reiz. Grenze Arizona. Das grüne Tal des Colorado. Parker Dam mit Häusern und Menschen. Buckskin 13 Uhr. Schön. Schattenplatz. In der Sonne grausam heiß. Faulenzen am grünen Ufer des glasklaren Colorado. Laute Sportboote aller Größen stören die Idylle. Rosi geht schwimmen. Ruhiger Abend ohne Motorenlärm. Sonnenstich bei Rosi.
Der Kaffee schmeckt heute Früh nicht. Hier füllen wir den Wassertank keinesfalls auf. Erster Fotostopp am Lake Havasu. Zweiter in Havasu City an der London Bridge. Das Bauwerk ist uns kein Foto wert. Weiter. Nach knapp 50 Meilen fahren wir auf der Interstate 40 Richtung Westen, um danach über die alte Route 66 nach Oatman zu kommen. Bei einem Fotostopp in den Bergen hat Otto Kakteenkontakt. Die Teddybear-Chollas haben krasse Widerhaken am Ende ihrer Stacheln - autsch. Oatman, das Wildwest-Dorf: voll touristisch, kitschig, schön. Esel auf der Straße und in den Läden. Revolverhelden duellieren sich um einen Sack Gold. Lunch im Olive Oatman Saloon. Olive überlebte das Massaker an ihrer Mormonenfamilie und lebte viele Jahre als Sklavin bei den Indianern. Nach ihr ist der Ort benannt. Die weitere Strecke nach Osten ist extrem kurvenreich – aber auch extrem schön. In einem Supermarkt im Nirgendwo kaufen wir Wasser. Die bieten an der Kasse Regenschirme an. Otto fragt, ob es Regen geben soll. Entschiedenes Nein. Dann wieder auf der I 40 bis Seligman. Tanken. Wir haben keine 50$ Shell-Gift-Card, sondern eine 100$ - vielen Dank „CU-Camper“! Der KOA in Seligmann ist ok und mit ca. 34 $ gar nicht so teuer. Nach dem Abendessen gehen wir noch auf der alten Route 66 in den kleinen Ort Seligman, der selbsternannten Geburtsstätte der Route 66. Links und rechts der Straße 50er Jahre Kitsch - schön! Aber die Bürgersteige werden um 18 Uhr hochgeklappt. Noch ein Kaffee, die letzte Bar schließt um 19 Uhr.
Dumpen - Aufbruch. Der höchste Punkt der Strecke bis zum Grand Canyon ist immerhin 6980 Fuß hoch (mehr als 2100 m). Wir sehen überwiegend Weideland. Die Farbe des Grases lässt es uns eher Steppe nennen. Je näher wir dem Ziel kommen, umso bewaldeter ist die Landschaft. Um 11 Uhr sind wir am Mather Campground. Check In erst ab 12 Uhr. Wir vertreiben die Zeit mit Parkplatzsuche am Visitor Center und werfen einen ersten Blick in die gigantische Schlucht, die sich der Colorado gegraben hat. 12 Uhr Check In. Unser vorgebuchter Platz 50 ist sehr geräumig und nahe am Sanitärgebäude. Passt. Mit dem blauen, kostenlosen Shuttlebus geht’s erstmal zum Visitor Center und zum Mather Point. Von dort zu Fuß zum Yavapai Point und mit dem Shuttle zurück. Danach folgt eine lange Busfahrt zu Hermits Rest am Westende. Nicht schön hier. Klebriger Tuna-Sandwich für 7,50 $ nach langem Anstehen. Bei der Herfahrt wurden alle Points bedient, bei der Rückfahrt nur noch einzelne. So laufen wir zum Pima Point, fahren mit dem Shuttle zum Mohave Point und gehen den sehenswerten Trail über Hopi Point zum Powell Point, alles auf der Suche nach den spektakulärsten Ausblicken und Eindrücken. Den Rest zurück wieder mit dem überfüllten Shuttlebus. Um 18 Uhr erreichen wir müde unser Womo. Es war sehr eindrucksvoll! Mit Einbruch der Dunkelheit noch ein kurzer Spaziergang zur Market Plaza. Ein bisschen Konsum muss sein!
8 Uhr Abfahrt. Wir verlassen den Grand Canyon Richtung Osten. Grandview Point - prima. Desert View Watchtower - top! Im Inneren mit beeindruckenden Wandmalereien und von der Plattform eine gigantische Aussicht! Bei der Weiterfahrt erreichen wir die Höhe von 7200 Fuß. Eiswarnung am Straßenrand. Zur Zeit garantiert keine Gefahr. Little Colorado View im Navajo-Gebiet mit Verkaufsständen. Auf der folgenden Strecke nordwärts farbige Landschaft. Berge und Hügel zwischen blaugrau-silbern bis ziegelrot. Kurz vor Page tolle Aussicht auf topfebenes Land mit dem tiefen Einschnitt des Colorado. Der Parkplatz am Horseshoe Bend ist ausgeschildert: Menschenmassen, Hitze, ein schattenloser weiter Weg - aber es lohnt sich. Ein österreichisches Paar fotografiert uns und berichtet, dass die Antelope Canyons seit 10 Tagen ausgebucht sind. Wir versuchen trotzdem unser Glück. Heute tatsächlich ausgebucht. Aber morgen ist die erste Tour um 7:15 noch frei. 1/2 Stunde vorher da sein. Puh, das wird deftig. Zu einer langen Mittag-Kaffeepause fahren wir an den Whahweap Viewpoint. Toller Blick über den aufgestauten Lake Powell. Auf dem Weg zu unserem angestrebten Übernachtungsplatz queren wir die Grenze nach Utah. Rosi will nicht über die Sandpiste bis ganz vor zum Strand (Schottland ist noch in Erinnerung). Wir bleiben auf der sicheren Schotterfläche weiter oben.
Rosi macht das Sunset-Foto vor 6 Uhr. Dann die 19 Meilen zurück zum Lower Antelope Canyon. 7:15 Abmarsch mit einer asiatischen Gruppe. Wir verschwinden in einer Erdspalte. Keine Fotos auf der Treppe! Wow. Der Mund steht offen, die Augen gehen über und achten nicht mehr, was die Füße gerade tun. Sagenhaft, was Wasser mit dem Stein gemacht hat. Nach jeder Windung ein neues „Aah“. Eine Stunde lang kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Klick-Klick-Klick. Es wird fotografiert was die Geräte hergeben. Dann klettern wir wieder ans Tageslicht zurück. Wie Erdmännchen schlüpfen wir aus dem Boden. Der Besuch ist die knapp 50 $ pro Person durchaus wert. Den gleichen Betrag knöpft uns anschließend Walmart für reichlich Obst, Gemüse und sonstige Lebensmittel ab. Otto ersteht auch 2 Bündel Feuerholz. Am Lone Rock Beach gibt‘s ein spätes Frühstück. Danach wird die Landschaft immer grüner. Lange Zeit begleiten uns die roten Hänge der Vermillion Cliffs. Kanab ist ein sehr gepflegtes Städtchen. Kurz dahinter machen wir einen Abstecher zu den Coral Pink Sand Dunes. Viel Sand. Spielplatz für Off-Roader. Aber wir kennen das von Dänemark. Der Hwy 89 windet sich über 7500 Fuß hoch. Ein Bach mäandert neben uns durch das grüne Tal. Ranches säumen den Weg. Pferde grasen und Rinder weiden. Eine vertraute und beruhigende Landschaft. Regen setzt ein. Am Red Canyon begegnen wir der Wunderwelt der roten Hoodoos. Noch mal steigt die Straße an. Dann sind wir im Bryce Canyon National Park und beziehen einen der raren Campgrounds. Nach einer Ruhepause spazieren wir zum Sunset Point. Der Blick über das Amphitheater mit seinen unzähligen Spitzen und Zinnen ist überwältigend. Wir machen uns auf den Weg nach unten über den Navajo Loop Trail. In der Talsohle müssen wir leider feststellen, dass der weitere Weg nach oben gesperrt ist. Notgedrungen steigen wir den gleichen Weg zurück. Abends wird am Lagerfeuer gegrillt. Es ist recht frisch. Wen wundert‘s - wir sind hier über 2.400 m hoch.
5:30 Aufstehen und los zum Sunset Point - Empfehlung des Reiseführers. Die Sonne ist leider schon aufgegangen. Trotzdem erneut tolle Eindrücke. Erstaunlich viele Menschen sind um die Zeit schon unterwegs. Wir gehen bis zum Sunrise Point und dann zurück zum Womo. Frühstück. Kurz nach 8 Uhr Aufbruch. In der deutschen Bäckerei Forscher in Orderville gibts ein zweites Frühstück. Nachricht von Johannes und Claudia, dass sie uns morgen besuchen wollen. Neben der Straße grast eine Büffelherde. Am Eingang zum Zion Nationalpark müssen wir erfahren, dass alle Campgrounds belegt sind. Wochenende! Wir bekommen eine Liste mit alternativen Plätzen außerhalb. Die Fahrt durch den Tunnel kostet 15 $. Dann tauchen wir ein in die Zauberwelt dieser Berge. Sogar Bighornschafe bekommen wir zu sehen. Viele Menschen, viele Stopps, viele Bilder, keine Wartezeit am Tunnel, der für Wohnmobile unserer Höhe nur ohne Gegenverkehr straßenmittig passierbar ist. Am Campground bestätigt sich: alles voll. Also weiter nach Süden. Der RV-Park in Springdale ist uns mit über 50 $ zu teuer. Die Abfahrt zur Ghosttown in Grafton, wo man eventuell übernachten könnte, finden wir nicht. Wir wählen den südlichsten Campground auf der Liste, den Quail Creek State Park. Auch voll. Der private RV-Park am Ortsrand von Hurricane sieht übel aus und kostet ebenfalls 50 $ - no way! Rosmarie entdeckt einen KOA in der Nähe - voll! Und jetzt? Wir bleiben auf einem Parkplatz oberhalb des Quail Creek Lake bis zum frühen Abend. Zufällig lesen wir, dass der Rastplatz auf der Interstate 15 in Mesquite Camping erlaubt. Das ist etwa 50 Meilen weiter südlich auf unserer Strecke. So fahren wir um 18 Uhr kurzerhand noch mal los. Aus Utah kommend queren wir eine Ecke von Arizona und erreichen in Mesquite Nevada. Dummerweise ist die Rest Area auf dem Highway nicht ausgeschildert. Wir düsen 15 Meilen zu weit, wenden und finden sie nach nervigem Suchen endlich gegen 19:30. Ein spätes Abendessen beschließt einen anstrengenden Tag. Es ist auch lange nach Sonnenuntergang noch sehr warm.
Wir haben trotz der Wärme und der Nähe zum Highway gut geschlafen. Ein weiterer, wolkenloser Himmel begrüßt uns. Aufbruch ins Ungewisse. Kriegen wir heute am Sonntag wieder keinen Platz? Die Campsites im Valley of Fire sind „first come - first serve“ - Reservierungen nicht möglich. Am Straßenrand im Schatten hoher Bäume in Overton haben wir Netz und kümmern uns um das nächste Wochenende. Die Wintersperre des Tioga Pass endet morgen 9 Uhr (Internet sei Dank). Damit sparen wir uns die weite südliche Umfahrung der Sierra Nevada. Die inneren Campgrounds des Yosemite sind komplett ausgebucht. Wir ergattern die letzte (!) Campsite im Hogdon Meadow am westlichen Taleingang für Freitag. Am Samstag im Sequoia NP ist Fehlanzeige. Alles voll! Wir werden kurzfristig entscheiden, wohin wir uns vom Yosemite wenden. Jetzt aber auf ins Valley of Fire. Am Parkeingang lösen wir das Permit (10 $) und bekommen die Auskunft, dass im Augenblick 9 Sites mit Stromanschluss frei sind. Einmal durchatmen und auf direktem Weg dorthin. Die Plätze sind großzügig angelegt mit Feuerstelle, Grill, überdachtem Tisch und Bänken. #39 liegt direkt am komfortablen Sanitärgebäude und wird von uns besetzt. Rückblickend der schönste und komfortabelste Platz unserer Reise. Mit einem anwesenden Paar aus Augsburg folgt ein langer Austausch. Ihre US-Erfahrung und ihre Tipps sind uns sehr willkommen. In der Mittagshitze beginnen wir einen motorisierten Erkundungstrip. Überall warnen Schilder vor Wandern in der Hitze. Es ist brutal! Die längeren Trails wären für uns nicht zu schaffen. Man gibt die Wasserflasche fast nicht mehr aus der Hand. So begnügen wir uns auf kurze Abstecher von den diversen Parkplätzen. Ob der Name des Tals von den glutroten Felsen oder von der herrschenden Hitze kommt, lassen wir dahingestellt. Die unwirkliche Felslandschaft, von Sand und Wind in Jahrtausenden bizarr geformt, nimmt uns in Beschlag. Gegen 15 Uhr sind wir am Campground zurück und freuen uns über die großzügigen Duschen. Nachmittags Lesen und Schreiben im Schatten. Es geht uns gut.
Wolkig und warm. Aufbruch nach Las Vegas. Bis 1930 war es ein kleines Mormonenstädtchen. Dann wurde mit der Freigabe des Glückspiels und dem Bau des Hoover-Dam der Grundstein für die schillernde Glücksritterstadt gelegt. Wir wählen den teureren RV at Circus Circus, weil der nahe am „Strip“ liegt. Gegen 10 Uhr kommen wir an und müssen noch eine halbe Stunde bis zur Öffnung der Rezeption warten. Die Zeit vertreiben wir mit einem Ratsch mit Bad Aiblingern. In der Rezeption erfahren wir, dass wir erst ab 14 Uhr aufs Gelände dürfen. Auch eine Buchung/Check in ist jetzt nicht möglich. Dann fahren wir halt erst mal über den „Strip“ nach Süden und schnuppern Vegas-Luft. Am südlichen Ende stellen wir den Camper auf einem großen Parkplatz ab. Der Besitzer nimmt kein Geld, haftet aber auch nicht für Schäden oder Diebstahl. Wir gehen und knipsen: Mandalay, Luxor, Excalibur, New York-New York, MGM. Im „Rainforest“ setzen wir uns zum Lunch auf die Galerie außen. Die nehmen 50 $ für einen Burger und einen Salat, inklusive ohrenbetäubender Urwaldgeräusche! Weiter nordwärts: Mandarin, Cosmopolitan, Paris, Bellagio und Caesars Palace. Dort werfen wir einen kurzen Blick ins Casino und machen uns auf den weiten Rückweg. Um 16 Uhr endlich beim Womo - es ist noch da. Dann Check-in im RV Park und die müden Füße hochlegen. Dabei war es heute längst nicht so heiß, wie für diese Wüstenstadt angekündigt. Nach dem Abendessen unternehmen wir einen nächtlichen Bummel durch den nördlichen Teil des „Strip“: Circus Circus, Wynn & Encore, (bei seiner Fertigstellung 2005 das teuerste Hotel der Welt mit Baukosten von 2,7 Milliarden inklusive einem 50 Millionen-Bild von Picasso), Treasure Island (wo es keine Seeschlacht mehr gibt), Venetian. Hier stromern wir durch das Resort, erleben den Markusplatz, sehen den Gondoliere bei ihrer Arbeit zu, schlecken genüsslich ein Eis für 17 $ und machen uns nach einem kurzen Blick ins Casino auf den Heimweg.
Nach dem Frühstück tüfteln wir lange über das kommende Wochenende, wo offensichtlich komplett Amerika auf den Beinen ist bzw. die Recreation Areas bevölkert und die Plätze belegt hat. Die meisten Kopfzerbrechen bereitet uns weiterhin der Sonntag. Müssen wir tatsächlich bei Wal*Mart übernachten? Kurz vor 11 Uhr checken wir aus und fahren die kurze Strecke nach Pahrump, unserem Eingang zum Death Valley. Das Saddle West RV Resort haben wir in einem Reisebericht entdeckt und schließen uns der dortigen Empfehlung an. Die großen Teerflächen sind zwar optisch keine Augenweide, aber die Anlage ist sehr gepflegt und mit 25 $ inkl. Full Hook überaus preiswert. Hier scheinen, wie auch in vielen anderen RV-Parks, Leute eine dauerhafte Bleibe gefunden zu haben. Man wohnt hier! Nach dem Einkauf beim nahen Wal*Mart gehen wir im Hotel-Pool schwimmen. Am frühen Abend gelingt es uns dann doch noch, mit dem „Kings Canyon Mobile Home Park“ zwischen Squaw Valley und Dunlop am Eingang zum Sequoia Nationalpark einen Campground zu reservieren. Wir wollen dort von Samstag bis Montag bleiben, um am Sonntag die Mammutbäume zu bestaunen.
Aufbruch. Otto fährt den Slide Out ein und übersieht, dass die Badezimmertür offensteht. Das ist dem Slide Out egal. Er reißt das obere Tür-Scharnier aus dem Rahmen. Wir benötigen Werkzeug. Wal*Mart liefert den passenden Schraubendreher, Rosmarie Streichhölzer als Dübel und Otto das nötige handwerkliche Geschick. Das verbogene Scharnier wird ausgebaut und gerade geklopft, wieder eingeschraubt - fertig. Puh! Beim Ausfahren vom Parkplatz touchiert Otto mit der unteren Seitenverkleidung des Womo die massive Stoßstange eines uralten Pickups. Dessen Fahrer nimmt den Vorgang nicht mal zu Kenntnis und brettert weiter. Aber wir haben einen Kratzer im Lack – heute ist kein Glückstag. Mit flauem Gefühl fahren wir endlich los. Bei Death Valley Junction passieren wir die kalifornische Grenze und das Amargosa Opera House, ein kurioses Tanztheater mitten in der Wüste. Die folgende Strecke bis zum Zabriskie Point am südöstlichen Rand des Tals des Todes ist nicht weiter bemerkenswert. Der Aussichtspunkt aber bietet einen tollen Blick auf die weite Ebene und die begrenzenden Berge. Es ist irre heiß. In Furnace Creek - das Inn ist hübsch - biegen wir nach Süden Richtung Badwater ab. Dort wandern wir weit in den Salzsee hinein. Die Oberfläche sieht mitunter aus wie Eis. Die Hitze ist unglaublich. Zurück in Furnace Creek möchten wir im geschmackvollen Inn eine Kleinigkeit zu Mittag essen, finden aber kein Restaurant. Also bleiben wir im Womo. Wegen der Temperaturen gibt‘s nur eine Papaya und etwas Joghurt. An den Überresten der „Harmony“ Borax Mine machen wir einen letzten Stopp. Die restliche Strecke durch das Tal steigen wir nicht mehr aus dem kühlen Fahrzeug. Da wir so gut in der Zeit liegen, beenden wir den Tag nicht wie ursprünglich geplant in Panamint Springs, sondern fahren weiter bis Lone Pine am Fuß des schneebedeckten, 4421 m hohen Mount Whitney. Militär-Jets donnern im Tiefflug über uns hinweg. Am kleinen Diaz-Lake ist ein einfacher Campground in hübscher Lage. Die besten Sites am Wasser sind alle reserviert. Wir beziehen einen schattigen Platz ohne Seeblick und lassen den heißen Tag gemütlich ausklingen.
Sehr früher Aufbruch. Die Strecke nach Norden führt uns durch das grüne Owens Valley. Zur Linken die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Die Sonne lacht, wir auch. Das Gefängnis „Manzanar“ für japanisch-stämmige Amerikaner nach Pearl Harbour lassen wir unbesichtigt links liegen. Rosi entdeckt direkt neben der Straße ein Reh und einen Kojoten. Ein großer Greifvogel zieht seine Runden. In Bishop wird getankt. Vorbei am Mono Lake zu unserem Besichtigungsziel Bodie. Wir klettern mal wieder auf über 8000 Fuß. Drei Viertel der 12 Meilen langen Straße hoch nach Bodie sind gut befahrbar und geteert. Die letzten 3 Meilen haben es dann in sich: Schotterpiste übelster Kategorie. Wenn grad mal keine tiefen Schlaglöcher den Aufbau unseres armen Wagens ins Wanken und Ächzen bringen, malträtiert ratterndes Wellblech Fahrzeug und Insassen. Kurz vor dem Ziel eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 15 mi/h - was ein Witz. So schnell können wir an keiner Stelle fahren. Wir löhnen pro Person 8 $ und erkunden die Ghosttown. 1859 wurde hier Gold gefunden und die Siedlung wuchs in zwanzig Jahren auf geschätzte 8000 Einwohner. Für kurze Zeit gehörte sie zu den zehn größten Städten Kaliforniens mit der Infrastruktur einer Großstadt. 1885 soll bereits Gold im Wert von 1,2 Milliarden gefördert worden sein. Mit dem Wohlstand kamen aber auch Mord und Totschlag, Bodie wurde eine wilde und gesetzlose Stadt. Aber trotz täglicher Postkutschenverbindung, Banken, Brauereien, Saloons, Wasserkraftwerk und Hydrantensystem begann die Abwanderung rasant, als der Goldpreis fiel. Ein zweiter Brand ließ nur mehr die Gebäude übrig, die heute erhalten sind, viele davon in einem erbärmlichen Zustand. Wenige können betreten werden. Der letzte Gottesdienst in der Methodistenkirche fand 1932 statt, als der Ort aufgegeben wurde. Alles liegt unter einer dicken Schicht Staub und durch die blinden Fenster kann man wenig sehen. Trotzdem hat sich der strapaziöse „Ritt“ gelohnt. Auf dem Rückweg nach Süden gibt‘s eine kurze Mittagspause. Dann liegt er vor uns - der Mono Lake, mit 150 qkm der weltgrößte Kratersee. Er ist Trinkwasserreservoir für das 275 mi entfernte Los Angeles. Die stetige Wasserentnahme des Sees ist ein enormes Umweltproblem. Der sinkende Wasserspiegel hat zu einer Versalzung geführt. Die bisher eingeleiteten Maßnahmen konnten das Problem nicht lösen. Wir fahren zu einem Rastplatz am Nordufer. Wolken ziehen auf, Regentropfen fallen. Spät entschließen wir uns, ans südliche Ufer umzuziehen. Ist ganz schön weit, ca. 20 Meilen. An der South Tufa Area empfängt uns ein Schild „No Camping“. Aha, hier soll doch das komplette Seeufer Boondocking Zone sein. Zudem verlangt man eine Tagesgebühr von 3 $ pro Person, akzeptiert aber gleichzeitig den Interagency Annual Pass, den wir besitzen. Was dürfen bzw. müssen wir hier? Der Abendhimmel ist noch einmal wunderschön. Wir machen Fotos von den Tuff-Felsen, die einst auf dem Grund des Sees aus den Ablagerungen aufsteigender Quellflüsse entstanden. Bei einbrechender Dunkelheit fahren wir zurück nach Lee Vining. Dort übernachten wir auf einer Anhöhe hinter der Tankstelle an der Einfahrt zum Tioga Pass. Ein weiteres Womo, ein Van und diverse PKW haben den gleichen Platz unter dem „Star-Spangled Banner“ ausgesucht.
Noch früherer Aufbruch als gestern. Ohne Morgentoilette und ohne Frühstück gehen wir den Tioga Pass an. Jetzt vor 7 Uhr sind wir fast alleine unterwegs. Die super ausgebaute Straße steigt kontinuierlich an. Bald sind wir 9000 Fuß hoch. Schneeregion. Auf dem Tioga-Lake treiben viele Eisschollen. Die Sonne lacht. Pause. Otto duscht, während Rosi das Frühstück vorbereitet. Frohen Mutes erreichen wir kurz darauf um 8 Uhr den Yosemite Parkeingang auf 3031 m Höhe. Die Rangerin ist fröhlich und scherzt mit uns. Von nun an geht‘s bergab. In jeder Hinsicht. Hatten wir gerade noch Sonne und blauen Himmel, tauchen wir immer tiefer in undurchsichtige Nebelsuppe ein. Dann beginnt es gar noch zu nieseln. Bis zum ersten Tunnel sind wir noch mehr als eine Stunde unterwegs. Dort wartet ein verängstigter Womo-Fahrer. Die Seitenhöhe ist mit 10 Fuß angegeben, unsere Gefährte sind mehr als 12 Fuß hoch. Otto erklärt ihm, dass er in der Mitte fahren soll und rollt zu Rosmaries Entsetzen in die Röhre. Es geht alles gut. Endlich kommen wir in der Talsohle an. Mittlerweile reiht sich Fahrzeug an Fahrzeug. Beim Bridalveil Fall vor dem El Capitan ist erster Fotostopp. 188 m stürzt das Wasser in die Tiefe, 1000 m hoch ragen die teilweise senkrechten Felswände gegenüber in die Wolken. Wenigstens ist es von oben trocken. Der Parkplatz im Yosemite Village ist für RVs gesperrt. Beim Camp 4 dürfen wir dann bleiben. Wir ziehen uns warm an, packen den Rucksack und schnappen die Fotoausrüstung. Mit dem grünen Shuttlebus sind wir gleich im Visitor Center. Wir schlendern durch die Ausstellung und sehen den Film über die Geschichte des Nationalparks. Danach bringen uns Schusters Rappen auf dem kurzen Rundweg zum Fuß der Yosemite Falls. In drei Stufen stürzt das Wasser insgesamt über 700 m tief. Hunger kommt auf. Das Gedränge im Food-Court ist zu groß, wir versorgen uns selbst. Danach wandern wir zum Majestic Hotel. Man verwehrt uns einen Kaffee auf der Terrasse – es lässt sich keine Bedienung blicken. 16 Uhr – wir müssen allmählich raus aus dem Tal zum reservierten Campground. Ein letzter Halt unterhalb El Capitan, er hüllt sich verschämt in dichten Nebel. Dann 1000 m hoch zum Hodgdon Campground, benannt nach dem ersten weiblichen Ranger im Yosemite. Es nieselt wieder. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir die Einfahrt und finden unseren Namen vorgemerkt. Die Ausstattung ist sehr basic. Die Campsites schräg, aber mit Tisch, Feuerstelle und Food-Locker wegen der Bären. Es sind überwiegend Camper mit Zelten hier. Wir trotzen dem Wetter, machen Lagerfeuer und essen wenig später super leckere Angussteaks. Anschließend bleiben wir noch eine Weile draußen. Als es wieder stärker zu nieseln beginnt, ziehen wir uns zurück. Zuvor haben wir noch Wasser, Bier und diverse Lebensmittel bärensicher verschlossen. Weil‘s kalt ist, heizen wir sogar kurz ein.
Ein grandioser Morgen - wolkenloser blauer Himmel. Da gibt‘s nur eins: noch mal rein ins Yosemite-Tal, unsere Route nach Süden führt sowieso durch. Wir sind vor dem erwarteten Massenansturm um 7:30 Uhr bei den Highlights. Wenn die Bilder so schön werden wie auf dem Monitor, sind sie perfekt. Die grünen Blätter und Wiesen leuchten im Morgenlicht vor den schiefergrauen Felswänden - einfach toll. Gegen 11 Uhr ist‘s genug. Wir verlassen Yosemite endgültig gegen Süden. Kaum zu glauben, wie groß der Nationalpark ist. Kurve reiht sich an Kurve bergwärts. Die erlaubten 35 mi/h sind gar nicht immer zu erreichen. Am südlichen Parkausgang stehen drei Meilen lang Einreisende und warten auf Einlass ins Tal. Weiter. Je flacher die Landschaft wird, umso weniger Bäume lockern die riesigen Flächen auf. Gelbes trockenes Grasland wird von Obstplantagen und Weingärten abgelöst. In Fresno ist mal wieder eine Tankfüllung nötig. In der „Indianer-Tankstelle“ in Squaw Valley besorgen wir noch Brot und Muffins. Und gleich darauf erreichen wir den Kings Canyon Mobile Home Park bei Dunlap. Der Betreiber ist super zuvorkommend und mitteilsam, die Campsite groß und ordentlich. Allerdings könnte die Dusche eine Renovierung oder zumindest eine gründliche Reinigung vertragen. 40 $ ist nicht wirklich günstig, aber die Lage nahe am Sequoia Nationalpark fordert halt ihren Tribut.
Ohne Frühstück fahren wir um 6:00 los. Am langen Wochenende, Montag ist Memorial Day, soll in den Parks die Hölle los sein. Und gestern haben wir beim Verlassen des Yosemite die endlosen Warteschlangen gesehen. Das möchten wir natürlich auch heute gerne wieder vermeiden. Die etwas mehr als 40 Meilen ziehen sich. Es ist gefühlt die kurvenreichste Strecke, die wir jemals gefahren sind. Und nach dem Parkeintritt kommen zu den horizontalen Wellen auch noch vertikale. Unser Schiff schaukelt, dass man „sehkrank“ werden möchte. Als erstes RV belegen wir um 7:30 den Parkplatz am Lodgepole Visitor Center. Das ist gut so - da sind insgesamt nur 6! Jetzt wird gemütlich gefrühstückt. Otto erkundigt sich anschließend nach einer sinnvollen Tour. Wir folgen der Empfehlung und fahren mit dem Shuttle #1 zum General Sherman Tree. Mit uns sind gerade mal 6 Personen im Bus. Wir gehen den kurzen Trail zum größten Baum des Parks. Mit einem Fuß-Umfang von mehr als 30 Metern und einer Höhe von ca. 80 m wahrlich ein stattlicher Bursche. Aber auch die „kleinen“ Schwestern und Brüder rund herum bringen die Augen zum Leuchten. Wir nehmen den nächsten Bus zum Giant Forest Museum. Der ist bereits voll. Am Ziel steigen wir gleich um in die Linie #2 zum Moro Rock. Wir bekommen noch einen Stehplatz. Steil ragt der Granit-Monolith in den Himmel und berührt die Wolken. Wer zählt die Stufen? Gut, dass man wegen des Gegenverkehrs immer wieder stehen bleiben muss. Ganz oben herrscht dichtes Gedränge. Ottos Höhenangst lässt ihn die Aussicht nicht wirklich genießen und unten angekommen fühlt er sich deutlich wohler. Wir warten einige Minuten auf den Shuttle zu den Crescent Meadows. Der dortige Spaziergang tut gut. Plötzlich sind wir wieder alleine unterwegs in einer fremden Welt. Das Leben und Sterben der Mammutbäume macht nachdenklich. Viele haben massive Brandwunden oder sind bereits tot. Aber auch die kleinen Pflanzen rundherum sind sehenswert: grüne „Corn Lilies“ am Rand der Wiese, knallrote „Snow Plants“, die riesigen Zapfen der „Sugar Pines“ und die winzig kleinen Zapfen der Redwoods. In vollen Bussen zurück zum Giant Forest Museum und zum Lodgepole Visitor Center. Immer noch rollen Besucher an und suchen verzweifelt nach Parkplätzen. Wir machen gemütlich Mittagspause und uns auf den kurvenreichen Heimweg. Am Campground ist es ganz schön heiß, die Markise hilft nur bedingt. Dem ereignisreichen Vormittag folgen ein lazy afternoon und ein Lagerfeuer-Abend.
Aufbruch Richtung San Francisco. Bei Wal*Mart in Sanger (24 h 7 Tage die Woche geöffnet - auch heute am Memorial Day) besorgt Otto noch Autopolitur für die kleine Schramme vom 23. Mai. Die Strecke nach Norden über Fresno, Merced und Modesto führt durch vergleichsweise dicht besiedeltes Gebiet, wie wir es aus Deutschland kennen. Alleine die Wiesen und Hügel sind strohgelb. Auf der einzigen Rest-Area der heutigen Strecke machen wir kurz Pause. Je näher wir San Francisco kommen, umso dichter wird der Verkehr. Kurzzeitig geht es fünfspurig nur noch stop and go weiter. Sind das alles „Verlängertes-Wochenende-Heimfahrer“? Vermutlich ja, wenngleich sich zwei Verkehrsunfälle als des Übels Wurzeln erweisen. An der Tankstelle in Castro Valley wird unsere Kreditkarte nicht akzeptiert. Also mit leerem Tank hoch in den Anthony Chabot Regional Park. Die Kurverei bis zum Campground scheint wieder kein Ende zu nehmen. Der vorreservierte Stellplatz 45 ist sehr schön auf einem Hügel gelegen. Alleine zum Sanitärgebäude ist es ziemlich weit. Und das ist verwahrlost. Hook up Plätze waren keine mehr frei gewesen, aber für die eine letzte Nacht kommen wir gut ohne Strom zurecht. Nach einer kleinen Stärkung wird geputzt und gewienert. Die Kratzer lassen sich komplett auspolieren. Dazwischen bleibt genügend Zeit, Seele und Füße baumeln zu lassen und die vergangenen drei Wochen zu rekapitulieren.
Abschied bedeutet heute Warten. Die morgendliche Rush Hour lässt die 17 Meilen zu Road Bear zur Geduldsprobe werden. Wir sind uns einig, ohne Navi wären wir im morgendlichen Berufsverkehr nicht zurechtgekommen. Dann Womo abgeben. Die Verkleidung unter der Einstiegstür fehlt – rätselhaft. Soll 40 $ kosten, die man uns aber erlässt. Danke! Dann Warten auf den Transfer zum Flughafen. Überraschenderweise bereits um 10:30 Uhr. Kurze Wartezeit bis der Lufthansaschalter öffnet, dann ist das schwere Gepäck weg. Ottos Tasche mit dem Stativ hat 1,8 kg Übergewicht. Er verweist auf das Untergewicht von Rosis Gepäck. Ein „allerletztes Mal“ lässt die strenge Stewardess das durchgehen. Danke! Jetzt müssen wir nur noch 9 Stunden bis zum Einsteigen warten. Aber mit dem schweren Handgepäck möchte Otto nicht in San Francisco rumlaufen. Also stehen, sitzen und laufen wir halt im Airport rum. Am interessantesten ist es im Zufahrtsbereich des Abflugs. Wir schauen dem Gewusel der Fahrzeuge und Menschen zu. Gegen 17 Uhr begeben wir uns zum Security Check. Mit einigen wenigen Auserwählten schleust uns der strenge Border Control Officer vorbei an der langen Warteschlange direkt zur Kontrolle. Keine Ahnung, wodurch wir das verdient haben. Auf jeden Fall ist die Ausreise im Vergleich zur Einreise ein Kinderspiel. Und der Check ist extrem oberflächlich. Jetzt warten wir in der Nähe unseres Abfluggates. Wegen verspäteter Ankunft der Maschine ist noch mal Geduld gefordert. Der Rückflug ist ganz angenehm, wir können eine Weile schlafen. Mit Bus und Auto bewältigen wir die restliche Strecke und sind gegen 21 Uhr müde wieder zuhause.
© copyright Otto Kinateder